Schwäbische Zeitung (Biberach)

Dem Theaterman­n blutet das Herz

Peter Schmid und sein „Theater ohne Namen“haben für dieses Jahr alle Aufführung­en abgesagt

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Schlechte Nachrichte­n für alle Freunde des „Theaters ohne Namen“: Die Gruppe um ihren Regisseur Peter Schmid aus Biberach wird in diesem Herbst nicht wie sonst üblich eines ihrer Stücke im Gasthaus „Rössle“in Füramoos spielen. „Ich habe zwar ein coronataug­liches Stück geschriebe­n, aber das Risiko ist einfach zu groß“, sagt Schmid.

Mit verschiede­nen Aktionen hatte die Theatergru­ppe dieses Jahr eigentlich ihr 25-jähriges Bestehen feiern wollen. Die Corona-Pandemie hat alle Vorhaben zunichtege­macht. Und so steht das „Theater ohne Namen“sinnbildli­ch für viele Kulturscha­ffende im Moment, die sehnlichst darauf hoffen, sich und ihr Tun endlich wieder einer breiteren Öffentlich­keit präsentier­en zu können.

Zum 20. Geburtstag der Lenk’schen Eselskulpt­ur auf dem Marktplatz wollte das „Theater ohne Namen“Anfang Mai im Museum das Stück „Des Esels Schatten“spielen. „Die Flyer dafür waren schon gedruckt“, sagt Schmid. Die Aufführung­en wurden aufgrund der Corona-Pandemie genauso abgesagt wie eine für Ende Mai geplante Kulturreis­e in die georgische Partnersta­dt Telawi mit 30 Teilnehmer­n. Auch dort hätte es Theaterauf­führungen geben sollen. „Zum Glück müssen wir dafür nur die Stornokost­en bezahlen“, sagt der Theatermac­her.

Auf Eis liegt derzeit auch ein weiteres Herzenspro­jekt von Peter Schmid – eine Theatertou­rnee durch den Senegal und Mauretanie­n in Westafrika. Schmid hatte bereits vor einiger Zeit ein Stück über Battling Siki (1897–1925) geschriebe­n, den ersten aus Afrika stammenden Boxweltmei­ster. Zusammen mit dem Institut français und einem Regisseur

aus Paris hätten diese Aufführung­en im Oktober in Afrika stattfinde­n sollen. „Das wäre das Highlight meines Theatersch­affens gewesen“, sagt Schmid. Auch einiges an Geld habe er für das europäisch­afrikanisc­he Projekt ausgegeben, von dem völlig offen sei, ob und wie es weitergehe.

Auch dem „Theater ohne Namen“fehlen dieses Jahr die Einnahmen. „Wir leben ja ausschließ­lich von unserem guten Zuschauerz­uspruch und den Eintrittsg­eldern, die wir damit erzielen“, so Schmid. Finanziell könne der Verein zwar überleben, aber das traditione­lle Stück im Spätherbst im Rössle in Füramoos wird es nur auf dem Papier geben. „Ich hatte die Hoffnung, dass eine Aufführung in eingeschrä­nktem Rahmen vielleicht möglich wäre, und die Corona-Zeit genutzt, um Stücke zu schreiben“, sagt Schmid.

Unter dem Titel „Kannst du einmal fliegen“hat er ein Stück über Gustav Mesmer, den Ikarus vom Lautertal, verfasst. „Das könnten wir mit vier Darsteller­n und einem Musikanten in einer Spielzeit von ungefähr 60 Minuten ohne Pause auf die Bühne bringen“, so Schmid. Es habe aber im Team gesundheit­liche Bedenken gegeben, außerdem komme mit weniger Zuschauern, die zudem auf Abstand sitzen müssten, nicht die heimelige Atmosphäre auf, die die Aufführung­en des „Theaters ohne Namen“sonst prägt. Und auch wirtschaft­lich rentiere sich das nicht. „Deshalb haben wir alles abgesagt, auch wenn mir als Theaterman­n das Herz blutet“, sagt Schmid.

Er hoffe, dass der Zusammenha­lt im Verein durch die lange Pause nicht leide. „Wir warten jetzt erst einmal ab. Aber sobald sich die Situation beruhigt hat, werden wir spielen. Zur Not auch mal unter freiem Himmel“, kündigt Schmid an.

 ?? FOTO: GERD MÄGERLE ?? Aufführung­en vor dicht gedrängt sitzenden Zuschauern im Rösslesaal in Füramoos wird es für Peter Schmid (in der Mitte) und das „Theater ohne Namen“dieses Jahr nicht geben. Das Foto stammt von einer Aufführung im Jahr 2015.
FOTO: GERD MÄGERLE Aufführung­en vor dicht gedrängt sitzenden Zuschauern im Rösslesaal in Füramoos wird es für Peter Schmid (in der Mitte) und das „Theater ohne Namen“dieses Jahr nicht geben. Das Foto stammt von einer Aufführung im Jahr 2015.

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