Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Guter Schritt in die richtige Richtung“
Handballer zeigen im zweiten Spiel der EM-Qualifikation eine Leistungssteigerung
TALLINN (SID) - Mit einem guten Gefühl stieg Handball-Bundestrainer Alfred Gislason keine drei Stunden nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Länderspiel-Doppelpacks in den Flieger nach Köln. Sein Team brauche zwar „noch ein bisschen Zeit und ein wenig Training, aber es war ein guter Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Isländer nach dem deutlichen 35:23 (13:12) im zweiten EM-Qualifikationsspiel bei Außenseiter Estland.
Zwei Spiele, zwei Siege, aber wieder die erste Hälfte verschlafen. „Ich fand das Spiel insgesamt deutlich besser als das letzte“, betonte Gislason im Rückblick auf das wacklige 25:21 zum Auftakt gegen BosnienHerzegowina. In beiden Spielen habe laut Gislason in der ersten Hälfte „ein wenig die Ruhe und die Abgezocktheit gefehlt“, in Tallinn lieferte seine Mannschaft dann aber „eine sehr gute Leistung“ab.
Der überragende Julius Kühn war mit neun Treffern vor einer Geisterkulisse der beste Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). „In der zweiten Halbzeit lief einiges besser, da haben wir weniger technische Fehler gemacht“, sagte auch Kühn: „Was wir uns ankreiden müssen, ist die erste Hälfte.“
Die Reise nach Estland fand zudem unter erschwerten Bedingungen statt. Auf ein Abschlusstraining musste das Team verzichten, da die Spieler nach der Ankunft am Samstag einen Corona-Test machen mussten und danach direkt im Quarantäne-Hotel abgeschottet wurden. Erst zum Mittagessen am Sonntag, nachdem alle Tests negativ ausgefallen waren, kam die Mannschaft wieder zusammen.
Mit dem zweiten Sieg in der Qualifikationsgruppe 2 festigte die deutsche Mannschaft auch den Platz an der Tabellenspitze. Für die EM-Endrunde 2022 in Ungarn und der Slowakei lösen die jeweils ersten beiden
Teams sowie die vier besten Dritten der acht Gruppen ihr Ticket.
Vor dem Duell in Estland hatte Gislason mit Blick auf die Belastungssteuerung zwei Änderungen vorgenommen. Torhüter Silvio Heinevetter und Fabian Böhm blieben zu Hause, dafür flogen Till Klimpke und Paul Drux mit ins Baltikum.
Doch es wurde zunächst wieder ein Geduldsspiel. Zwar lag die verbesserte DHB-Auswahl dank der Abschlussstärke des starken Kühn über weite Strecken ungefährdet in Führung, doch einige Ungenauigkeiten in der Offensive hielten den Underdog im Spiel.
„Viel zu billige Tore und zu viele Fehler“, bemängelte Gislason sichtlich aufgebracht in einer Auszeit. Auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer
stimmte mit ein. „Wir kreieren sehr viele Gelegenheiten aus dem Rückraum, die wir zum Teil nicht ausreichend nutzen“, sagte er.
Dieses Manko stellte die deutsche Mannschaft nach dem Seitenwechsel ein und zog mit einem 7:1-Lauf entscheidend auf 20:13 (40.) davon. Den Esten, die noch nie bei einem großen Turnier dabei waren, gingen in der Offensive etwas die Ideen aus.
Am Ende ließ Deutschland nichts mehr zu. Gislason nutzte die Gelegenheit und rotierte. Mit zwei Siegen geht es für das DHBTeam am 6. Januar nach Wien in das erste Duell gegen Österreich. Vier Tage später findet das Rückspiel in Köln statt, zugleich die Generalprobe für die WM in Ägypten (13. bis 31. Januar).
„Noch ein bisschen Zeit und ein wenig Training, aber es war ein guter Schritt in die
richtige Richtung.“
Alfred Gislason