Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der letzte Frühling in den Weiten des Alls
Ein Wiedersehen mit Richard Dreyfuss beschert das Drama „Astronaut“
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Sie sind zahlungskräftig, und sie haben auch für Nachmittagsvorstellungen im Kino Zeit: Weltweit werden Senioren für viele Kinobetreiber zum immer wichtigeren Publikum. Kein Wunder, dass seit einigen Jahren auch die Produzenten nachziehen und Filme auf den Markt bringen, in denen rüstige Rentner noch einmal so richtig durchstarten. Jetzt kommt der kanadische „Astronaut“ins Kino und der Name deutet es schon an: Es geht um einen letzten Frühling in den Weiten des Alls.
Im Mittelpunkt steht der einstige Straßenbauingenieur Angus Stewart, ein Witwer, dem der Arzt rät, weiterzukämpfen: „Was sollen Sie auch sonst tun?“Daheim angekommen, bläst Angus im Abstellraum den Staub von seinem uralten Teleskop und blickt wehmütig in die Sterne.
Sein Leben lang träumte er davon, Astronaut zu sein und so kommt es ihm gelegen, dass kurz danach ein
Milliardär im Fernsehen zu einer Lotterie aufruft. Der Hauptpreis ist der letzte Platz an Bord eines kommerziellen Flugs ins All. Angus fällt irgendwann auf, dass es bei dem Projekt einen möglicherweise fatalen Rechenfehler gegeben hat, aber wird der Milliardär dem Senior glauben?
Regisseurin Shelagh McLeod hat mit 59 Jahren ihr Debüt realisiert und greift dabei auf Bekanntes zurück: Der Alte grantelt ein wenig, ist aber im Grunde doch ein herzlicher Typ. Sein Schwiegersohn will ihn ins Heim bringen, verheimlicht aber die eigene Arbeitslosigkeit. Zu all dem sind die Pflegerinnen im Altersheim Karikaturen, die die Bewohner wie Hundewelpen behandeln, und dazu erklingen Oboen und kreiseln die Streicher.
Aber natürlich ist dieses leichtgewichtige, fernsehfilmartige Drama am Ende doch rührend, und es hat auch etwas zu sagen darüber, wie wir mit dem Wissen der Alten umgehen. Endgültig über den Durchschnitt hebt aber Richard Dreyfuss in der Titelrolle den Film. Der einstige Oscargewinner für „Der Untermieter“aus dem Jahr 1977 findet in diesem Angus Stewart sogar noch den Schlusspunkt für seine persönliche Filmbiografie, zu der ebenfalls 1977 die Hauptrolle in Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“zählte. Und während sich Dreyfuss damals bereits von Außerirdischen ins All begleiten ließ, geht es hier eher um die weltlichen Fragen einer Gesellschaft, die außer im Kino oft wenig Herz für ihre Alten zeigt. (dpa)
Astronaut. Regie: Shelagh McLeod. Mit Richard Dreyfuss, Lyriq Bent, Krista Bridges. Kanada 2019. 98 Minuten. FSK ab 6.