Schwäbische Zeitung (Biberach)
Diehl Aviation setzt Kurzarbeit an
Mehr als die Hälfte der rund 2000 Laupheimer Beschäftigten soll betroffen sein
LAUPHEIM - Beim Flugzeugausrüster Diehl Aviation in Laupheim sind seit Anfang Mai die formalen Voraussetzungen für Kurzarbeit erfüllt. Dieses Instrument werde nun dort eingesetzt, wo es „unternehmerisch geboten, wirtschaftlich sinnvoll und arbeitsrechtlich möglich ist“, erklärte der Firmensprecher David Voskuhl gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. In den nächsten Wochen werde das mehr als die Hälfte der rund 2000 Beschäftigten in Laupheim betreffen.
Vom 6. bis 17. April hatte der Betrieb an allen Diehl-Aviation-Standorten wegen der Corona-Krise bereits weitgehend geruht. Die Beschäftigten setzten Stunden aus ihren Gleitzeitkonten ein oder bauten regulären Urlaub ab. Die Konzernleitung traf zu diesem Zeitpunkt bereits Vorbereitungen für Kurzarbeit.
Der Grund dafür sind die inzwischen deutlich reduzierten Produktionsraten der Flugzeughersteller. Der größte Diehl-Kunde Airbus hat die Fertigung um etwa ein Drittel heruntergefahren und baut aktuell noch 40 Passagierflugzeuge der A320-Familie pro Monat, sechs Maschinen vom
Typ A350 und zwei A330. Entsprechend weniger Kabinenausstattungen und Klimakomponenten aus Laupheim werden momentan für die Endmontage benötigt.
Die Nachfrage nach fabrikneuen Flugzeugen ist in der Krise eingebrochen. Wegen der internationalen Reisebeschränkungen haben Airlines rund um den Erdball große Teile ihrer Flotten „geparkt“. Etliche Luftfahrtgesellschaften
sind finanziell ins Trudeln geraten; kaum eine nimmt derzeit neue Jets ab. Liefertermine werden verschoben, manche Bestellungen gar storniert.
„Wir bewegen uns im Kielwasser unserer Kunden“, sagt David Voskuhl. Prognosen seien derzeit schwierig; allerdings sei davon auszugehen, „dass sich eine nachhaltige Erholung von der aktuellen Krise erst nach einer langen Zeitspanne einstellen wird“. Die Ansetzung von Kurzarbeit wirke sich auf die einzelnen Fachabteilungen und die Standorte von Diehl Aviation unterschiedlich aus.
Zum Teilkonzern Diehl Aviation, in dem die Diehl-Gruppe ihre Luftfahrtaktivitäten bündelt, gehören die Diehl Aviation Laupheim GmbH, die unter anderem sämtliche AirbusPassagierflugzeuge mit Kabinenkomponenten ausstattet, Diehl Aviation Gilching mit Werken in Gilching und Dresden, Diehl Aviation Hamburg und die in Überlingen, Frankfurt und Nürnberg ansässige Diehl Aerospace GmbH. In Summe beschäftigen diese vier Gesellschaften knapp 6000 Menschen. Im Geschäftsjahr 2018 wurden 1,48 Milliarden Euro Umsatz erzielt.