Schwäbische Zeitung (Biberach)
Beifang beim Pipeline-Bau
Archäologische Funde aus drei Bundesländern
Was Archäologen beim Bau der Ethylen-Pipeline-SüdTrasse (EPS-Trasse) im Laufe von fünf Jahren gefunden haben, ist nun in einem Sammelband zusammengefasst. Unter dem Titel „370 Kilometer Archäologie“werden die Grabungsergebnisse aufgelistet, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München mitteilte.
An der Strecke, die durch die drei Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz führt, wurden 287 Ausgrabungen vorgenommen. Das im schwäbischen Nördlingen präsentierte Buch ist ein Gemeinschaftswerk der drei Landesdenkmalbehörden.
Die Entdeckungen reichen von der Steinzeit bis in die Neuzeit, vom pietätvollen Totenkult bis hin zum Tod auf dem Schlachtfeld. Darunter finden sich auch bedeutende Funde wie zum Beispiel das Rössener Kindergrab (um 4600 vor Christus) von Dannstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) und das frühkeltische Grabhügelfeld (600 bis 450 vor Christus) in der Rheinaue bei Karlsruhe-Neureut, das völlig unerwartet auch mehrere Bestattungen aus der römischen Kaiserzeit offenbarte.
Dazu kommt außerdem das Massengrab von Alerheim (Landkreis Donau-Ries) aus dem Dreißigjährigen Krieg von 1645.
Zugleich legten die Autoren mit dem Buch eine umfangreiche Übersicht zu den Fundstellen auf der Strecke der EPS-Trasse vor. Deren Bau in den Jahren 2007 bis 2011 war laut Mitteilung eine der wichtigsten Infrastrukturvorhaben der vergangenen Jahre im süddeutschen Raum.
Die Strecke der 370 Kilometer langen Pipeline verläuft zwischen Münchsmünster bei Ingolstadt und Ludwigshafen am Rhein und schließt das Chemiedreieck Burghausen, Gendorf, Münchsmünster im Südosten Bayerns an den Ethylen-Verbund in Nordwesteuropa an. (KNA)
Stefanie Berg, Jörg Bofinger, Rüdiger Schulz (Hrsg.): 370 Kilometer Archäologie, 378 Seiten, Propylaeum, 2019. 40 Euro. Auch online abrufbar: https://doi.org/10.11588/propylaeum.395