Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kindergartenpläne erneut auf dem Prüfstand
Ochsenhauser Rat vertagt Entscheidung, ob Kindergartengruppen in Sankt Walburga kommen
OCHSENHAUSEN - Die Überlegungen zur Schaffung neuer Kindergartenplätze in Ochsenhausen drohen zur unendlichen Geschichte zu werden. Der Gemeinderat kam in seiner Sitzung am Dienstag zumindest beim Aufbau des neuen Naturkindergartens und der vorübergehenden Einrichtung einer Gruppe im ehemaligen Krankenhausgebäude einen Schritt weiter und brachte beides auf den Weg (siehe Bericht unten). Der Beschluss zum Umbau der Sankt-Walburga-Räumlichkeiten, um diese für zwei weitere Gruppen nutzen zu können, wurde hingegen vertagt. Die Gemeinderäte schreckten vor allem die Kosten ab.
Nachdem in der Gemeinderatssitzung in der Kapfhalle bereits mehr als eine Stunde lang diskutiert worden war, schüttelte Bürgermeister Andreas Denzel den Kopf: „Ich verstehe die Arbeitsaufträge an die Verwaltung irgendwann nicht mehr.“Denzel und der bei der Verwaltung für den Kindergartenbereich zuständige Michael Schmid-Sax hatten an diesem Abend eigentlich gehofft, in Sachen neue Kindergartenplätze endlich einen entscheidenden Schritt voranzukommen.
Konkret war dem Gemeinderat vorgeschlagen worden, im Gebäude Schloßbezirk 1 (Sankt Walburga) einen zweigruppigen Kindergarten einzurichten. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir entscheiden müssen“, verdeutlichte Denzel. „Alles andere ist nicht mehr vermittelbar, erst recht nicht den Eltern.“Diese vertröste man seit Jahren. Doch der Gemeinderat beschloss nach einem Antrag von Franz Wohnhaas (ProOx) mit deutlicher Mehrheit, die Angelegenheit zu verschieben, um in den nächsten Wochen Alternativen zu Sankt Walburga untersuchen lassen zu können.
Architekt Thomas Sick hatte eingangs die Planungen für die Umgestaltung der einstigen Räume der Forstverwaltung in Sankt Walburga und einer darüberliegenden Wohnung auf insgesamt 537 Quadratmeter vorgestellt. Sick bezifferte die Umbaukosten auf 555 000 Euro. Inklusive der Einrichtung der Räume nannte der Architekt Kosten von rund 700 000 Euro. Das Gebäude werde auf den Stand eines neuen Kindergartens gebracht, erklärte Sick. „Wir können auch sagen, wir machen den Umbau in reduziertem Umfang, dann hätten wir aber in wenigen Jahren die nächste Baustelle mit einem erheblichen Mehraufwand.“Auf Nachfrage von Christian Rueß (Freie Wähler) sagte Sick, dass man „vielleicht 100 000 Euro“einsparen könne, wenn man das Gebäude nur für einige wenige Jahre herrichte. „Wir sind aber von einer Dauerlösung ausgegangen.“Andernfalls müsse man das ganze Projekt nochmals neu betrachten.
Armin Vieweger (Pro-Ox) wiederholte nochmals, was er bereits im März gesagt hatte: Es handle sich hier weder um eine schnelle noch um eine kostengünstige Lösung. Er könne sich einen neuen Kindergarten in Modulbauweise vorstellen. Vier Gruppen seien hier „am richtigen Standort, wo junge Familien wohnen“für 1,4 Millionen Euro zeitnah zu verwirklichen, sagte Vieweger. „Warum tun wir uns so schwer, eine Alternativlösung zu betrachten? Nur weil sie von Pro-Ox kommt?“Bürgermeister Denzel erwiderte, ein viergruppiger Kindergarten für 1,4 Millionen Euro sei „völlig unrealistisch“.
Ihm wäre es lieber gewesen, eine „langfristige Gesamtlösung“zu bekommen, sagte Gerhard Gruber (CDU). Er sehe aber aktuell keine Chance mehr, wieder auf null zurückzugehen. Um die Lösung Sankt
Walburga komme man nicht herum, er sehe keine Alternative. Gruber räumte aber auch ein, dass ihn diese Lösung nicht ganz glücklich mache. „Wir sind ein Stück weit in der Sackgasse.“Michael Schmid-Sax präzisierte, dass man im Schloßbezirk nicht von einer „kurzfristigen Übergangslösung“spreche. Andernfalls seien die Investitionen auch nicht vertretbar.
Schmid-Sax berichtete von den Mietverhandlungen mit dem Gebäudeeigentümer, dem Land. Das Angebot liege derzeit bei monatlich 3,50 Euro pro Quadratmeter, was einer jährlichen Miete von 22 554 Euro entspräche. Das Land sei zwar nicht bereit, sich an den Umbaukosten zu beteiligen, aber der Mietpreis sei dafür „weit unter normalem Niveau“, so Schmid-Sax. Hinzu kämen Nebenkosten in überschaubarem Rahmen. Bei den Vormietern seien es summiert rund 7000 Euro jährlich gewesen. Verrechne man Umbaukosten und Miete, koste die Sankt-Walburga-Lösung die Stadt auf 20 Jahre gesehen 1,16 Millionen Euro. „Das ist eine absolut wirtschaftliche Lösung für die wir fast einen Neubau-Standard erhalten“, sagt Schmid-Sax.
In der Folge drehte sich die Diskussion unter anderem um die eventuelle Einrichtung einer zweiten Gruppe im ehemaligen Krankenhaus (Schmid-Sax: „Das Gebäude steht nur begrenzte Zeit zur Verfügung, der Kreis hat die klare Absicht, es abzureißen. Außerdem gibt es keine funktionierende Warmwassertechnik.“), die fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten bei Sankt Walburga, die Entwicklung der Kinderzahlen in Ochsenhausen und eine mögliche Investorenlösung für einen Neubau. Johannes Sauter (Freie Wähler) merkte an, dass man seit langer Zeit unter Druck stehe und er den Vorschlag der Verwaltung für „sehr tragbar“halte. Er forderte eine Entscheidung: „Sonst machen wir uns lächerlich.“
Armin Vieweger thematisierte nochmals die Modulbaulösung, die niemals untersucht worden sei. „Wenn Sie diese Zahlen anzweifeln, dann lassen Sie uns die Zahlen in der nächsten Sitzung vergleichen“, sagte er in Richtung Bürgermeister. „Ich bin überzeugt, dass wir bei unserem Vorschlag mit den Zahlen richtig liegen.“
Bei zehn Ja-Stimmen wurde der Antrag zur Vertagung mit großer Mehrheit angenommen. Bürgermeister Denzel erklärte, bis zu einer der nächsten Sitzungen die gewünschten Angebote einzuholen.