Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neustart für die gute Laune
Athleten hoffen nun auf eine Lockerung für den Vereinssport – Kretschmann legt sich fest
FRANKFURT (SID/dpa) - Golfer, Reiter, Tennisspieler und Millionen Breitensportler blicken gebannt nach Berlin, wenn die Bundesregierung die neuen Lockerungen in der Corona-Krise bekannt gibt. Viele Vertreter des deutschen Sports hoffen – nein fordern sogar weitere Entlastungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst hatte dem Sport Hoffnungen gemacht. In der Sitzung am 6. Mai werde man „sehr klare Entscheidungen“treffen, hatte Merkel am 30. April angekündigt, nachdem die Bund-Länder-Konferenz bei ihrem letzten Treffen den Sport noch links liegen gelassen hatte.
Auch die Sportministerkonferenz hat sich bereits für einen Weg zurück zum vereinsbasierten Sporttreiben ausgesprochen. Das solle aber ausschließlich auf Freiluftaktivitäten abzielen. Alle Sportminister der Länder wollen die schrittweise Wiederaufnahme des Sport- und Trainingsbetriebes und haben den Beschluss der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten bereits vorgelegt.
In Bayern preschte Ministerpräsident Markus Söder vor und kündigte an, dass ab dem 11. Mai kontaktfreie Individualsportarten mit Abstand in seinem Bundesland wieder erlaubt seien. Dazu zählten Tennis, Leichtathletik, Golf, Segeln, Reiten (auch in der Halle) und Flugsport. „Mehr Freiheit bedeutet aber auch mehr Verantwortung“, mahnte Söder.
Während Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Vorpreschen Bayerns kritisierte, aber auch schon Lockerungen für kommenden Montag ankündigte, ist in Hamburg seit Dienstag die Benutzung von Sportanlagen bei der Ausübung von Individualsportarten im Freien wieder möglich. Voraussetzung dafür sei aber, dass stets ein Abstand eingehalten werde, der Wettkampfbetrieb bleibe untersagt.
Die Realität für den Sport ist derzeit noch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Der Flickenteppich macht vielen zu schaffen, soll aber nach einer Einschätzung des Deutschen Tennis Bundes bald ein Ende haben. „Allerspätestens zum 18. Mai wird er sich auflösen. Ich glaube sogar, dass bereits am 11. Mai in jedem Bundesland wieder Tennis gespielt werden darf. Natürlich mit individuellen Auflagen“, sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff.
Die derzeitigen Einschränkungen durch die Politik seien für die Bürger nur schwer verständlich. „Die Begründungen sind ja teilweise hanebüchen. Wenn ein Ministerpräsident sagt, man könne Sportarten nicht differenziert betrachten, frage ich mich, ob da der IQ für ein solches Amt ausreicht? Und komme zur Antwort: nein“, sagte Hordorff, der für klare Worte bekannt ist.
Auch die Schwimmer hoffen auf positive Impulse aus Berlin. „Irgendwann müssen unsere Sportler auch wieder ins Wasser“, sagte der Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz.
Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann forderte von der Politik in Berlin nun ein beherztes Handeln. Der Beschluss der Sportministerkonferenz liege seit einer Woche vor. „Es leuchtet mir nicht ein und ist auch den Menschen nicht zu vermitteln, warum kontaktfreie Trainings- und Übungsangebote von Sportvereinen im Freien (...) weiter nicht ausgeübt werden dürfen“, meinte Eisenmann.
Hoffnung also genug für die rund 27 Millionen Menschen in 90 000 Sport- und Turnvereinen, die unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes vereint sind. Denn nicht nur in der Krise gilt, dass Bewegung das psychische und körperliche Wohlbefinden fördert. In der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg mit der Angst um die Gesundheit und Existenzen ist das wichtiger denn je. Körperliche Aktivität stärkt nicht nur die Fitness und die Abwehrkräfte, sondern beeinflusst viel mehr. „Der Sport leistet auch und gerade in angespannten Zeiten seinen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Erhaltung von Gesundheit und Mobilität und damit zur Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger“, heißt es in der Begründung der Sportministerkonferenz zur Wiederaufnahme des Vereinssports.
Damit ist eigentlich alles gesagt.