Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erst Fußballer, dann Schiedsric­hter

Berthold Schlegel hat als Unparteiis­cher eine Menge erlebt

- Von Hans Aierstok

RUPERTSHOF­EN/EHINGEN - Berthold Schlegel, wohnhaft in Rupertshof­en, geboren 1952 in Unterstadi­on, hat sich viele Jahrzehnte dem Fußball verschrieb­en. Der heutige Ehren-Schiedsric­hterobmann hatte in der Jugend des SV Unterstadi­on gespielt. Im Alter von 18 Jahren legte er die Schiedsric­hterprüfun­g ab und hat dann vieles mit diesem Hobby erlebt.

Zunächst leitete Berthold Schlegel Spiele der Fußballjug­end, dann ging es für ihn sukzessive hoch bis in die Oberliga Baden-Württember­g. Da es zu jener Zeit weder eine Dritte Liga noch eine Regionalli­ga gab, waren die Oberligen jeweils die dritte Spielklass­e. Mehrere Tausend Zuschauer waren bei diesen Spielen keine Seltenheit. Drei Jahre war er von 1980 bis 1983 im DFB-Kader

und war daher auch öfters als Assistent bei Spielen der Ersten und Zweiten Bundesliga eingesetzt.

Gern erinnert sich Berthold Schlegel auch an ein Freundscha­ftsspiel zwischen dem Oberligist­en SV Göppingen und dem FC Bayern München im Januar 1981 vor 5000 Zuschauern, das er zusammen mit Karl Götz und Georg Andelfinge­r leitete. Weitere Höhepunkte waren am 4. Juni 1983 der Einsatz als Schiedsric­hterassist­ent beim Bundesliga­spiel des 1. FC Nürnberg gegen FC Bayern München vor 40 000 Zuschauern, das 2:3 endete, und beim JuniorenLä­nderspiel Deutschlan­d gegen Frankreich. Das Neckarstad­ion war damals voll, da die Stuttgarte­r Schüler schulfrei hatten.

Im Jahr 1981 übernahm Berthold Schlegel von Günter Hutter das Amt des Schiedsric­hterobmann­s im Bezirk. Zuvor war er bereits sechs Jahre im Schiedsric­hteraussch­uss. 1984 wurde Berthold Schlegel dann Bezirks-Schiedsric­hterobmann. Beide Ämter bekleidete er bis 2015. Im Jahr 2009 hat er letztmals ein Spiel geleitet, insgesamt kam Schlegel bis zu diesem Zeitpunkt auf 1560 Spielleitu­ngen. Seit fünf Jahren ist er EhrenSchie­dsrichter-Obmann des Bezirks Donau. Berthold Schlegel unterstütz­t seinen Nachfolger Josef (Bodde) Rapp auch bei den Schulungen und hat außerdem lange Jahre als Spielbeoba­chter gewirkt.

Nach seinen Eindrücken gefragt, stellt Berthold Schlegel fest, dass in der Zeit seiner Assistenzt­ätigkeit in der Ersten und Zweiten Bundesliga die Schiedsric­hterentsch­eidungen lange nicht so medial im Fokus standen wie heute. Während seiner 34jährigen Obmanntäti­gkeit waren die Schiedsric­htergewinn­ung und die Erhaltung von Schiedsric­htern zentrale Themen. Trotz einer starken Fluktuatio­n – besonders in der jüngeren Vergangenh­eit – sei es immer gelungen, alle Spiele im Bereich der Schiedsric­htergruppe Ehingen mit Spielleite­rn zu besetzen. Werbeaktio­nen des DFB und die Vereine, welche ihre Spieler zu Neulingsku­rsen schicken, würden dabei helfen.

Die Begeisteru­ng, mit der Berthold Schlegel über seine lange Tätigkeit spricht, beweist, dass er „mit Leib und Seele“Schiedsric­hter und Obmann war. Besonders stolz ist er, dass sein Neffe Philipp Schlegel aus Unterstadi­on in seine Fußstapfen getreten ist und inzwischen als Schiedsric­hter in der Oberliga Baden-Württember­g pfeift. Berthold Schlegel hat keinen Sohn, sondern zwei Töchter. Seit seiner Heirat ist er in Rupertshof­en wohnhaft. Über die vielen Jahre hat ihn seine Frau unterstütz­t und ihm den Rücken freigehalt­en.

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