Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kommunikativ und flexibel
Getestet und für gut befunden: Uhlmann geht im neuen Bürogebäude neue Wege
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LAUPHEIM - 75 Meter lang ist das neue Bürogebäude, 17 Meter breit und ungeachtet seiner Maße kein Klotz, sondern anspruchsvolle Industrie-Architektur, entworfen vom Berliner Büro Barkow Leibinger, mit viel Glas und vier Geschossen à 1000 Quadratmeter Nutzfläche, in Summe fast ein Fußballfeld. Bis zu 400 Beschäftigte der Firma Uhlmann PacSysteme, weltweit führender Spezialist für das Verpacken von Pharmazeutika, und der Uhlmann Group Holding sollen im kommenden Frühjahr einziehen, vor allem Konstrukteure und Fachpersonal für den Kundendienst, und eintauchen in die Arbeitswelt der Zukunft.
„Unsere Art zu leben und zu arbeiten hat sich verändert“, sagt Matthias Niemeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Uhlmann Pac-Systeme und der Uhlmann Group Holding. Neue Aufgaben und Herausforderungen, technische Innovationen, Wertewandel, eine junge Generation, die anders tickt als die der Eltern – all das erfordere ein Umdenken auch bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen. Auf diesen Weg hat Uhlmann sich begeben – um Potenziale zu heben und, wie Niemeyer betont, bewährte Kräfte noch enger an das Unternehmen zu binden und im Wettbewerb um Talente ein noch attraktiverer Arbeitgeber zu sein.
Die Schließfächer mit Türen aus Eichenholz sind eingebaut, Handwerker installieren Heiz- und Kühldecken mit integrierter Beleuchtung. Feinster Sichtbeton, Spaltmaße, die gegen null tendieren: Der Neubau atmet Perfektion. Auch in der Frage, wie die Flächen aufgeteilt, genutzt und möbliert werden sollen, bleibt nichts dem Zufall überlassen. Im Businesspark Ehingen Donau, während der Bauarbeiten Ausweichquartier für rund 400 Uhlmann-Beschäftigte, wurde 2019 das Pilotprojekt „Moderne Arbeitswelt“gestartet. Hundert Frauen und Männer aus der Business Unit Digital Solutions haben über Monate unterschiedliche Arbeitsplatzkonzepte getestet, auf 1000 Quadratmeter Fläche wurden Optionen realisiert.
Uhlmann sei es wichtig gewesen, „Betroffene zu Beteiligten zu machen“und gemeinsam mit der Belegschaft herauszufiltern, was im Berufsalltag taugt und was nicht und in welcher Form die „Moderne Arbeitswelt“im Unternehmen Einzug halten soll, sagt Alfred Wirth, Leiter der Abteilung Facility Management. Das habe großen Anklang gefunden. „Wir haben das neue Gebäude geplant, ohne zu wissen, wie wir es einrichten werden. Das sollte von den Erkenntnissen
aus dem Pilotprojekt abhängen“, erklärt Matthias Niemeyer.
Im Februar stand fest, in welche Richtung es geht. In einem nächsten Schritt wurde nun mit den künftigen Nutzern des Bürogebäudes in Laupheim die Aufteilung und Ausgestaltung der Räumlichkeiten besprochen. Die einzelnen Abteilungen konnten dazu unter verschiedenen beim Testlauf positiv bewerteten Elementen wählen und nach Bedarf Schwerpunkte setzen. „Es wird kein Stockwerk wie das andere sein“, verdeutlicht Alfred Wirth.
Allen Etagen gemein ist eine offene, der Kommunikation förderliche Bürolandschaft, die vielseitige Arbeitsweisen ermöglicht. Räume für Besprechungen oder Workshops wechseln ab mit Zonen für Abstimmungsgespräche und Briefings; es gibt Lounges für den ungezwungenen Austausch und „Focus Areas“für konzentriertes Arbeiten, Telefonzellen und auf jedem Stockwerk ein Büro mit Spielecke für Kinder, das es Eltern erleichtert, Betreuungsengpässe zu überbrücken.
Passé sind fest zugeteilte Schreibtische. Die Beschäftigten treffen ein, holen personalisiertes Equipment (Laptop, Tastatur und Maus), Notizen und dergleichen aus ihrem Schließfach und suchen sich flexibel einen Arbeitsplatz ihrer Wahl, der mit universellen Dockingstations und zwei Bildschirmen ausgestattet ist. Insgesamt gibt es 15 Prozent weniger Plätze als Mitarbeiter – so viele
Schreibtische stehen erfahrungsgemäß leer, weil Kollegen mobil arbeiten, krank oder im Urlaub sind.
Funktion paart sich mit Anmutung: Ein Berliner Büro für Innenarchitektur hat unter dem Stichwort „Corporate Architecture“eine Formensprache und ein Farbkonzept für das Gebäudeinnere entworfen, die zu Uhlmann passen und Bezüge zu anderen Bereichen auf dem Firmengelände knüpfen. Die Boxen etwa, in denen in der Fertigung Material zur Montage bereit liegt, dienen im neuen Bürogebäude als Behältnisse für Zimmerpflanzen. Auch Kunstgegenstände sollen Einzug halten.
Schränke, Tische, Stühle, Lampen, Teppichböden: Die Einrichtung ist bemustert, Uhlmann hat Angebote eingeholt, in diesen Tagen gehen die Bestellungen raus. Im ersten Quartal 2021 soll sich der Neubau mit Leben füllen. Uhlmann investiert insgesamt rund 16 Millionen Euro. Auch die Geschäftsleitung wechselt ins neue Haus.
Mobiles Arbeiten und Homeoffice haben in der Corona-Krise immens an Bedeutung gewonnen. Braucht es da überhaupt noch Büros in der Firma? Matthias Niemeyer nickt. Er verweist auf die Grenzen der Technik: „Wir sind noch nicht so weit, dass alle Anwendungen daheim mit der gleichen Geschwindigkeit laufen wie im Betrieb. Außerdem gilt es die IT-Sicherheit stets mit im Blick zu haben.“Und: „Wer immer nur zu Hause sitzt, verliert die Bindung zu Kollegen und zum Unternehmen.“Beides sei essenziell, auch in der Arbeitswelt von morgen.
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