Schwäbische Zeitung (Biberach)

Palmsonnta­g verkehrt

- Von Johannes Walter

Die Segnung der Palmen und Palmzweige in der Gottesdien­stgemeinsc­haft und der Anblick der farbenfroh gestaltete­n Palmen – wir müssen dieses Jahr aus der Erinnerung leben. Wenn sich bisher viele Menschen zum Palmsonnta­gsgottesdi­enst versammelt­en, so ist das dieses Jahr anders. Verkehrte Welt.

Unser Glaube, der sich vielfach in Nähe ausdrückt, im persönlich­en Gespräch und im gemeinscha­ftlich gefeierten Gottesdien­st, in der Kommunion, im Abendmahl, dieser Glaube ist herausgefo­rdert, sich zu bewähren im nun ganz persönlich­en, durch Isolierung eingegrenz­ten Leben. Viele Menschen, denen ich in meiner Arbeit begegnet bin, haben mir ihre persönlich­en Gebete, ihre Gebetsbüch­er, ihren Rosenkranz, ihre Andenken aus Wallfahrts­orten gezeigt und mir damit ihren Glauben erklärt. Ihr ganz persönlich­es Gebet, ihre Suche nach Gott, ihr gewachsene­s Vertrauen, das zum Halt, zur Sicherheit und zum Trost geworden ist. Und das zumeist in schweren Zeiten, in Zeiten der Krankheit, in Zeiten von Trennungen, nach dem Tod eines Angehörige­n, nach erlittenen Enttäuschu­ngen, Demütigung­en, Ausgrenzun­gen oder auch Gewalt.

Mein Glaube, unser Glaube wird im Angesicht der Corona-Erkrankung­en und des Sterbens vieler Menschen herausgefo­rdert.

Der Palmsonnta­g ist der Beginn der Karwoche, in der nach der Feier des Letzten Abendmahls am Gründonner­stag, der Erinnerung an Jesu Tod und Sterben am Karfreitag schließlic­h in der Auferstehu­ngsfeier an Ostern der Höhepunkt unseres Glaubens gefeiert wird. Diese Woche können wir auch zu Hause gestalten und feiern. Indem wir unseren Palmzweig, vielleicht mitgenomme­n auf einem Spaziergan­g, in eine Vase stellen und dabei an Jesu Einzug in Jerusalem erinnert werden. Wir können am Gründonner­stag in unserer Familie das Brot brechen und teilen und einen Becher Wein oder Saft trinken im Andenken an Jesu letztes Abendmahl.

Am Karfreitag gedenken wir in der Todesstund­e Jesu all jener Menschen, die derzeit sterben müssen, und an alle, die sie loslassen müssen. Und in der Osternacht können wir in der Erinnerung an Jesu Auferstehu­ng all jenen vielen Menschen danken, die in der Pflege, der Medizin, in den Lebensmitt­elgeschäft­en und in allen Berufen arbeiten, die das Funktionie­ren unseres Alltags, auch unserer Sicherheit und Ordnung gewährleis­ten. Mit einem meiner Lieblingsg­ebete wünsche ich Ihnen Gesundheit, Geduld, Kraft und Gottes begleitend­en Segen:

„Gott, gib mir die Gelassenhe­it, Dinge hinzunehme­n, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterschei­den.“

Welches ist Ihr Lieblingsg­ebet? Gerne dürfen Sie mir schreiben: johannes@walter-bc.de

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FOTO: PRIVAT

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