Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bakterienzoo in der Waschmaschine
Mikroorganismen können Ursache für müffelnde Kleidung sein – Richtiges Waschen und regelmäßiges Reinigen der Maschine helfen
Damit sie ihren Dienst erfüllt und die Wäsche richtig sauber wird, muss die Waschmaschine auch selbst sauber sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Bakterien und Viren, muffig riechenden TShirts, Hemden und Socken und was man dagegen tun kann.
Warum fühlen sich Bakterien in der Waschmaschine so wohl?
Feuchtigkeit, Wärme und regelmäßig Futter in Form von Waschmittel: Bakterien und andere Mikroorganismen finden in der Waschmaschine perfekte Lebensbedingungen. „Waschmittel sind biologisch abbaubar, damit sie in den Kläranlagen von Bakterien zersetzt werden können. Aber das passiert eben auch schon in der Waschmaschine“, sagt Dirk Bockmühl, der an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve zum Thema Hygiene im Alltag forscht. Die Folge: In allen Waschmaschinen tummeln sich Hunderte Bakterienarten, darunter auch Krankheitserreger. Hinzu kommen Schimmelpilze und Hefen. „Man hält sich dort einen ganzen Bakterienzoo“, sagt Bockmühl.
Können auch Viren in den Geräten überleben?
Ein verrotztes Taschentuch in der Hose vergessen oder in die Armbeuge des Pullovers genießt: Auf diesem Weg können auch Erkältungsviren oder das Coronavirus über schmutzige Wäsche in die Maschine gelangen – und das Waschen auch durchaus überleben. Eine Ansteckungsgefahr über die gewaschene Wäsche ist in den meisten Fällen trotzdem höchst gering. Denn anders als Bakterien, die sich im Nährboden Waschmaschine prima vermehren können, brauchen Viren dazu ein Lebewesen wie den Menschen. Nur bei wenigen Viren reicht schon eine geringe Anzahl, um sich anzustecken – dazu gehört das Norovirus. „Und weil man bei einer Magen-Darm-Infektion nicht immer weiß, welches Virus sie ausgelöst hat, sollte man hier vorbeugend verschmutzte Wäsche immer mit 60 Grad und einem Vollwaschmittel waschen“, sagt Hygieneexperte Bockmühl. Bei Erkältungskrankheiten sei dies nicht nötig. Denn selbst wenn noch einige Viren nach dem Waschen auf dem Hosenbein sitzen: Man steckt sich dieses ja nicht in den Mund.
Und wie sieht es mit den Bakterien und Pilzen in der Waschmaschine aus? Sind die eine Gefahr für die Gesundheit?
Nein, im Normalfall wird dadurch keiner krank. „Selbst wenn Fäkalkeime in der Waschmaschine sind. Man lutscht das Handtuch ja nicht ab“, erklärt Bockmühl. Anders sieht es jedoch bei Pilzerkrankungen wie etwa dem Fußpilz aus. Die Pilzsporen werden nicht über den Mund, sondern über die Haut übertragen. „Wenn da die Socken eines betroffenen Familienmitgliedes mit denen von anderen zusammen bei niedriger Temperatur gewaschen werden, kann man sich auf diesem Weg durchaus anstecken“, sagt Markus Egert, Mikrobiologe an der Hochschule Furtwangen. Das gleiche gilt auch für Vaginalpilz. „Hier muss ich dann eben mal auf den Seidenschlüpfer verzichten und eine Baumwollunterhose tragen, die man heiß waschen kann“, sagt Dirk Bockmühl.
Was hat es mit modrig riechender Wäsche auf sich?
Riechen Waschmaschine oder Wäsche modrig, obwohl gerade frisch gewaschen wurde, kann das ein Hinweis darauf sein, dass sich viele Bakterien in den Geräten befinden.
„Dann wird es Zeit für eine richtige Reinigung, notfalls auch mal mit einem Hygienespüler, auch wenn der schlecht für die Umwelt ist“, so Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal.
Wie reinigt man eine Waschmaschine richtig?
Die meisten Mikroorganismen finden sich im Einspülfach der Waschmaschine, also in der Schublade, in die das Waschmittel eingefüllt wird. Der Grund: Hier bleiben immer Waschmittelreste und damit Nahrung für die Bakterien zurück. „Man kann dieses Fach komplett rausnehmen und dann mit heißem Wasser und einem Schwamm reinigen“, sagt Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. Dazu kann man noch etwas Allzweckreiniger verwenden. Auf diese Weise werden auch die Gummidichtungen sowie das Bullauge regelmäßig abgewischt, denn auch hier siedeln sich gern Bakterien an. „Da Bakterien ja Feuchtigkeit mögen, sollte man sowohl das Einspülfach als auch das Bullauge nach jeder Wäsche offen lassen, damit das Gerät austrocken kann“, so Egert. Ebenfalls regelmäßig gereinigt gehört das Flusensieb. Dort bleiben neben Flusen und kleinen Gegenständen aus den
Hosentaschen auch immer etwas Wasser zurück, was man immer mal wieder ablassen sollte.
Wie kann man den Bakterien in der Waschmaschine vorbeugen?
Hygieneexperte Bockmühl empfiehlt einmal im Monat eine Wäsche mit 60 Grad und einem Vollwaschmittel zu waschen, das Bleichmittel enthält. „Diese Kombination aus hoher Temperatur und Bleiche überleben die meisten Bakterien, Pilze und Hefen nicht“, sagt er. Bleichmittel enthält jedoch nur Waschmittel in Pulverform, Flüssigwaschmittel hingegen nicht. Außerdem sollte man für diese Wäsche ein Normalprogramm wählen und kein Spar- oder Ökoprogramm. Denn selbst wenn man bei solchen Programmen 60 Grad auswählt, ist die Temperatur in der Maschine aus Energiespargründen deutlich geringer. „Durch eine längere Waschdauer waschen solche Programme lediglich so sauber wie 60 Grad“, sagt Bockmühl. Der Umwelt zuliebe sollte man diese Sparprogramme trotzdem regelmäßig nutzen, nur eben ab und an auch das Normal- oder Intensivprogramm wählen.
Können Wäschetrockner Bakterien abtöten?
Ähnlich wie bei den Waschmaschinen arbeiten moderne Trockner aus Energiespargründen nur noch mit niedrigen Temperaturen. „Die Wirkung auf Bakterien ist daher nicht besser, als wenn ich die Wäsche in einem geheizten Raum trocknen lasse“, sagt Hygieneexperte Bockmühl. Was dagegen einen hygienischen Vorteil bringt: Die Wäsche zum Trocknen an die frische Luft hängen, weil hier die UV-Strahlen die Mikroorganismen abtöten.
Sind Spülmaschinen ein ähnlicher Wohlfühlort für Bakterien wie Waschmaschinen?
Feucht und warm ist es dort zwar auch und auch Nahrung ist in der Spülmaschine genug für die Bakterien da. Allerdings spült die Spülmaschine – anders als die Waschmaschine – beim letzten Spülgang immer mit frischem Wasser nach. „Außerdem werden zumindest beim Trocknen auch noch sehr hohe Temperaturen erreicht“, sagt Dirk Bockmühl. Die aggressive Chemie in den Spülmaschinentabs tut ihr Übriges, um Bakterien abzutöten.