Schwäbische Zeitung (Biberach)
Auch die Handballliga will Spielern an das Gehalt
Nach der DEL will auch die HBL Kürzungen – Ligen steht ein heißer (Verhandlungs-)Sommer bevor
HAMBURG (SID) - Abgebrochene Saison, fehlende Einnahmen, ungewisse Zukunft: In der wohl größten Krise seit Bundesliga-Bestehen pocht nun auch der Handball auf einen deutlichen Gehaltsverzicht seiner Spieler. „Da braucht man keine Rechenkünste zu bemühen, da muss etwas passieren“, sagte Liga-Chef Frank Bohmann. Beim Neustart werde es nicht so weitergehen können wie vor der Corona-Krise: „Wir werden hart an den Kosten schrauben müssen, anders wird es nicht gehen.“Nach dem Eishockey nun also der Handball: Den deutschen Profiligen steht ein heißer (Verhandlungs-)
Sommer bevor.
Das ahnt auch Handball-Boss
Bohmann und kündigt „harte Gespräche“an.
Die Gehälter machen in der HBL momentan rund 65 Prozent der Kosten für die Vereine aus, in der zweiten Liga sind es sogar über 70. „Da wird es seitens der Spieler und auch Trainer Zugeständnisse geben müssen. Wir brauchen einen Verzicht zum wirtschaftlichen Überleben der Clubs“, sagte Bohmann. Neben den voraussichtlich durch Geisterspiele geringeren Zuschauereinnahmen dürfte die HBL auch mit sinkenden Sponsoring-Erlösen zu kämpfen haben. Als erstes werde das Eigenkapital schrumpfen, so Bohmann: „Und spätestens dann müssen die Kosten massiv runter.“
Beim Vorgehen werde sich der Handball aber nicht am Eishockey orientieren. Die DEL hat die Einwilligung der Spieler für einen 25-prozentigen Gehaltsverzicht mit der Lizenzierung für die kommende Saison verknüpft. „Das ist aus meiner Sicht eine Vereinbarung, die zu Lasten Dritter getroffen wird. Das ist nicht unser Weg“, sagte Bohmann.
25 Prozent seien ein „realistischer Wert“, sagte Bohmann. Sie seien aber „kein Patentrezept, teilweise wird der Verzicht in einigen Clubs auch deutlich höher ausfallen müssen“. Gleichzeitig müsse aber „auch sichergestellt werden, dass die Spieler bei positiver finanzieller Entwicklung sofort partizipieren“.
Die Verhandlungen dürften ohnehin ziemlich kniffelig werden. Die meisten Betroffenen haben gültige Verträge und könnten im schlimmsten Fall das Spielen einstellen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, sagte Bohmann, „dass die Spieler momentan wenig Alternativen haben. Die Situation ist in allen Handballligen die gleiche.“Den Clubs empfiehlt er, „die Verhandlungen so transparent wie möglich zu führen. Öffnet eure Bücher, dann wird es Verständnis von den Spielern geben. Da bin ich mir sicher.“Aus ersten Gesprächen mit Johannes Bitter von der Spielergewerkschaft Goal wisse er, dass „ein Grundverständnis für die schwierige Situation auf Spielerseite da ist“. Zudem: „Die Vereine, und das ist ganz wichtig, wollen die Gehälter nicht drücken, um sich die Taschen voll zu machen, sondern um schlicht und einfach überhaupt weiter Handball spielen zu können.“
„Öffnet eure Bücher, dann wird es Verständnis von den Spielern geben.“
Liga-Chef Frank Bohmann