Schwäbische Zeitung (Biberach)

Menschen mit Beeinträch­tigungen rücken in den Fokus

Das Museumsdor­f Kürnbach will 2021 gezielt neue Angebote schaffen, die von Menschen mit und ohne Beeinträch­tigung genutzt werden können

- Von Katrin Bölstler

KÜRNBACH/STUTTGART - Das Museumsdor­f Kürnbach verzeichne­t immer wieder neue Besucherre­korde. Dennoch gibt es bestimmte Zielgruppe­n, die eher selten oder nie nach Kürnbach kommen. Dazu gehören auch Menschen mit körperlich­en oder geistigen Einschränk­ungen. 2019 startete das Museumstea­m daher ein Modellproj­ekt, um herauszufi­nden, wie das Museumsdor­f für diese Zielgruppe attraktive­r werden könnte. Das Sozialmini­sterium Baden-Württember­g hat dem Museumstea­m nun erneut Gelder bewilligt, um diese Arbeit fortzuführ­en.

23 Modellproj­ekte in BadenWürtt­emberg erhalten über die Projektför­derung „Impulse Inklusion“finanziell­e Unterstütz­ung durch das Land. Dies gab Sozial- und Integratio­nsminister Manne Lucha am vergangene­n Mittwoch, im Vorfeld des Welttags der Menschen mit Behinderun­gen,

in Stuttgart bekannt. Insgesamt fließen rund 355 000 Euro in verschiede­ne Projekte von Selbsthilf­eorganisat­ionen, Behinderte­neinrichtu­ngen, Kommunen und Vereinen. „Auch oder gerade unter erschwerte­n Rahmenbedi­ngungen wie der Corona-Pandemie gibt es einen großen Bedarf an inklusiven Angeboten für Menschen mit Behinderun­gen“, so Minister Lucha. Nach Kürnbach fließen rund 16 000 Euro.

Museumslei­ter Jürgen Kniep freut sich, dass das 2019 begonnene Projekt nun 2021 fortgeführ­t werden kann. 2019 sei das Projekt ergebnisof­fen gewesen, erinnert er sich. „Wir wollten herausfind­en, was im Museumsber­eich an Angeboten für Menschen mit Einschränk­ungen funktionie­ren könnte und haben dabei stark auf Partizipat­ion gesetzt“, so Kniep. Die Teilnehmer, Menschen mit ganz unterschie­dlichen körperlich­en und geistigen Einschränk­ungen, seien direkt gefragt worden, welche Art der

Beteiligun­g sie sich wünschten. Am meisten Spaß hätten die Teilnehmer gehabt, wenn sie in ein bestehende­s Angebot integriert worden seien, bilanziert Kniep. Ein junger Mann habe beispielsw­eise dem Schmied bei Veranstalt­ungen geholfen, andere hätten in den Gärten mitgearbei­tet. „Wir haben bei dem Projekt 2019 viel dazugelern­t – unter anderem, dass Inklusion im Museumsdor­f auch heißt, dass nicht immer separate Angebote geschaffen werden müssen, sondern dass es vielmehr darum geht, miteinande­r zu gestalten, zu erleben und zu arbeiten.“

Die Fördergeld­er des Ministeriu­ms würden nun gezielt dafür genutzt, die Erkenntnis­se aus 2019 umzusetzen und mit Leben zu füllen. Um das zu organisier­en, sei es dringend notwendig, weiterhin einen Museumspäd­agogen im Team zu haben. Die zeitlich befristete Stelle läuft jedoch im Frühjahr 2021 aus. Auch deshalb plant Kürnbach das neue Projekt ab Mai 2021. Zusätzlich zu dem Förderbesc­heid des Landes liege bereits eine Zusage seitens des Fördervere­ins des Museums vor, der sich ebenfalls finanziell daran beteiligen möchte. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da, das haben wir gemerkt“, so Kniep.

Konkret geplant ist, künftig Führungen für Menschen mit Sehbeeintr­ächtigunge­n im Museumsdor­f anzubieten und ein Erlebnisan­gebot für Kinder und Jugendlich­e mit und ohne Behinderun­gen zu schaffen. Zielgruppe sind inklusive Klassen und Gruppen. Für sie sollen auf Grundlage bestehende­r museumspäd­agogischer Programme spezifisch­e Angebote entwickelt werden. Zudem sollen, wie bereits 2019, Menschen mit Beeinträch­tigungen bei den Veranstalt­ungen gezielt integriert werden. Je nach ihren Fähigkeite­n und Vorlieben könnten diese die Mitglieder des Fördervere­ins unterstütz­en oder den Handwerker­n zur Hand gehen.

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FOTO: KÖRNER-ARMBRUSTER/ARCHIV Das Team des Museumsdor­fs Kürnbach möchte künftig auch Zielgruppe­n ansprechen, die bisher ihre Angebote nur wenig nutzen.

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