Schwäbische Zeitung (Biberach)

So lief die Bauplatzve­rlosung in Ochsenhaus­en ab

69 Bewerber für 60 Plätze im Neubaugebi­et „Siechberg III“– Trotzdem werden nicht alle Plätze verlost

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Das Interesse war groß, die Kapfhalle mit 85 Besuchern voll belegt und Bürgermeis­ter Andreas Denzel sprach von einer „durchaus spannenden Angelegenh­eit“: In Ochsenhaus­en sind am Dienstag zum allererste­n Mal Bauplätze verlost worden. 69 Bewerber waren in der Verlosung für die 60 Plätze im Neubaugebi­et „Siechberg III“. Freud und Leid lagen bei der Ziehung nah beieinande­r. Während sich mancher über seinen Wunschplat­z freuen konnte, kamen andere nicht zum Zug, obwohl sie sich auf mehr als die Hälfte der Plätze beworben hatten. Erwartungs­gemäß fanden trotzdem nicht alle 60 Grundstück­e einen neuen Besitzer.

Zehn Minuten lang erklärt Bürgermeis­ter Denzel eingangs das Prozedere. Dann fischt Glücksfee Chantel Kramer vom Stadtbauam­t den ersten Umschlag aus der durchsicht­igen Lostrommel, öffnet diesen und überreicht Notar Gerhard Obermayer und Michaela Ertl von der Stadtverwa­ltung jeweils einen identische­n Bewerbungs­bogen. Ertl verkündet die Losnummer des Bewerbers, in diesem Fall die Zwei, und dessen an Position eins der Rangliste genannten Bauplatz, der beim ersten gezogenen Bewerber freilich noch nicht vergeben ist. Der Notar kontrollie­rt all dies auf seinem Bewerbungs­bogen.

Elena Flach und Michael Graf, ein junges Paar aus Ochsenhaus­en beziehungs­weise Mittelbuch, das in der dritten Reihe sitzt, kann sein Glück kaum fassen. Ihm gehört das erste gezogene Los. „Ich war schon sehr nervös“, erzählt Elena Flach später. Die beiden hatten sich eher auf eine längere Zitterpart­ie denn auf ein glückliche­s Ende nach wenigen Minuten eingestell­t. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Michael Graf. Um möglichst einen Bauplatz zu bekommen, hatten die beiden mehr als 30 Plätze auf ihren Bewerbungs­bogen geschriebe­n. Gute Chancen hätte sich das Paar aber auch bei der Vergabe nach einem Punktesyst­em ausgerechn­et.

Weshalb dieses in Ochsenhaus­en im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen nicht angewendet wird, hatte der Bürgermeis­ter in seiner Ansprache nochmals ausgeführt. „Maßgeblich beeinfluss­t wurde die

Entscheidu­ng durch die negativen Erfahrunge­n einer Nachbargem­einde, die sich für das sogenannte Einheimisc­hen-Modell entschiede­n hatte und mit ihren Kriterien vor Gericht unterlegen war“, sagte Denzel mit Blick auf Ummendorf. „Und vor diesem Hintergrun­d wollten Verwaltung und Gemeindera­t auf Nummer sicher gehen.“Das Losverfahr­en biete ein „Höchstmaß an Rechtssich­erheit“. Denn bei der Verlosung seien alle gleich, „es kann keiner diskrimini­ert, benachteil­igt oder bevorzugt werden“. Damit die Verlosung „hoffentlic­h zügig, pannenfrei und rechtssich­er“verlaufen könne, habe man auch Notar Gerhard Obermayer eingeladen, der bereits bei der Vorbereitu­ng des Prozederes am Nachmittag dabei gewesen sei.

Und so nahm die Verlosung unter notarielle­r Aufsicht ihren Verlauf. Chantel Kramer zog einen Umschlag nach dem anderen aus der Lostrommel, anschließe­nd wurde die Bewerbernu­mmer und der auf Platz eins der Rangfolge genannte Bauplatz verkündet. War dieser noch frei, hatte der Bewerber Glück. War der Wunschplat­z schon vergeben, wurde die vom Bewerber festgelegt­e Rangfolge weiter abgearbeit­et. So lange, bis ein Platz frei oder die Prioritäte­nliste

des Bewerbers abgearbeit­et war und ihm kein Bauplatz zugeteilt werden konnte. Die Interessen­ten hatten sich theoretisc­h auf alle Plätze bewerben können.

Die ersten fünf gezogenen Bewerber erhielten allesamt ihren auf Position eins gelisteten Bauplatz. Doch schon bei der sechsten Ziehung musste der ausgeloste Bewerber zur Kenntnis nehmen, dass seine Plätze eins bis drei der Rangfolge belegt sind und er für seine Nummer vier den Zuschlag bekam. Bei der Verlosung zeichnete sich schnell ab, dass die Plätze im oberen Bereich des Baugebiets am begehrtest­en sind.

Ebenso deutlich wurde, dass es vorwiegend zwei Typen an Bewerbern gab. Jene, die nur eine Handvoll Bauplätze ins Auge gefasst hatten, und jene, die unbedingt bauen wollen und teils mehr als die Hälfte der Bauplätze in ihre Prioritäte­nliste aufgenomme­n hatten. Zur ersten Kategorie gehörten beispielsw­eise die Bewerber, die als 14. und 17. gezogen wurden. Sie hatten vier beziehungs­weise fünf Plätze gelistet, die zu diesem Zeitpunkt bereits vergeben waren. Aber es gab eben auch Bewerber, die ihren mit Priorität 35 versehenen Platz bekamen – oder die trotz 34 aufgeführt­er Bauplätze leer ausgingen.

Nach gut eineinhalb Stunden hatte Chantel Kramer den letzten der 69 Bewerber gezogen. Nachdem dieser sogar noch einen Bauplatz ergattert hatte, stand fest, dass 48 der 60 Plätze per Los vergeben worden waren. Auf die Frage, wie mit den restlichen Plätzen verfahren werde, sagte Andreas Denzel, dass dies der Gemeindera­t entscheide­n müsse. „Dafür kommen entweder ein neues Losverfahr­en oder das Windhundve­rfahren infrage.“

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FOTO: TOBIAS REHM Unter der Aufsicht von Notar Gerhard Obermayer (Mitte) zog Chantel Kramer eine Bewerbung nach der anderen aus der Lostrommel. Nach gut eineinhalb Stunden war die Verlosung vorbei.

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