Schwäbische Zeitung (Biberach)
Deal für Staatsanwalt akzeptabel – vier Angeklagte schweigen
Prozess wegen Rauschgiftschmuggel: Beweisaufnahme beginnt
BIBERACH/RAVENSBURG - Fünf Männern aus dem Raum Biberach/ Laupheim wird derzeit vor dem Landgericht Ravensburg der Prozess gemacht. Ihnen allen wird vorgeworfen, im Herbst vergangenen Jahres bei mehreren Beschaffungsfahrten in Slowenien kiloweise Rauschgift eingekauft und dann im süddeutschen Raum verkauft zu haben. Einer hat schon früh seine Mittäterschaft in zwei Fällen gestanden, die anderen Angeklagten aber schweigen, wollen auch von einem Verständigungsvorschlag nichts wissen. Bislang zumindest nicht.
Nach zwei zähen, ersten Verhandlungstagen, die in erster Linie von Diskussionen um die in Corona-Zeiten nun gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstände geprägt waren, beginnt an Tag drei im luftig gestuhlten Saal eins nun endlich die Beweisaufnahme. Ein Polizeibeamter,
der am 25. September 2019 in der Wohnung des einzigen geständigen Angeklagten eher zufällig auf mehrere Marihuanabeutel gestoßen war, wird als Zeuge gehört.
Erst seien er und sein Kollege zu einem Streit in die Wohnung des 26jährigen aus dem Balkan stammenden Mannes gerufen worden, sagte er. Beim Eintreffen der Polizei waren sich die Streithähne wohl aber bereits einig geworden, wiegelten ab und die Polizisten rückten wieder ab.
Eine knappe Stunde später sei ein erneuter Notruf aus der Wohnung des Mannes eingegangen: Er finde seinen Wohnungsschlüssel nicht mehr. Bei der Suche nach dem Schlüssel fiel dem Beamten dann bereits im Wohnungsflur Marihuanageruch auf und auf Drängen des Polizisten („Ich rufe den Staatsanwalt an und dann kommen wir mit einem Hunde-Führer wieder“) habe der 26-Jährige aus dem Schlafzimmer „ein größeres Paket“Marihuana und vom Dachboden eine Reisetasche mit weiteren Paketen geholt.
„Kooperativ“sei der 26-jährige Angeklagte gewesen. „Und er sagte, er habe das Zeug zwar da, aber es gehöre ihm nicht“, erinnert sich der Polizeibeamte. Ihm ist auch noch präsent, dass im Wohnzimmer drei weitere Männer saßen, wovon einer wohl versucht haben soll, ein kleines Alu-Päckchen mit Rauschgift aus dem Fenster zu werfen. Dies sei am angebrachten Fliegengitter gescheitert. Einen Hinweis auf Handeltreiben will der Polizist auch gesehen haben: Es seinen „jede Menge leere 100-Gramm-Tüten mit Anhaftungen“im Abfall des 26-Jährigen gefunden worden.
Die Verhandlung wird bereits nach einer knappen Stunde wieder vertagt, da sich nach wie vor keiner der anderen Angeklagten äußern mag. Der Vorsitzende Richter Böhm hofft nun auf den nächsten Verhandlungstag am 17. April. „Die Welt wird die nächsten drei Wochen nicht anders aussehen“, sagt Böhm mit Blick auf die strengen Abstandsregeln und Hygienevorschriften.
Böhm scheint aber immer noch zu hoffen, dass der bereits bei Prozessauftakt angebotene Verständigungsvorschlag bei den Verteidigern und ihren Mandanten Anklang finden könnte, zu dem der Staatsanwalt bereits sein Einverständnis signalisiert hat.
Der Deal sieht Freiheitsstrafen von anderthalb bis siebeneinhalb Jahren für Beihilfe, beziehungsweise bandenmäßige Einfuhr und Handel mit Betäubungsmitteln vor. Der geständige 26-Jährige, dessen Strafe noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, ist seit dem zweiten Verhandlungstag unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.