Schwäbische Zeitung (Biberach)

Angespannt­e Haushaltsl­age

Warum Warthausen 2020 mit einem Minus rechnet und was das für die Gemeinde bedeutet

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Aufgrund der Corona-Pandemie droht vielen Gemeinden ein massiver Rückgang bei den Steuereinn­ahmen. Auch Warthausen hat jetzt einen Haushalt für 2020 verabschie­det, der mit vielen Fragezeich­en versehen ist.

Ein Wort, dass nichts Gutes verheißt, fiel in der Gemeindera­tssitzung besonders oft: „Makulatur“. Warthausen­s Kämmerin Sabrina Kühnbach sprach davon, als sie den Finanzplan vorstellte. Ebenso die Vorsitzend­en der Fraktionen. Unklar sei, wie gravierend die CoronaFolg­en ausfallen werden. „Wir müssen dann eine Priorisier­ung festlegen, wenn die Auswirkung­en feststehen“, erklärte sie. Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz sagte in seiner Haushaltsr­ede: „Ich möchte, dass wir mit Vorsicht in die nächsten Haushaltsj­ahre starten.“Zur Ehrlichkei­t gehöre, dass voraussich­tlich nicht alle im Haushalt angekündig­ten Baumaßnahm­en umgesetzt werden können.

Unterm Strich steht im Haushaltsp­lan dieses Jahr auch ohne die Corona-Folgen ein Minus. Eine Erklärung dafür sei, dass die Kosten für Baugebiete bereits veranschla­gt, aber keine Erlöse eingerechn­et sind, erklärte Kämmerin Kühnbach. Die Finanzsitu­ation beschreibt sie als „sehr angespannt“. In diesem Jahr kann der geplante Fehlbetrag von bislang 1,8 Millionen Euro mit Geld aus den Rücklagen gedeckt werden. Schwierig werde es dann vor allem in den Folgejahre­n. Die Gemeinde rechne damit, für die Investitio­nen einen Kredit aufnehmen zu müssen. Allein in diesem Jahr sind Aufwendung­en

von insgesamt knapp 13 Millionen Euro geplant, dem gegenüber stehen geplante Erträge von lediglich knapp elf Millionen Euro.

Franz Schuy (CDU) erklärte in seiner Rede, der Haushalt orientiere sich „an Bedarfen, nicht an Wünschen“. Ulrich Geister (FW) sagte, er gehe davon aus, dass „der Haushalt aufgrund der aktuellen CoronaPand­emie bei den Einnahmen und Ausgaben nachgearbe­itet werden muss und ein Nachtragsh­aushalt erstellt werden muss“.

Deutliche Kritik an dem Planwerk kam von der ÖBB-Fraktion. Peter Maier holte in seiner Haushaltsr­ede zum Rundumschl­ag aus: Die Corona-Pandemie sei ein Zeichen, „dass wir endlich wieder lernen müssen, mit der Natur zu leben“. Der „Wahnsinn der Industrial­isierung“müsse gestoppt werden. Maier verwies dabei auch auf den geplanten Kiesabbau im Äpfinger Herrschaft­sholz (SZ berichtete). Im Besonderen aber zielte er auf das Industrieg­ebiet im Rißtal ab. Dieses sei „auf keinen Fall erstrebens­wert, um ganz zu schweigen von lohnenswer­t“. Er habe den Eindruck, dass die Firmen weder „das Interesse noch den Bedarf an Neubauten haben“. Die Gemeinde solle die Kosten für die Erschließu­ng sparen. „Wir können keine Gelder ausgeben für ein IGI, das auf längere Zeit sowieso keiner in Anspruch nimmt.“

Zuletzt hatte die Firma Handtmann hingegen mehrmals bestätigt, dass sie die Entwicklun­gsflächen benötige, um „den Hauptstand­ort Biberach zukunftsfä­hig zu halten“. Jörg Hochhausen, Geschäftsf­ührer der Handtmann Service-Gesellscha­ft, hatte im April erklärt, er hoffe, dass der Zweckverba­nd die Erschließu­ng des Gebiets „mit unverminde­rtem Engagement“vorantreib­e.

Neben der Erschließu­ng des Industrieg­ebiets stehen in der Gemeinde aber noch eine Vielzahl weiterer Projekte an: allem voran der Neubau der Kindertage­sstätte in Birkenhard mit drei Millionen Euro, der Neubau der Brücke „Alte Biberacher Straße“mit rund 400 000 Euro und der erste Bauabschni­tt für die Umgestaltu­ng des Friedhofs.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER

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