Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Iller soll wieder wilder werden
Bei Fellheim sind neue Seitenarme des Flusses geplant sowie „raue Rampen“– Wem das nutzt
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FELLHEIM/KIRCHDORF - Die Iller soll mehr Fließgeschwindigkeit erhalten und wieder stärker zu dem Fluss werden, der sie ursprünglich einmal war. Darauf will das Projekt „Agile Iller“hinwirken. Weitere Ziele bestehen darin, mehr Laichplätze für unterschiedliche Fischarten zu schaffen und die Iller als Naherholungsraum erlebbar zu machen. Verbesserungen sind auch für den Abschnitt zwischen Fellheim und Pleß angedacht.
Auf einem relativ langen Teilstück der Iller sollen laut Jonas Meinzer vom Wasserwirtschaftsamt Kempten mehrere ökologische Verbesserungen umgesetzt werden. Nach den Worten von Bürgermeister Reinhard Schaupp gehört dazu, dass zwei Querbauwerke im Iller-Bereich von Fellheim und Pleß entfernt und durch sogenannte „raue Rampen“ersetzt werden. Dieser Begriff bezeichnet die Gestaltung einer Gefällestrecke im Verlauf eines Gewässers, die der Natur nachempfunden ist. Die Durchgängigkeit des Flusses soll sich dadurch verbessern. Daran knüpfe sich die Hoffnung, dass „das kanalartig ausgebildete Flussstück“wieder mehr von seinem ursprünglichen, natürlichen Charakter zurückerhält und so „zu einem lebendigeren Gewässer wird“. Schaupp zufolge steht der Gemeinderat dem Vorhaben positiv gegenüber. Im nächsten Schritt geht es darum, dass auf der Westseite der Iller zwei Seitenarme angelegt werden. Schaupp erläuterte, dass sich der dafür benötigte Uferstreifen auf der württembergischen Seite der Iller im Besitz der Gemeinde Fellheim befindet. Letztlich seien es knapp 20 000 Quadratmeter Fläche, die für die Umsetzung benötigt werden und die der Gemeinderat verkaufen müsste. Der Bürgermeister sieht darin allerdings kein Hindernis und geht davon aus, dass nichts gegen einen Grundstücksverkauf spricht. Der Beschluss des Gemeinderats steht aber noch aus.
Die neuen Seitenarme der Iller sollen das Fließgewässer als Lebensraum erweitern – zum Nutzen von Tieren und Pflanzen. Anfangs waren laut Schaupp beide Seitenarme auf der östlichen Illerseite vorgesehen – dies habe sich aber nicht umsetzen lassen. Vorangekommen ist das Vorhaben auch im Bereich von Pleß. Dort musste Schaupp zufolge eine Lösung für einen Grundstücksbereich gefunden werden, der sich in anderem Besitz befand. Erfreulicherweise habe die Gemeinde Fellheim eine Tauschfläche von rund 2000 Quadratmetern Größe und damit eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung anbieten können.
Bürgermeister Reinhard Schaupp machte deutlich, dass Grunderwerb und Planung für das Gesamtprojekt seiner Einschätzung nach einige Zeit erfordern werden. Erfreulich sei jedoch, dass der Gemeinde Fellheim durch die „Agile Iller“keine Kosten entstünden. Mit der Umsetzung rechnet er erst in rund vier bis fünf Jahren. Noch keine konkreten Pläne existieren laut Schaupp für eine Fischaufstiegsanlage, die beim Kirchdorfer Wehr entstehen soll.