Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zu Zweit auf 650 Quadratmet­ern

Warum ein Tennishall­enbetreibe­r über die Corona-Vorschrift­en den Kopf schüttelt

- Von Andreas Spengler

MITTELBIBE­RACH - Wie sinnvoll sind die Anti-Corona-Maßnahmen im Einzelfall? Die Schließung von Tennishall­en in der Region hat für Diskussion­en gesorgt. Jetzt meldet sich ein Hallenbetr­eiber zu Wort – und fordert Nachbesser­ungen.

Es ist früher Nachmittag, in der Mittelbibe­racher Sportfabri­k schlagen einige Tennisspie­ler den Ball übers Netz. In den großen Hallen wirken sie beinahe verloren. Am Eingang weisen große Schilder auf die Hygienereg­eln hin, Desinfekti­onsmittel steht bereit. „Wir haben getan, was wir konnten“, sagt der Inhaber der Sportfabri­k, Michael Kaiser. Er sei gewiss kein Corona-Leugner. Im Gegenteil: Die Sorge vor einer Ansteckung könne er nachvollzi­ehen Die Reha-Kurse zum Beispiel habe er freiwillig ausgesetzt, obwohl diese gesetzlich noch erlaubt wären.

Doch beim Blick in die Tennishall­en muss er den Kopf schütteln. Rund 650 Quadratmet­er stünden hier für zwei Tennisspie­ler zur Verfügung, selbst wenn alle Plätze belegt sind. „Bei kaum einer Sportart gibt es so viel Platz wie beim Tennis.“Selbst wenn auf zwei Feldern nebeneinan­der Spiele stattfinde­n, beträgt der Abstand zwischen den Felder immer noch einige Meter, zudem sind die Felder abgetrennt. Soweit die Realität.

Doch die Corona-Verordnung des Landes schreibt vor, dass nur noch zwei Personen eine Halle nutzen dürfen. Nach Rücksprach­e mit Bürgermeis­ter Florian Hänle wurde entschiede­n, dass das Tennisspie­len auf mehreren Plätzen in der Halle erlaubt ist (SZ berichtete). Hänle sagt, er stehe bis heute zu dieser Entscheidu­ng, die noch im Ermessenss­pielraum

der Gemeinde liege. Doch nun zeigten die Entwicklun­gen und die aktuellen Corona-Zahlen, dass die bisherigen Anstrengun­gen nicht ausreichte­n. „Im einen oder anderen Bereich müssen wir daher voraussich­tlich noch mehr Einschränk­ungen umsetzen“, erklärt er. Das betreffe voraussich­tlich auch den Tennisspor­t in Mittelbibe­rach. Eine endgültige Entscheidu­ng soll noch im Laufe des Donnerstag­s fallen. Bürgermeis­ter Hänle geht davon aus, dass dann nur noch auf einem Feld pro Halle gespielt werden kann.

Inhaber Kaiser sieht darin jedoch keinen Sinn. Schließlic­h müsste er die gesamte Halle heizen lassen und auch entspreche­ndes Personal beschäftig­en. In diesem Fall überlege er, die Halle zu schließen. Ihm gehe es dabei nicht um die finanziell­e Aspekte, betont er. Schließlic­h wolle er ohnehin die Ausgleichs­förderung des Landes in Anspruch nehmen. „Damit kommen wir über die Runden.“

Doch eine grundsätzl­iche Frage treibe ihn um: Gibt es bei dem großen Bündel an Maßnahmen und Einschränk­ungen auch noch Raum für Einzelfäll­e? Rund 500 Kunden habe er alleine in Mittelbibe­rach und Tennis sei nun mal keine Randsporta­rt. Genervt habe ihn die Begründung, dass die Sportart stark eingeschrä­nkt werden sollte, um keine Signalwirk­ung

für andere Sportarten zu erzeugen. „Das klingt für mich nach dem Motto: Wenn alle keinen Spaß haben dürfen, sollen auch die Tennisspie­ler keinen Spaß haben.“

Kaiser hat bereits viele Hebel in Bewegung gesetzt und einige Politiker kontaktier­t – inzwischen fühlt er sich dennoch auf verlorenem Posten. Die Regel für die Tennishall­en könne man „niemandem erklären“, sagt er. Das Verständni­s der Bürger für die Maßnahmen sei jedoch wichtig. „Wenn man am eigenen Leib eine Regel erfahren hat, die man nicht nachvollzi­ehen kann, ist das Gift für die Akzeptanz der Pandemie-Bekämpung.“

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Allein auf weitem Feld: Der Inhaber der Mittelbibe­racher Sportfabri­k, Michael Kaiser, muss die Tennishall­en wohl bald schließen.

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