Schwäbische Zeitung (Biberach)
An der Sensation geschnuppert
Fußball, WFV-Pokal: Verbandsligist Ehingen-Süd bereitet den Spatzen einige Probleme
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KIRCHBIERLINGEN/ULM - An der großen Überraschung im WFV-Pokal-Viertelfinale hat der Fußball-Verbandsligist SSV Ehingen-Süd geschnuppert, aber der Regionalligist und Titelverteidiger SSV Ulm 1846 Fußball behielt dann doch die Oberhand. Die Leistung der Kirchbierlinger schmälert die 0:3-Niederlage keineswegs. Mit einem couragierten Auftritt hatte die Mannschaft von Trainer Michael Bochtler dem Favoriten kräftig zugesetzt, von einem Zwei-Klassen-Unterschied war wenig zu sehen.
Schon gar nicht in der ersten Halbzeit, in der der Verbandsligist die klar bessere Mannschaft war. Angst vor den vermeintlichen übermächtigen Spatzen, die seit Jahren kein Verbandspokalspiel mehr verloren haben? Fehlanzeige. „Der Trainer hat uns gesagt, dass wir mutig auftreten sollen“, sagte Süd-Torhüter Fabian Heiland. Die Gäste beherzigten die Worte von Michael Bochtler – zum Staunen von 434 Zuschauern im altehrwürdigen Ulmer Donaustadion erlebte Süd-Keeper Heiland eine recht entspannte erste Halbzeit. „Da hatte ich in der Verbandsliga schon mehr zu tun“, sagte Heiland, der seinen Mitspielern ein dickes Lob zollte. „Respekt an die Mannschaft.“
Angetan vom Auftritt seines Teams war auch Michael Bochtler. „Die erste Halbzeit war sensationell von uns“, sagte Süds Trainer. Um einen solchen Gegner in Verlegenheit zu bringen, „muss natürlich alles passen. Was aber nicht gepasst hat, war die Chancenverwertung. Wir hätten zur Halbzeit führen müssen, da gibt es keine zwei Meinungen.“
Meinungsverschiedenheiten gab es auch nicht, Spatzen-Coach Holger Bachthaler räumte ein, dass seine Mannschaft mit dem 0:0 zur Pause gut bedient war. „Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir zu Pause mit zwei oder drei Toren in Rückstand gelegen hätten.“Zwar hatte auch der Regionalligist „die eine oder andere Aktion“(Bachthaler) vor dem gegnerischen Tor, aber kein Vergleich zu den Möglichkeiten des Verbandsligisten: Schon in der dritten Minute scheiterte Semir Telalovic an Ulms Schlussmann Christian Ortag, nach knapp 20 Minuten kam Simon Dilger frei vor Ortag zum Abschluss, doch sein Heber über den Torhüter flog auch über das Tor. Kurz darauf verfehlte ein abgefälschter Schuss von Kevin Ruiz knapp das Tor, ehe in der 32. Minute Telalovic frei zum Schuss kam und Ortag den Ball verlangsamte, ehe Angelo Rinaldi kurz vor der Torlinie die Chance endgültig vereitelte. Und Ulm? Die bis dahin beste Chance hatte Steffen Kienle mit einem Kopfball kurz vor der Halbzeit.
Auf der Haupttribüne hatten sich die Verantwortlichen der Spatzen um Sportchef Anton Gugelfuß in den ersten 45 Minuten immer wieder die Augen gerieben und den Kopf geschüttelt angesichts der unerwarteten Kräfteverhältnisse auf dem Platz. „Ehingen-Süd hat mutig und zielorientiert gespielt und hatte in der ersten Halbzeit die besseren Chancen“, sagte Gugelfuß. Der Sportchef der Spatzen und Trainer Holger Bachthaler erklärten das Spiel ihres Teams mit den vielen Wechseln in der Startelf im Vergleich zum vergangenen Regionalliga-Wochenende. Nur drei Spieler, die in Großaspach von Beginn an aufliefen, waren auch gegen Süd in der ersten Elf. Als „alternativlos“bezeichnete Bachthaler die Veränderungen angesichts „von Pflichtaufgaben im Drei-, VierTage-Rhythmus“– am Freitag steht für die Spatzen das nächste Punktspiel gegen Offenbach als Auftakt einer weiteren englischen Woche an.
In der neu zusammengestellten Elf fehlte es Bachthalers Worten zufolge an der Abstimmung, erst im Laufe des Spiels wurde es besser. Zu sehen war dies unmittelbar nach Wiederanpfiff, als Burak Coban mit einem leicht abgefälschten Schuss unter die Latte traf. Aber auch nach dem 1:0 änderte sich das Geschehen nicht grundlegend. Süd spielte unbeeindruckt nach vorn und hatte große Chancen zum Ausgleich: durch Telalovic,
dessen Kopfball knapp vorbei ging, und durch Filip Sapina, der freistehend nach Flanke von Max Vöhringer den Ball nicht richtig traf.
Erst mit dem zweiten SpatzenTreffer durch den früheren Zweitliga-Profi Anton Fink in der 57. Minute lenkte der Regionalligist das Spiel in die von ihm gewünschte Richtung. Vereinzelt kam der Außenseiter weiterhin zu gefährlichen Kontern, meist jedoch war nun der Regionalligist am Drücker. Steffen Kienle erhöhte in der 77. Minute auf 3:0, weitere Chancen ließen die Ulmer ungenutzt. „Dass uns hinten raus die Luft ausgeht, war zu erwarten“, sagte Bochtler, dessen Mannschaft dennoch nie ihre offensive Ausrichtung aufgab und sich in der Abwehr verschanzte. Den Gedanken an eine defensivere Grundordnung hatte der Trainer des Verbandsligisten vor der Partie verworfen. „Die Überlegung war da, uns hinten reinzustellen, abwartend zu agieren, aber das ist nicht unser Spiel.“
Was die Mannschaft des SSV Ehingen-Süd auszeichnet, war im Donaustadion zu sehen. Die Qualität und Mentalität, die in dem Team stecken, bereiteten dem SSV Ulm 1846 große Probleme. Im Vertrauen auf seine Spieler hatte Michael Bochtler schon im Vorfeld gesagt, dass es für ihn gegen den klar favorisierten Regionalligisten nicht um Schadensbegrenzung gehen werde, sondern um eines: „weiterkommen oder ausscheiden“. Den selbstbewussten Worten folgten die entsprechenden Taten, nur Tore und mit ihnen ein an diesem Abend möglicher Erfolg blieben dem Außenseiter verwehrt. „Schade, dass wir die Sensation nicht geschafft haben“, sagte Bochtler.
Spatzen-Trainer Holger Bachthaler war indes froh, dass die Siegesserie der Spatzen im WFV-Pokal hielt. Die Leistung seines Teams über weite Strecken dürfte ihm nicht gefallen haben, aber letztlich zählte nur das Ergebnis. „Ich bin zufrieden mit dem 3:0 und dass wir im Halbfinale sind.“