Schwäbische Zeitung (Biberach)
Birkenharder entdeckt Riesenpilz
Was Erich Haid mit seinem Fund anstellte und warum der Pilz nicht auf dem Teller landete
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BIRKENHARD - Von Pilzen hatte der Birkenharder Erich Haid bislang wenig Ahnung. Doch dann machte er einen überraschenden Fund. Warum am Ende die Skepsis überwog und ein Riesenpilz schließlich doch nicht auf dem Teller landete.
Eigentlich hatte Erich Haid gar nicht nach Pilzen gesucht. An jenem lauen Sommerabend vergangener Woche fuhr er mit dem Fahrrad von Birkenhard in Richtung Burrenwald. Dort wollte er Holunderbeeren sammeln, um daraus Marmalade zu machen oder sie zu Most zu verarbeiten. Doch seine Suche blieb erfolglos, die Holunderbäume waren dürr. Etwas enttäuscht machte er sich auf den Heimweg. Bis er plötzlich beim Vorbeifahren einen großen weißen Punkt auf einer Wiese bemerkte. Es war ein Riesenpilz. Haid machte kurzerhand kehrt, stieg vom Rad und sah sich das außergewöhnliche Exemplar genauer an. „Der stand da einsam und allein auf der Wiese“, erzählt er.
Haid hob den Pilz etwas an, um ihn genauer betrachten zu können, da brach der Stil bereits an. Der Birkenharder war überrascht vom Gewicht des Pilzes. Mit Müh und Not verlud er das Gewächs in seine Satteltasche. „Das hat gerade so reingepasst.“
Zu Hause angekommen, inspizierte er seinen Fund genauer. „Der Pilz roch wie ein Champignon und sah auch so aus“, erzählt er. Dennoch bleiben Zweifel. „Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so einen großen Pilz gesehen habe“, erinnert er sich. Haid zeigte den Pilz auch seiner Frau, seinen Kindern und Freunden. „Der eine oder andere hat davon abgeraten, den Pilz zu essen“, erzählt er.
Seine Tochter legte den Pilz sogleich auf eine Wage und vermaß ihn: Der Durchmesser war 32 Zentimeter und die Wage zeigte beeindruckende drei Kilogramm an. „Das hat mich wirklich überrascht“, erzählt er. „Zuerst habe ich gedacht, das ist eine Sensation“,
erzählt er. Doch im Internet fand er zahlreiche Bilder und Berichte von anderen großen Pilzen und ihren stolzen Findern. Seinen Fund sollte das dennoch nicht schmälern. Nur wusste Haid nicht recht, was er mit dem Riesengewächs anfangen sollte. Noch immer war unklar, ob es tatsächlich ein Champignon war. „Ich war mir eigentlich sicher, nur die Größe des Pilzes war seltsam.“
Selbst bei seinen Mietern – passionierten Hobbypilzsammlern – holte er sich Rat. Auch sie glaubten, dass es sich um einen Champignon handeln musste. Doch die Skepsis blieb.
„Man kann alle Pilze essen. Aber manche isst man nur ein Mal
im Leben.“
Erich Haid über das Risiko des Pilzesammelns
Schließlich sehen Champignons den Knollenblätterpilzen oft zum Verwechseln ähnlich. „Man kann alle Pilze essen. Aber manche isst man nur ein Mal im Leben“, sagt Haid schmunzelnd. Ein Bestimmungsbuch hatte er nicht zur Hand.
Einige Tage lang bewahrte er den Pilz im Kühlschrank auf. Ein ganzes Kühlfach musste er dafür leer räumen. Anschließend wollte er den Pilz aufschneiden und trocknen lassen. „Doch da war es schon zu spät“, erzählt er. Der Pilz war bereits braun geworden. „Wir haben ihn leider so lange herumgezogen, bis es zu spät war.“Schließlich landete das Gewächs auf dem Komposthaufen.
Haid glaubt, dass es „reiner Zufall“war, dass ausgerechnet ihm der außergewöhnliche Pilzfund gelang. In Zukunft, sagt er, wolle er aber lieber wieder Holunderbeeren sammeln. „Ich hätte doch einfach zu viel Angst, dass ich mal einen Pilz erwische, der giftig ist.“