Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hauptfrau von Karlasruhe
Es ist ein ehrenwertes Ziel: eine perfekte Sprache zu entwerfen, die niemanden vergisst, jeden wertschätzt und definitiv keinen diskriminiert, schon gar nicht Frauen. Ab und zu gibt es allerdings Irritationen, der Referentenentwurf für das neue Insolvenz- und Sanierungsrecht etwa meinte es derart gut mit den Frauen, dass gefühlt jedes zweite Wort auf *innen und *Innen endete. Horst Seehofers Innenministerium lehnte den Text aus dem Justizressort von Christine Lambrecht prompt ab. Grund: Beim generischen Femininum könnte man meinen, dass nur Frauen gemeint seien, er öffne Missverständnissen Tür und Tor. Auch die Bundeswehr hat kürzlich beschlossen, auf die Anreden Feldwebelin und Hauptfrau noch zu verzichten. SPD-Politikerin Siemtje Möller sagte, wenn sie mit Frauen bei der Bundeswehr rede, dann klagten die „nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leer gefegte Kleiderkammern, sodass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben“.
Womit wir beim Karlsruher OBWahlkampf wären. Auf die Frage, was man/frau eigentlich noch gendern
● darf, kam Bewerberin Vanessa Schulz die rettende Idee: der Städtename. Schulz will aus Karlsruhe Karlasruhe machen, vergisst dabei aber, dass es nicht Karla Wilhelmine war, sondern Karl Wilhelm, dem die Stadt ihren Namen verdankt. Der Markgraf von Baden-Durlach hatte genug vom ödengen Durlach, sehnte sich nach einem Schloss und ließ 1715 seine Traumstadt entwerfen. Ehrenrettung für Frau Schulz: Sie tritt für eine Satirepartei an, sie will auch Einhörner im Schlossgarten auswildern. (zak)