Schwäbische Zeitung (Biberach)
40-köpfiges Wettbewerbsteam tüftelt an Entwurf für nachhaltiges Gebäude
Hochschule Biberach ist als eine von sechs deutschen Hochschulen für den internationalem Wettbewerb „Solar Decathlon Europe 21“nominiert
BIBERACH (sz) - Die erste Hürde ist geschafft. Das Team der Hochschule Biberach (HBC) ist für den studentischen Wettbewerb Solar Decathlon Europe 21 (SDE21) nominiert. Bei dem internationalen Wettbewerb geht es um den Bau nachhaltiger und energieeffizienter Gebäude. Bis August 2021 muss das Biberacher Team einen Entwurf für nachhaltige Quartiersentwicklung erstellen und in einem 1:1-Modell umsetzen – eine interdisziplinäre Herausforderung für alle Bau-Studiengänge der HBC. In einem 40-köpfigen Team wird an dem Wettbewerb gearbeitet, an dem insgesamt 16 Hochschulen und Universitäten beteiligt sind, neben der HBC weitere fünf aus Deutschland.
Eine interdisziplinare Gruppe um Projektleiterin Lena Frühschütz arbeitet intensiv an der Planung und Realisierung des Wettbewerbsbeitrags. Aufgabe ist es, ein zweistöckiges Gebäude aufzustocken und zwar nachhaltig und energieeffizient. Die Masterstudentin aus dem Bereich Energie-Ingenieurwesen koordiniert das 40-köpfige Biberacher Team gemeinsam mit Professor Andreas Gerber. „Wir sind eng getaktet“, sagt der Studiendekan. Deshalb nimmt das Projekt jetzt Fahrt auf: Die beteiligten Studierenden der Architektur arbeiten an Entwürfen, angehende Energie-Ingenieurwesen entwickeln die Bauphysik und das Energiekonzept. Und auch wenn die Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen verändert, hat läuft die Arbeit auf Hochtouren: „Wir nutzen digitale Tools und treffen uns in virtuellen Meetings“, berichtet Lena Frühschütz.
Die Wettbewerbsaufgabe ist es, eine Idee für nachhaltiges, energieeffizientes und sozialverträgliches Bauen im städtischen Umfeld zu entwickeln und umzusetzen. Damit sind neben Architekten und Energie-Ingenieuren auch Bauingenieure und Bau-Projektmanager der HBC gefragt – Fachgebiete des Bauwesens, die die Hochschule allesamt abdeckt.
Die Aufgabe spiegele wider, welcher Wandel – in dem Fall in der nachhaltigen Stadtplanung – notwendig sei, um Zukunftsaufgaben zu lösen, sagt André Bleicher, der Rektor der Hochschule Biberach. „Alle Beteiligten können ihr Wissen und ihre Ideen einbringen – damit wird der Wettbewerb zum Transferprojekt für Lehre, Forschung und Praxis.“
Als interdisziplinare Herausforderung betrachtet auch Hochschulratsvorsitzender Gerd Leipold die Teilnahme. Der ehemalige Chef von Greenpeace International sieht die HBC bestens für die Aufgabe gewappnet, ein Gebäude im urbanen Bestand smart und nachhaltig aufzustocken: „Nachhaltiges Planen und
Bauen wird an der Hochschule nicht nur gelehrt, sondern es werden auch neue wissenschaftliche Methoden entwickelt, zum Beispiel in den Forschungsinstituten für Gebäude- und Energiesysteme oder Holzbau.“
Anforderungen und Zeitplan für das Projekt seien anspruchsvoll, berichtet Projektleiterin Frühschütz: „Wir haben noch anderthalb Jahre Zeit, unser Gebäude zu planen und umzusetzen.“Der Projekttitel „Extension for Sustainability“(abgekürzt „4S“) heißt übersetzt „Erweiterung für Nachhaltigkeit“und zielt auf die Aufgabe ab, ein vorhandenes zweistöckiges Gebäude aufzustocken. „Unsere konkreten Lösungsansätze für die Umsetzung einer CO2neutralen Nachverdichtung verraten wir natürlich noch nicht. Die Konkurrenz ist groß und schläft sicher nicht“, sagt die Masterstudentin.
Auch die Effekte des Projekts für das Knüpfen und Pflegen von Kontakten der Hochschule sind ein zentrales Thema für das Team. Der Wettbewerb sei eine willkommene Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit der Hochschule gegenüber Partnern darzustellen, so Kanzler Thomas Schwäble: „Das Miteinander von Hochschule, Handwerk, Mittelstand, Industrie und Verbänden bietet einen
Mehrwert für alle Beteiligten.“
Parallel arbeitet sich die Projektgruppe intensiv ein. Vor der CoronaPandemie besuchte sie Kongresse wie den für energieautonome Kommunen Mitte Februar in Freiburg stattfand. Sie tauscht sich aus mit Experten verschiedener Disziplinen, kreiert interdisziplinäre Lehrveranstaltungen für die kommenden Semester und koordiniert erforderliche Projektarbeiten. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Hochschule muss reibungslos funktionieren“, erläutert Lena Frühschütz. Denn es gebe ein Pflichtenheft des Auslobers, der Energy Endeavour Foundation, das Fortschritte zu bestimmten Zeitpunkten einfordere sowie deren Dokumentation und Veröffentlichung. Im April ist der erste Team-Workshop in Wuppertal angesetzt. In Zeiten von Corona wird er virtuell durchgeführt.