Schwäbische Zeitung (Biberach)
Menschen mit Beeinträchtigungen rücken in den Fokus
Das Museumsdorf Kürnbach will 2021 gezielt neue Angebote schaffen, die von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung genutzt werden können
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KÜRNBACH/STUTTGART - Das Museumsdorf Kürnbach verzeichnet immer wieder neue Besucherrekorde. Dennoch gibt es bestimmte Zielgruppen, die eher selten oder nie nach Kürnbach kommen. Dazu gehören auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. 2019 startete das Museumsteam daher ein Modellprojekt, um herauszufinden, wie das Museumsdorf für diese Zielgruppe attraktiver werden könnte. Das Sozialministerium Baden-Württemberg hat dem Museumsteam nun erneut Gelder bewilligt, um diese Arbeit fortzuführen.
23 Modellprojekte in BadenWürttemberg erhalten über die Projektförderung „Impulse Inklusion“finanzielle Unterstützung durch das Land. Dies gab Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am vergangenen Mittwoch, im Vorfeld des Welttags der Menschen mit Behinderungen,
in Stuttgart bekannt. Insgesamt fließen rund 355 000 Euro in verschiedene Projekte von Selbsthilfeorganisationen, Behinderteneinrichtungen, Kommunen und Vereinen. „Auch oder gerade unter erschwerten Rahmenbedingungen wie der Corona-Pandemie gibt es einen großen Bedarf an inklusiven Angeboten für Menschen mit Behinderungen“, so Minister Lucha. Nach Kürnbach fließen rund 16 000 Euro.
Museumsleiter Jürgen Kniep freut sich, dass das 2019 begonnene Projekt nun 2021 fortgeführt werden kann. 2019 sei das Projekt ergebnisoffen gewesen, erinnert er sich. „Wir wollten herausfinden, was im Museumsbereich an Angeboten für Menschen mit Einschränkungen funktionieren könnte und haben dabei stark auf Partizipation gesetzt“, so Kniep. Die Teilnehmer, Menschen mit ganz unterschiedlichen körperlichen und geistigen Einschränkungen, seien direkt gefragt worden, welche Art der
Beteiligung sie sich wünschten. Am meisten Spaß hätten die Teilnehmer gehabt, wenn sie in ein bestehendes Angebot integriert worden seien, bilanziert Kniep. Ein junger Mann habe beispielsweise dem Schmied bei Veranstaltungen geholfen, andere hätten in den Gärten mitgearbeitet. „Wir haben bei dem Projekt 2019 viel dazugelernt – unter anderem, dass Inklusion im Museumsdorf auch heißt, dass nicht immer separate Angebote geschaffen werden müssen, sondern dass es vielmehr darum geht, miteinander zu gestalten, zu erleben und zu arbeiten.“
Die Fördergelder des Ministeriums würden nun gezielt dafür genutzt, die Erkenntnisse aus 2019 umzusetzen und mit Leben zu füllen. Um das zu organisieren, sei es dringend notwendig, weiterhin einen Museumspädagogen im Team zu haben. Die zeitlich befristete Stelle läuft jedoch im Frühjahr 2021 aus. Auch deshalb plant Kürnbach das neue Projekt ab Mai 2021. Zusätzlich zu dem Förderbescheid des Landes liege bereits eine Zusage seitens des Fördervereins des Museums vor, der sich ebenfalls finanziell daran beteiligen möchte. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da, das haben wir gemerkt“, so Kniep.
Konkret geplant ist, künftig Führungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen im Museumsdorf anzubieten und ein Erlebnisangebot für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen zu schaffen. Zielgruppe sind inklusive Klassen und Gruppen. Für sie sollen auf Grundlage bestehender museumspädagogischer Programme spezifische Angebote entwickelt werden. Zudem sollen, wie bereits 2019, Menschen mit Beeinträchtigungen bei den Veranstaltungen gezielt integriert werden. Je nach ihren Fähigkeiten und Vorlieben könnten diese die Mitglieder des Fördervereins unterstützen oder den Handwerkern zur Hand gehen.