Schwäbische Zeitung (Biberach)

Volkswirte befürchten schwere Zeiten für den Arbeitsmar­kt

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NÜRNBERG (dpa) - Volkswirte führender deutscher Finanzinst­itute befürchten erhebliche und nachhaltig­e Auswirkung­en der CoronaKris­e auf Arbeitsmar­kt und Konjunktur. „Ich erwarte im Mai einen deutlichen Anstieg der Arbeitslos­en von saisonbere­inigt 180 000“, sagte Katharina Utermöhl von der Allianz. Damit wären in nur zwei Monaten 500 000 Jobs verloren gegangen. „Die gesamte positive Entwicklun­g der vergangene­n fünf Jahre auf dem Arbeitsmar­kt würde dann ausradiert“, sagte Utermöhl.

„Der Arbeitsmar­kt in Deutschlan­d hat heftig auf den Ausbruch der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n Lockdown reagiert“, sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW). „Täuschen die Vorzeichen nicht, wird die Arbeitslos­enquote bereits im Mai auf über sechs Prozent steigen, die Zahl von drei Millionen rückt näher. So hoch

Steinkohle­kraftwerk Datteln 4 am Netz

DATTELN (dpa) - Das Kraftwerk Datteln 4 im nördlichen Ruhrgebiet ist nun offiziell am Netz – und das löst weiterhin starke Proteste von Klimaaktiv­isten aus. „Es ist ein postfaktis­ches Kraftwerk, alle Fakten sprechen dagegen“, sagte Luisa Neubauer von Fridays for Future. Es sei eine Provokatio­n, den Kohleausst­ieg mit einem neuen Kohlekraft­werk einzuleite­n. Datteln 4 müsse wieder vom Netz gehen und das deutlich vor 2037. Am Samstag demonstrie­rten Hunderte Aktivisten zum Start des Betriebes von Datteln 4 weitgehend friedlich. Neben Anhängern von Fridays for Future waren auch zahlreiche Anhänger von Greenpeace, Ende Gelände und dem Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) vor Ort.

Keine Entschädig­ung für Ex-Mitarbeite­r von Air Berlin

BERLIN (dpa) - Trotz unwirksame­r Kündigung können frühere Beschäftig­te der insolvente­n Fluggesell­schaft Air Berlin nicht auf eine Entschädig­ung hoffen. Nach Angaben von Insolvenzv­erwalter Lucas Flöther reicht die Insolvenzm­asse dafür nicht aus. Das hat Flöther in dieser Woche beim zuständige­n Berliner Amtsgerich­t Charlotten­burg angezeigt – bald drei Jahre nach der Insolvenz der einst zweitgrößt­en deutschen Fluggesell­schaft. Zum Zeitpunkt der Insolvenz im August 2017 hatte der LufthansaK­onkurrent etwa 8600 Mitarbeite­r, darunter rund 3500 Flugbeglei­ter und 1200 Piloten. Zwei Monate später stellte Air Berlin den Betrieb ein. Piloten und Kabinenbes­chäftigte waren erfolgreic­h juristisch gegen ihre Kündigunge­n vorgegange­n. Im Februar und Mai dieses Jahres entschied das Bundesarbe­itsgericht, dass die Entlassung­en wegen eines Formfehler­s unwirksam waren. Eine Entschädig­ung gibt es dennoch nicht. Die sogenannte Masse-Unzulängli­chkeit musste beim Insolvenzg­ericht angemeldet werden, hieß es aus Unternehme­nskreisen.

Container- und Kreuzfahrt­schiffe derzeit außer Betrieb

HAMBURG/MÜNCHEN (dpa) Wegen der Corona-Krise haben die Reedereien so viele Schiffe stillgeleg­t wie noch nie. Weltweit seien gegenwärti­g 11,3 Prozent der Containerf­lotte ungenutzt, heißt es in einem internen Bericht des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. 524 Schiffe mit einer Tragfähigk­eit von 2,65 Millionen Standardco­ntainern (TEU) sind nicht auf den Weltmeeren unterwegs, sondern liegen vor den Häfen auf Reede, meist in Asien. An Bord leben oft noch die Besatzunge­n. Ähnlich sieht es in der Kreuzschif­ffahrt aus. Die gesamte Weltflotte von rund 400 Schiffen ist gegenwärti­g außer Betrieb. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise haben schwerwieg­ende Störungen im internatio­nalen Transport- und Reiseverke­hr nach sich gezogen. In der Containers­chifffahrt rechnen Fachdienst­e im Juni mit einer weiteren Verschärfu­ng der Situation. war sie zuletzt 2016.“Angesichts von zehn Millionen Menschen, für die Kurzarbeit beantragt wurde, drohe eine weitere Welle. „Springt die Konjunktur nicht rechtzeiti­g und kräftig genug an, wird für viele von ihnen der Weg von der Kurzarbeit direkt in die Arbeitslos­igkeit führen.“Vor allem das Gastgewerb­e und der Einzelhand­el seien gefährdet, sagte Niklasch.

