Schwäbische Zeitung (Biberach)
Geschichten über die Räuberbande
BIBERACH (sz) - Das Museum Biberach ist bis auf Weiteres geschlossen. In loser Folge werden daher nun Geschichten über bedeutsame Gegenstände aus der Museumssammlung erzählt. Im zweiten Teil geht es um das Gemälde „Die Räuberbande des Schwarzen Veri“von Johann Baptist Pflug (1785–1866).
Im Jahr 1924 erwirbt die Stadt Biberach für sein noch junges städtisches Museum ein Räuberaquarell im Stuttgarter Kunsthandel. Es handelt sich um ein repräsentatives Gruppenporträt der berüchtigten oberschwäbischen Räuber, die um das Jahr 1819 ihr Unwesen in der Gegend trieben und vom Biberacher Maler Johann Baptist Pflug nachträglich mehrfach ins Bild gesetzt wurden. Pflug überliefert ein geschöntes Bild dieser armen Vaganten, die nach der Hungersnot von 1816/17 eher Getriebene waren als schlimme Verbrecher.
Der Künstler gibt einen Eindruck von einem Räuberfest im Wald. Allerdings wäre ohne den Bildtitel nicht sofort klar, dass es sich um eine Räuberbande handelt. Für uns Heutige ist zunächst bloß eine ausgelassen dem Trunke zusprechende, ansonsten freundliche Gesellschaft zu sehen. Waffen werden nicht gezeigt. Johann Baptist Pflug malt die Räuber nicht wie sie wirklich gewesen sind. Realismus ist von einem Maler des frühen 19. Jahrhunderts auch nicht zu erwarten. Gleichwohl gibt er Hinweise zur Bildentschlüsselung, die für die Zeitgenossen eindeutig gewesen sind. So malt er allen Räuberinnen und Räubern Ohrringe – soweit die Ohren nicht von wilden Frisuren verdeckt werden –, obwohl die Räuber (das geht aus den Gerichtsakten hervor) keine Schmuckgegenstände besessen haben.
Im Vordergrund liegen Beutestücke: Zucker, Stoffballen, Kästen und Geschirr sowie große Kandelaber und goldene Kelche, die nach Kirchengut aussehen. Auch hier geht der Künstler virtuos mit der Wirklichkeit um, denn die Bande unternimmt keinen Kirchenraub.
Aboservice Tel. 0751/29 555 555 www.schwäbische.de/aboservice Gewerbliche Anzeigen 07351/5002-31 Fax: 0751/2955-99-6999
Private Anzeigen 0751/29 555 444 www.suedfinder.de/anzeigen Redaktion 07351/5002-60
Fax: 0751/2955-99-6998 redaktion.biberach@schwaebische.de Marktplatz 35, Biberach Schalter-Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9-13 Uhr, nachmittags geschlossen. Telefonisch sind wir selbstverständlich erreichbar.
schwäbische.de