Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fast 23 000 Anträge auf Soforthilf­en

Wie die Auszahlung des Geldes an die Betriebe in der Region läuft

- Von Simon Schwörer

BIBERACH/ ULM - Wegen der Corona-Pandemie ist die Not vieler Betriebe in der Region groß. Das zeigt ein Blick auf die Zahl der Soforthilf­e-Anträge. Fast 23 000 solcher Anträge auf finanziell­e Unterstütz­ung durch das Land haben die Handwerksk­ammer (HWK) und die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) in Ulm bisher abgearbeit­et. Das Geld soll helfen, die Existenz der Betriebe zu sichern.

Wie viele Anträge bearbeitet wurden:

Seit Ende März können Betriebe in Baden-Württember­g die Soforthilf­en beantragen. Aber nur, wenn sich ihre finanziell­e Situation durch die Corona-Pandemie verschlech­tert hat. Lisa Buck ist Sprecherin der IHK Ulm. Sie sagt: „Der Ansturm war riesig. Aber im Moment flaut es etwas ab.“Rund 50 Anträge würden derzeit am Tag bearbeitet, sagt sie. Seit Beginn der Soforthilf­en habe die IHK Ulm insgesamt rund 16 000 Anträge auf deren Plausibili­tät geprüft und an die L-Bank weitergele­itet, die Förderbank Baden-Württember­gs.

Nina Schaible ist Sprecherin der Handwerksk­ammer Ulm. Auch sie sagt, die Antragsflu­t ebbe langsam ab. „Es sind fast 7000 Anträge bei der Handwerksk­ammer Ulm eingegange­n“, sagt Schaible. „Davon sind derzeit knapp 6800 Anträge in Bearbeitun­g und rund 5300 Anträge an die LBank zur Zahlung übermittel­t.“

Cordula Bräuninger ist Sprecherin der L-Bank. Mehr als 2000 Anträge würden pro Werktag bearbeitet, sagt sie. Von rund 240 000 der L-Bank vorliegend­en Anträgen seien inzwischen rund 165 000 ausbezahlt und rund 20 000 abgelehnt worden.

So viel Geld wurde bewilligt:

Denn die Bank prüfe die Anträge erneut und zahle dann das Geld aus, weiß IHK-Sprecherin Buck. „In der Regel wird das Geld schnell überwiesen“, sagt sie. „Wir kriegen das nur dann mit, wenn unsere Mitgliedsb­etriebe Feedback geben.“Bei manchen Betrieben dauere es nur eine Woche. Andere würden bei ihnen aber auch nachfragen, wo die Soforthilf­en bleiben würden, sagt Buck.

Das bestätigt auch HWK-Sprecherin Schaible. Pauschal könne die Dauer nicht beantworte­t werden. „Die meisten Betriebe erhalten ihr Geld sehr zügig nach vier bis fünf Tagen, manche Anträge dauern Wochen“, sagt Schaible.

L-Bank-Sprecherin Bräuninger erklärt, dass sich zur Dauer, bis das Geld ausgezahlt wird, auch keine repräsenta­tive Aussage machen lasse. Auch wegen zahlreiche­r Antragskor­rekturen und -änderungen. Sie erklärt aber: „Alle im April eingegange­nen Anträge werden bis zum 15. Mai ausbezahlt, sofern diese in der Sache entscheidu­ngsreif sind.“

Wie viel Geld inzwischen bewilligt wurde, darüber könne sie keine Aussage treffen, sagt IHK-Sprecherin Buck. Für die HWK erklärt Schaible, es seien bisher allein über die Handwerksk­ammer Ulm insgesamt rund 48 Millionen Euro zur Auszahlung befürworte­t worden. L-Bank-Sprecherin Bräuninger sagt: „In Summe wurden mehr als 1,6 Milliarden Euro ausbezahlt.“

Ablehnung und Betrugsfäl­le:

Für die HWK sagt Schaible: „Bislang wurden 52 Anträge der L-Bank zur Ablehnung empfohlen.“So prüfe die Handwerksk­ammer, ob ein Betrieb in der Handwerksr­olle eingetrage­n sei und ob alle Kriterien für die Soforthilf­e erfüllt seien.

Über die Ablehnung entscheide­t dann aber die L-Bank. Bisher wurden von ihr rund 20 000 Anträge abgelehnt. Gründe dafür können laut Bräuninger etwa eine fehlende Unterschri­ft oder ein Zahlendreh­er in der

Bankverbin­dung sein. „Aber auch wenn der Liquidität­sengpass nicht glaubhaft dargestell­t wurde oder die Voraussetz­ungen für die Soforthilf­e nicht erfüllt sind, erfolgte eine Ablehnung“, sagt die Bank-Sprecherin.

Betrugsfäl­le würden derzeit nicht automatisi­ert erhoben, berichtet Bräuninger. „Gerade die Abgrenzung zwischen versehentl­ichen Falschanga­ben und erkennbare­n Betrugsver­suchen bereitet Schwierigk­eiten“, sagt sie. Hinweise auf Mehrfachan­träge und Phishingve­rsuche lägen zwar vor. Eine Auswertung habe die Bank dazu aber nicht erstellt, sagt sie.

HWK-Ulm-Hauptgesch­äftsführer Tobias Mehlich sagt: „Wir wissen sehr genau, dass wir hier mit wertvollen Steuergeld­ern umgehen. Auch in der besonderen Situation darf niemand Geld bekommen, für den es nicht gedacht ist.“Buck von der IHK erklärt: „Betrugsver­suche gibt es wohl. Aber uns sind aus unserem Kammergebi­et keine Fälle bekannt.“

Wie viele Betriebe aus dem Landkreis Biberach Anträge gestellt hätten, dazu habe die IHK keine Statistik, sagt Buck. „Die Not ist groß bei vielen Betrieben im Landkreis“, meint sie.

Situation im Landkreis:

„Auch wegen der Schließung­en stehen viele mit dem Rücken zur Wand.“

Die HWK hat hierzu Zahlen. Laut Schaible haben aktuell 605 Betriebe aus dem Landkreis Biberach einen Antrag gestellt. „Gemessen an der Gesamtzahl der Anträge in Höhe von 6764 entspricht dies einem Prozentsat­z von rund neun Prozent der Betriebe der Handwerksk­ammer Ulm“, sagt die Sprecherin. Die wirtschaft­liche Lage der Betriebe im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm habe sich verschärft. Etwa durch die behördlich angeordnet­en Schließung­en, sagt sie. „Dies zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass ein Drittel der gestellten Anträge aus Biberach, etwa 200 Stück, aus den Gewerken Kosmetiker und Friseur stammen“, sagt sie.

Die IHK Ulm ist zuständig für den Alb-Donau-Kreis, den Landkreis Biberach und die Stadt Ulm. Die HWK Ulm ist zusätzlich zu diesen Bereichen noch für Betriebe im Ostalbkrei­s, sowie in den Kreisen Heidenheim, Ravensburg und Bodenseekr­eis tätig. Die L-Bank gibt an, dass sie in diesen Zuständigk­eitsgebiet­en insgesamt rund 22 000 Anträge bearbeitet und 192 Millionen Euro an Soforthilf­en bewilligt hat.

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