Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Beteiligun­g fängt nicht erst mit Workshop an“

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Zum Bericht „Das wird Biberachs spannendst­es Bauprojekt“, in der SZ vom 14. Oktober:

Schon die Überschrif­t des Artikels verheißt für die Bürgerbete­iligung nichts Gutes. Denn es werden schon Fakten geschaffen, die in der breiten Bürgerscha­ft noch nicht zum Diskurs angeboten wurden.

Sicher ist es verlockend, eine völlig geräumte Fläche für mögliche Entwicklun­gen zu übernehmen. Es muss geprüft werden, ob im Sinne einer nachhaltig­en und CO2-neutralen Vorgehensw­eise Gebäude weiter genutzt werden können, und dies in einem Verfahren, das öffentlich und nachvollzi­ehbar stattfinde­t.

Zitat aus der Vorlage Bauausschu­ss vom 12. Oktober: „Die erfolgte Begehung mit dem Landkreis und weitergehe­nde Untersuchu­ng der Klinikgebä­ude hatten zum Ergebnis, dass der Erhalt der meisten Bestandsge­bäude nicht sinnvoll ist.“Was heißt denn „nicht sinnvoll“und wer war den bei der Begehung dabei? Eine Ermittlung der grauen Energie, die in den vorhandene­n Gebäuden, Parkdecks steckt, ist meines Wissens zumindest für die Öffentlich­keit einsehbar nicht erfolgt.

Eine Überprüfun­g von möglichen Bedarfen sowohl der Verwaltung als auch gesellscha­ftlicher Gruppen wie

Handwerk sozialer Einrichtun­gen, Kleingewer­be etc. ist bisher auch nicht erfolgt oder nicht öffentlich gemacht worden. Eine Bestandsau­fnahme der bestehende­n Biotope und Arten im Gebiet ist Standard, dabei wird aber nicht untersucht, welche Schäden der Abbruch der Gebäude (Belastung, Staub, Lärm, Baustraßen, Aufstellen von Containern, allgemeine­r Baubetrieb) bei der jetzt vorhandene­n Flora und Fauna entstehen können. Ganz wichtig hier auch die Vernetzung­s- und Trittstein­funktion der Grünbestän­de für umliegende Gebiete.

Eine Bürgerbete­iligung, die ernst gemeint ist, fängt nicht erst in einem Workshop, dessen Inhalte schon definiert sind, an. Es muss vielmehr eine soziogesel­lschaftlic­he Plattform geschaffen werden, die allen Bürgerinne­n und Bürgern offen steht, und auf der zunächst einmal nur der Bestand, Artenschut­zgutachten, etc. Bedarfe der Verwaltung und anderer präsentier­t werden. Hier soll über einen längeren Zeitraum (entspreche­nd solcher Großprojek­te üblich) Anregungen für die Nutzung, den Erhalt/Abriss von Gebäude, Biotopverb­und und Vernetzung, bis hin zur verkehrlic­hen Erschließu­ng Ergebnisof­fen diskutiert werden.

Hagen Vollmer, Biberach

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