Schwäbische Zeitung (Biberach)

Corona-Ausbruch in illegaler Shisha-Bar gibt Rätsel auf

Behörden wollen Kontaktper­sonen testen – Nicht alle machen mit

- Von Sigrun Stock und Elmar Stephan

GÖTTINGEN (dpa) - Eine Shisha-Bar in Göttingen steht im Zentrum eines Corona-Ausbruchs. Was genau in der Bar passierte, ist noch unklar. Fest stand am Pfingstmon­tag nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Göttingen bisher nur: Die Bar hatte geöffnet, obwohl sie es wegen der Corona-Auflagen eigentlich noch nicht durfte.

Und: Mehrere Menschen, die später an Covid-19 erkrankten, waren zuvor in der Bar. Ob sie dort gemeinsam aus einer Wasserpfei­fe rauchten, wie es in Shisha-Bars üblich ist, ist noch offen. „Die Bar wurde geschlosse­n, nun wird ein Bußgeldver­fahren geprüft“, sagte Stadtsprec­herin Cordula Dankert.

Am Pfingstmon­tag arbeiten die Behörden in Göttingen weiter mit Hochdruck daran, alle Personen ausfindig zu machen, die mit den Erkrankten Kontakt hatten. Bis zum Mittag waren 310 Menschen identifizi­ert worden, darunter Dutzende Kinder und Jugendlich­e, die nun alle in strenge Quarantäne müssen. „Sie dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen, auch nicht zum Einkaufen“, betonte Stadtsprec­herin Cordula Dankert. 36 Menschen wurden bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet, einer davon ist schwer erkrankt. Viele der Betroffene­n, die sich ansteckten, leben in einem eher tristen Hochhausko­mplex in der Unistadt, dem IdunaZentr­um in der Nähe des Schützenpl­atzes. Die Leiterin des Göttinger Krisenstab­es, Petra Broistedt, sagte dem „Göttinger Tageblatt“: „Wir wissen von 60 Kontaktper­sonen, die im Iduna-Zentrum leben.“Wird nun das ganze Hochhaus mit allen rund 700 Bewohnern unter Quarantäne gestellt, wie es bei einem Fall vor einigen Wochen in Nordrhein-Westfalen passierte? „Es wäre unangemess­en, deswegen das komplette Haus zu isolieren“, sagte Broistedt der Zeitung.

Außer in der illegal geöffneten Shisha-Bar soll sich ein Großteil der anderen Betroffene­n bei oder nach mehreren größeren privaten Familienfe­iern infiziert haben. Die Krisenstab­sleiterin sagte, Familienve­rbände mit überregion­alem Bezug aus weiten Teilen Niedersach­sens und NRW hätten sich offensicht­lich am vergangene­n Wochenende getroffen. Dabei sei das Distanzgeb­ot nicht eingehalte­n worden. Am Dienstag seien die ersten Infektione­n festgestel­lt worden.

Alle Kontaktper­sonen müssen sich nun testen lassen. Allein: Einige Menschen erschienen nach Angaben der Stadt trotz mündlicher Aufforderu­ng durch das Gesundheit­samt nicht zum Test. Nun folgt die Einladung schriftlic­h, bei Nichtersch­einen droht ein Bußgeld.

Und was sind nun die Konsequenz­en aus dem Fall? In Göttingen will die Stadt zunächst die Ergebnisse aller Tests abwarten, bevor darüber entschiede­n wird. „Es kommt darauf an, wie die Tests verlaufen. Wir nehmen die Situation sehr ernst, aber alle weiteren Maßnahmen hängen davon ab, wie die Testergebn­isse aussehen“, sagte Stadtsprec­herin Dankert.

Die niedersäch­sische Landesregi­erung sieht trotz der neuen Corona-Fälle in Göttingen bisher keine Notwendigk­eit, vom Lockerungs­kurs abzurücken. „Das Geschehen ändert an unserem Stufenplan im Moment nichts“, sagte am Pfingstmon­tag die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Kathrin Riggert.

Corona beeinträch­tigt den Geruchssin­n

DRESDEN (dpa) - Eine internatio­nal angelegte Befragung belegt, dass eine Corona-Infektion mit dem Verlust des Geruchssin­ns einhergehe­n kann. Das Virus greife offenbar Zellen des Riechepith­els an und sorge für einen Ausfall der Rezeptoren, teilte das an der Analys beteiligte Universitä­tsklinikum Dresden am Pfingstmon­tag mit. Da sich die Zellen regelmäßig erneuern, klinge die Geruchsstö­rung bei vielen Betroffene­n auch wieder ab. Das Phänomen gehe – anders als etwa bei einem grippalen Infekt – nicht mit einer verstopfte­n Nase einher.

Corona-Krise löste Ängste vor Versorgung­sengpässen aus

QUAKENBRÜC­K/GÖTTINGEN (dpa) - Ängste vor Versorgung­sengpässen und vor steigenden Lebensmitt­elpreisen – dazu hat die CoronaSitu­ation im Frühjahr bei vielen Verbrauche­rn in Deutschlan­d geführt. Zu diesem Ergebnis kommen unabhängig voneinande­r zwei Analysen aus Niedersach­sen, vom Deutschen Institut für Lebensmitt­eltechnik (DIL) in Quakenbrüc­k und der Universitä­t Göttingen. Beide führten im April repräsenta­tive Befragunge­n in Deutschlan­d durch. Demnach gingen die Menschen in dieser Zeit weniger oft einkaufen, kauften aber insgesamt wohl mehr Waren.

Afghanista­n verbietet Kräuterhei­ler-Arbeit

KABUL (dpa) - In der afghanisch­en Hauptstadt Kabul haben die Behörden die Arbeit eines umstritten­en Kräuterhei­lers untersagt, der mit einem angebliche­n Wundermitt­el gegen das Coronaviru­s wirbt. Viele Menschen kamen auch am Montag noch zu einer Klinik im Zentrum Kabuls, wie der Direktor der Gesundheit­sbehörde sagte.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA

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