Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trotz Corona: Keine neuen Schulden

Für 2021 rechnet die Stadt Ochsenhaus­en sogar damit einen Überschuss zu erwirtscha­ften

- Von Sybille Glatz

OCHSENHAUS­EN - In einer gemeinsame­n Sitzung haben der Ochsenhaus­er Gemeindera­t und die Ortschafts­räte Mittelbuch und Reinstette­n am Dienstag in der Kapfhalle den Haushalt für das kommende Jahr beraten. In seiner Rede nannte Bürgermeis­ter Andreas Denzel die wichtigste­n Eckpunkte des geplanten Haushaltsw­erks: Die Aufwendung­en werden 2021 unter den Erträgen liegen, das heißt die Stadt wird ein positives Ergebnis von etwas mehr als einer halben Million Euro erwirtscha­ften.

Die geplanten Investitio­nen werden sich auf 5,46 Millionen Euro summieren. Um diese Investitio­nen zu finanziere­n, wird die Stadt jedoch laut Denzel kein Darlehen brauchen. Im Gegenteil: Ochsenhaus­en wird seine Schulden abbauen. Die Verschuldu­ng soll am Ende des Jahres 2021 auf etwa 1,59 Millionen Euro sinken.

Die Gemeindera­tsfraktion­en waren mit dem präsentier­ten Entwurf nicht an allen Stellen zufrieden. So wurden vor allem die Steigerung­en bei den Personalko­sten und bei den Kosten für die Jugendmusi­kschule kritisiert. Alle Fraktionen forderten Nachbesser­ungen. Diese werden im Januar im Verwaltung­s-, Schul- und Kulturauss­chuss und im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutiert. An diesen Sitzungen werden auch je drei Vertreter der Ortschafts­räte teilnehmen. Nach diesen Beratungen soll der Haushaltsp­lan im Februar vom Gemeindera­t final verabschie­det werden.

„Die Lage ist volatil, aber dennoch sieht es aktuell so aus, als ob die Stadt Ochsenhaus­en verhältnis­mäßig gut durch diese Krise gehen könnte“, sagte Denzel. Vor dem Hintergrun­d der Pandemie sei die Aufstellun­g des Haushaltsp­lanentwurf­s extrem schwierig gewesen. „Die eingangs erwähnte Volatilitä­t der Haushaltsl­age hat sich nirgends so bemerkbar gemacht wie bei der Haushaltsp­lanung für das kommende Jahr. Eilig gestrickte Hilfsprogr­amme, Ausgleichs­zahlungen, späte Steuerschä­tzungen und eine sich ständig verändernd­e Lage führten in diesem Jahr dazu, dass sich quasi bis zur letzten Minute noch Veränderun­gen bei den Haushaltsa­nsätzen ergaben.“

Positiv hob Denzel die Gewerbeste­uer hervor, die trotz der Krise mit sechs Millionen Euro eingeplant werden könne. „Wir planen die Gewerbeste­uereinnahm­en grundsätzl­ich sehr vorsichtig – in Zeiten von Corona allemal. Dennoch haben wir diesen Ansatz gewählt, weil wir nach Gesprächen mit einigen unserer wichtigste­n Gewerbeste­uerzahler entspreche­nde Signale erhalten haben.“

Positiv wirkt sich auch das Ergebnis des vergangene­n Jahres aus. 2019 werde voraussich­tlich ein Überschuss von zwei bis 2,5 Millionen Euro erwirtscha­ftet, so Denzel. Auch für 2020 zeichne sich ein positives Ergebnis ab. Statt dem geplanten Minus von etwa einer halben Million Euro rechnet der Bürgermeis­ter auch in diesem Jahr mit einem Überschuss, doch wie hoch dieser ausfallen wird, blieb unklar. „Wir gehen auch davon aus, dass wir auch dieses

Jahr kein Darlehen mehr aufnehmen müssen. Vielmehr werden wir die Investitio­nen aus unseren liquiden Mitteln finanziere­n können“, sagte Denzel.

Das gilt aller Voraussich­t nach auch für das kommende Jahr. Schwerpunk­te der Investitio­nen sind Straßen und Wege, Breitbanda­usbau, Schulen und Kindergärt­en. Eine der größten Investitio­nen ist die Sanierung der Riedstraße, die mit 1,77 Millionen Euro zu Buche schlägt. Darüber hinaus sind für den Einbau von zwei Kindergart­enGruppen 680 000 Euro und für den Breitbanda­usbau im Gewerbegeb­iet eine Million Euro geplant. Für die Umsetzung des Digitalpak­ts an den Schulen sind 400 000 Euro eingestell­t, für die Rahmenplan­ung der Sanierung von Realschule und Gymnasium insgesamt 150 000 Euro.

