Schwäbische Zeitung (Biberach)
Masken-Verkauf sorgt in Memmingen für Ärger
Hobby-Nähgruppe entdeckt ihre selbst hergestellten Masken in einem Ladengeschäft – für 14 Euro das Stück
MEMMINGEN - Jede Krise hat ihre Profiteure. In Zeiten von Corona dürften das vor allem Masken-Hersteller sein. Doch es gibt auch Nähgruppen, die diese Masken für den guten Zweck herstellen – so wie die Näherinnen rund um Angelika Schmitz. Wenn überhaupt, dann nimmt die Gruppe lediglich Spenden an, um ihre Kosten einigermaßen zu decken. Umso erstaunter waren die Frauen, als sie ihre selbst genähten Kreationen in einem Bekleidungsgeschäft in der Memminger Innenstadt wiedererkannt haben – und zwar für 14 Euro das Stück.
Doch von vorn: Stutzig wurde Schmitz, als sie eine Zeitungsanzeige sah, in der das Geschäft mit dem Verkauf von Masken warb. Denn die Inhaberin des Ladens habe zuvor von Schmitz selbst noch Masken erhalten – gegen eine Spende von fünf Euro pro Stück. Damals habe Schmitz die Frau darauf hingewiesen, dass die Masken nur für private Zwecke und nicht zum Weiterverkauf gedacht seien. Ein Blick in das Schaufenster bestätigte allerdings Schmitz’ Verdacht. „Mir fiel die Kinnlade runter“, sagt sie. Eine der Näherinnen kaufte anschließend „inkognito“zwei Masken, die nach Schmitz’ Worten eindeutig von der Nähgruppe stammten.
Die Frauen waren deshalb so erbost darüber, weil sie viel Zeit und Geld in ihr Maskenprojekt stecken, sagt Schmitz. Erst vor Kurzem spendeten die Frauen hunderte Masken an das Mehrgenerationenhaus in Memmingen. „Und wir machen es auch gerne.“Aber ausnutzen lassen wollen sie sich nicht. Schmitz sei anfangs so aufgebracht gewesen, dass sie alles hinschmeißen wollte.
Die Inhaberin des Ladens versichert auf Nachfrage, dass sie die Näherinnen nicht ausnutzen wollte.
Schließlich habe sie für die Masken ja bezahlt. Zudem habe sie die Masken ursprünglich nur zu Dekozwecken im Schaufenster ausgestellt, weil die Masken, die sie jetzt verkauft, noch nicht eingetroffen waren. „Ich durfte ja erst am Montag wieder aufmachen“, sagt sie. Da habe sie vorab ein wenig dafür werben wollen. Die Masken, die sie verkauft, bezieht sie nach eigenen Angaben von zwei professionellen Herstellern.
Als dann die Masken-Lieferung am Montag eintraf, habe sie die selbst genähten Stücke der Näherinnen aus dem Laden geräumt und im Freundesund Familienkreis weitergegeben. Darauf angesprochen, dass am Montag eine der Näherinnen noch eine von ihr selbst genähte Maske gekauft hat, sagt die Inhaberin, dass das schon möglich sei. Bevor die Maskenlieferung eintraf, habe sie noch ungefähr fünf Stück der selbst genähten Gesichtsbedeckungen verkauft. Die 70 Euro, die sie beim Verkauf erhielt, habe sie separat aufbewahrt, um sie Schmitz zu geben. Das hat sie mittlerweile auch getan. Gleichzeitig hat sie sich bei Schmitz entschuldigt. Und diese hat die Entschuldigung angenommen. Die 70 Euro wollen die Näherinnen dem Kinderhospiz spenden.
Wie die Ladenbesitzerin weiter berichtet, wollte sie die Näherinnen unterstützen, weil sie deren Engagement toll finde. So habe sie ihnen auch Stoffe und Gummis gespendet und außerdem die fünf Euro pro Maske bezahlt, wie von den Näherinnen verlangt. Laut Schmitz hatte die Ladeninhaberin gefragt, wie viel sie für die Masken bezahlen soll. „Ich habe ihr aber auch gesagt, das ist eine Spende“, so Schmitz. Gegenüber der „Memminger Zeitung“versicherte sie zudem: „Wir machen damit keinen Profit. Und falls doch ein paar Euro übrig bleiben, gehen wir mal davon essen.“