Schwäbische Zeitung (Biberach)
Es löwt einfach nicht mehr!
E● s waren 14 wunderbare Jahre unter Bundestrainer Joachim Löw, auch wenn es wie in jeder guten Langzeitbeziehung ab und an kriselte. Dennoch spürte nicht nur die ganze Fußballnation über eine Dekade lang: DFB-Team und Bundestrainer – das passt. Ob er entgegen aller Kritiker an seinem Daumenhoch-Lieblings Poldi festhielt, den WM-Pokal in den Rio’schen Nachthimmel streckte oder an Russlands Stränden lustwandelte, er blieb immer der Pilzkopf an der Seitenlinie, der Mann mit dem Espresso und dem lustigen Dialekt – unser Bundes-Jogi halt. Doch damit ist jetzt Schluss. Auch wenn er optimistisch dabei ist, ein neues Team aufzubauen und sich ganz seinem EM-Ziel verschrieben hat, ist Löws Zeit als Bundestrainer auf der Zielgeraden. Selbst wenn alle Kritiker derzeit irren, Dauer-Phönix Löw nach der EM 2021 wieder einmal die Asche von seinem Rollkragenpullover klopft, ist das omnipräsente Vertrauen in den Trainer verschwunden. Nicht anders ist das „friendly fire“zu erklären, das den Bundestrainer von allen Seiten trifft. Würden die Umstände der Pandemie nicht sein, der Wind würde ähnlich von den Tribünen wehen – zumindest von den Fans, denen die Nationalmannschaft nicht mittlerweile vollkommen egal ist. Dabei ist das alles nicht einmal die Schuld des ewigen Jogi. Der Bundestrainer hat sich einfach überlebt.
Dass er es nicht schaffte, aus den dafür geeigneten Spielern ein äraprägendes Team zu formen, wurde ihm hierzulande nie vorgeworfen. Doch mittlerweile strahlt eben auch der hellste RioTriumph nicht mehr. Zu gönnen wäre es Löw, dass er die Zeichen erkannt hat und sich 2021 einen würdigen Abschied bereitet und nicht vom Hof gejagt werden muss. Denn dass auch die schönste Ära enden muss – darüber dürfte Konsens herrschen.