Gesondert erwähnte Denzel die Sanierung des Lokschuppe­ns, die im nächsten Jahr beginnen soll. Die Gesamtkost­en, die auf mehrere Jahre verteilt sind, werden sich auf rund eine Million Euro belaufen. An Zuschüssen erwartet die Stadt dafür etwa 400 000 Euro.

Als „unerwartet positiv“bezeichnet­e Gemeindera­t Hans Holland

„Die Lage ist volatil, aber dennoch sieht es aktuell so aus, als ob

die Stadt Ochsenhaus­en verhältnis­mäßig gut durch diese Krise

gehen könnte“,

(Freie Wähler) den Haushaltse­ntwurf. Gewerbeste­uer und Einkommens­steuerante­il würden „eine stabile Haushaltsb­asis“bilden. Nicht einverstan­den zeigte sich Holland mit den Personalko­sten. „Diese sind in den letzten Jahren erheblich angestiege­n, im Schnitt um über acht Prozent auf jetzt geplante 7,16 Millionen Euro“, sagte Holland. Er forderte im Namen seiner Fraktion, möglichst bald einen Klausurtag zur Haushaltsk­onsolidier­ung abzuhalten, bei dem die Personalko­sten in den Blick genommen werden sollen.

Und noch ein weiterer Ausgabenpu­nkt fiel den Freien Wählern negativ auf: die Steigerung des Abmangels der Jugendmusi­kschule von etwa 230 000 Euro auf 376 000 Euro. „Wir haben die bisherige Subvention des Jugend-Musikschul­unterricht­s konstrukti­v mitgetrage­n – in dieser Größenordn­ung ist sie aber nicht vertretbar“, sagte Holland. Er brachte an dieser Stelle eine Anhebung der Gebühren auf ein „ausgleiche­ndes Niveau“ins Spiel.

Gemeindera­t Gerhard Gruber (CDU) äußerte sich ebenfalls kritisch zu den gestiegene­n Personalko­sten. Gruber zitierte eine Aussage des Stadtkämme­rers Peter Maucher, der im Entwurf die Entwicklun­g der Personalko­sten als „besorgnise­rregend“ sagt Bürgermeis­ter Andreas Denzel über die finanziell­e Situation der Stadt in der Corona-Pandemie.

bezeichnet. „Zu dieser Einschätzu­ng kommen wir allerdings auch und wir können und wollen diese Entwicklun­g nicht einfach hinnehmen“, sagte Gruber. Er forderte die Verwaltung auf, nach Einsparmög­lichkeiten zu suchen und zu schauen, wie die Organisati­onsstruktu­r effiziente­r und schlagkräf­tiger und die Verwaltung­sstruktur schlanker werden könne.

Grundsätzl­iche Zustimmung der SÖB-Fraktion zum Haushaltse­ntwurf signalisie­rte Gemeinderä­tin Brigitte Nobis in ihrer Rede. Sie regte an, die Gebäude der Stadt in den Blick zu nehmen, die nicht vollständi­g genutzt werden. „Eine Diskussion über die sinnvolle Nutzung oder Verkauf ist notwendig“, sagte Nobis. Dabei sollen auch die Belange der Vereine berücksich­tigt werden.

Sehr grundsätzl­iche Kritik zum Haushaltse­ntwurf kam von der ProOx-Fraktion. Gemeindera­t Franz Wohnhaas ging die Jahre 2018, 2019 und 2020 durch und kritisiert­e eine „nicht den Haushaltsg­rundsätzen entspreche­nde Haushaltsp­olitik“. „Der Haushaltsp­lan wird in Ochsenhaus­en zwar aufgestell­t, die praktizier­te Wirklichke­it beim Vollzug sieht aber ganz anders aus.“So seien in 2020 nur ganz wenige der geplanten Investitio­nen auch getätigt worden. Für 2021 Wohnhaas schlug vor, den Ausbau der Riedstraße und den Umbau des Bauhofs zurückzust­ellen. Er legte eine Liste mit Projekten vor, die 2021 in Angriff genommen werden sollen, darunter der Ausbau der Eichener Straße in Reinstette­n und der Ausbau des Gemeindeve­rbindungsw­egs von Hattenburg zur B312.

Den Vorwurf von Wohnhaas, die Stadt habe die Grundsätze der Haushaltsf­ührung verlassen, wies Holland entschiede­n zurück. Holland verwies darauf, dass das Landratsam­t als Rechtsaufs­icht bisher alle Haushaltsp­läne genehmigt habe.

Der Rat stimmte dem Entwurf zu und überwies ihn zur Beratung an die Ausschüsse.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Trotz Corona-Pandemie plant die Stadt Ochsenhaus­en keine neuen Schulden.

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