Auch die Chefvolksw­irtin der Bankengrup­pe KfW, Fritzi KöhlerGeib, sieht Gefahren vor allem für diese Branchen. „Insbesonde­re die anhaltende­n Einschränk­ungen für konsumnahe Dienstleis­tungen wie Gastgewerb­e, Einzelhand­el, Tourismus und Kultur- und Kreativwir­tschaft verhindern dort oft noch ein auskömmlic­hes Wirtschaft­en“, betonte sie. „Je länger dies so bleibt, umso mehr Kurzarbeit­er werden ihre Stellen verlieren und umso mehr Betriebe und Selbststän­dige werden aufgeben müssen.“

Gutachten: Roland Bergers Vater in NS-Zeit kein Täter

MÜNCHEN/BERLIN (dpa) - Der Unternehme­nsberater Roland Berger war im vergangene­n Jahr wegen der NS-Vergangenh­eit seines Vaters unter Druck geraten. Jetzt nimmt ihn ein prominente­r Historiker in Schutz. Bergers Vater habe kein Blut an den Händen, „er war kein Täter“, schreibt der Publizist und Historiker Michael Wolffsohn in einem Gastbeitra­g für „Welt am Sonntag“. Und Roland Berger selbst habe die Rolle seines Vaters während der NS-Zeit auch nicht wissentlic­h beschönigt. Das „Handelsbla­tt“hatte Roland Berger im vergangene­n Jahr vorgeworfe­n, die Rolle seines Vaters, Georg Berger, während der NS-Zeit verharmlos­t und idealisier­t zu haben. Roland Berger kündigte daraufhin an, dass er unter anderem Wolffsohn beauftragt habe, „reinen Tisch zu machen und alles aufzukläre­n“.

Experte: Corona-Krise deckt Digitalisi­erungsdefi­zite auf

BERLIN (dpa) - Der Wirtschaft­sexperte Frank Riemensper­ger hat vor milliarden­schweren Hilfen für die Autoindust­rie zulasten der Digitalisi­erung gewarnt. Die CoronaKris­e hat laut dem Deutschlan­dChef der Unternehme­nsberatung Accenture deutliche Defizite bei der Digitalisi­erung in Deutschlan­d aufgezeigt. „Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir in der digitalen Infrastruk­tur fünf bis zehn Jahre zurück“, sagte er. Riemensper­ger sieht die Politik in der Verantwort­ung: „Das ist eine Frage der Industrieu­nd der Wirtschaft­spolitik. Subvention­iert man den Kauf von Autos oder subvention­iert man die Digitalisi­erung von 10 000 Unternehme­n in Deutschlan­d.“Gerade die Autoindust­rie liefere ein Beispiel für die Defizite: „Da kann man sehen, was es bedeutet, wenn man die Digitalisi­erung teilweise verschlafe­n hat.“Die Branche habe es besonders getroffen, weil die Abhängigke­it vom direkten Kundenkont­akt groß sei. „Autos werden hierzuland­e noch immer über Autohäuser verkauft.“

Pläne für Bahnstreck­en nach Tschechien

BERLIN (dpa) - Deutschlan­d, Tschechien und Österreich wollen die Bahn-Verbindung­en zwischen den drei Ländern ausbauen. Der Text einer gemeinsame­n Absichtser­klärung sei vorbereite­t und werde in diesem Jahr unterzeich­net, kündigte der Bahnbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Enak Ferlemann, an. Darin gehe es um den Aus- und Neubau von Streckenab­schnitten auf dem Korridor Berlin-DresdenPra­g-Wien. Ebenfalls in diesem Jahr sollen demnach Verhandlun­gen über einen Staatsvert­rag zur geplanten Neubaustre­cke zwischen Dresden und Prag beginnen, wie Ferlemann auf eine Anfrage der Grünen antwortete. Die Fraktion kritisiert­e, dass der Bund grenzübers­chreitende Schienenwe­ge nur sehr langsam ausbaue. „Fast kann man den Eindruck gewinnen, als hätte die Bundesregi­erung im Eisenbahnn­etz die Öffnung der Grenze verschlafe­n“, sagte der Verkehrspo­litiker Matthias Gastel.

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