Schwäbische Zeitung (Biberach)
IG-Metall-Chef Zitzelsberger warnt vor Eskalation der Tarifrunde
Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie fordern die Kürzung von Sonderleistungen – Das bringt die IG Metall gehörig auf die Palme
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STUTTGART (dpa) - Die IG Metall lehnt eine Kürzung sogenannter Sonderleistungen in der laufenden Tarifrunde kategorisch ab und warnt vor einer Eskalation der gerade erst gestarteten Gespräche. „Sollte das ernsthaft auf dem Tisch bleiben, eignet es sich sehr stark zur Eskalation, und es macht mir tatsächlich Sorgen, dass wir relativ schnell in eine konfliktäre Auseinandersetzung kommen könnten“, sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.
Die Arbeitgeberseite hatte nicht nur die Forderung der Gewerkschaft nach vier Prozent mehr Geld strikt abgelehnt, sondern zur Kostensenkung
ihrerseits Einschnitte bei bestehenden Regelungen gefordert, etwa bei der Spätschichtzulage. „Das schließe ich ohne Wenn und Aber aus“, sagte Zitzelsberger. „Wir haben uns vor vielen Jahren, teils Jahrzehnten mit den Arbeitgebern auf bestimmte Regelungen verständigt. Und zwar deshalb, weil sie besondere Belastungen oder Arbeitssituationen von Beschäftigten abbilden“, argumentierte er. „Und diese sind doch jetzt nicht weg, nur weil wir wirtschaftlich schwierige Zeiten haben.“
Die IG Metall verlangt unter anderem vier Prozent mehr Geld – je nach Lage der Unternehmen entweder klassisch in Form von Lohnerhöhungen oder zumindest teilweise als Ausgleich
von Einbußen, wenn ein Betrieb unter wirtschaftlichem Druck die Arbeitszeit reduziert. Zudem will die Gewerkschaft einen Rahmen für Zukunftstarifverträge auf Ebene der Betriebe erreichen. In denen soll dann festgelegt werden, wie das jeweilige Unternehmen durch die Transformation in der Branche kommen soll und kann. Außerdem will sie bessere Bedingungen und eine Übernahmegarantie für Auszubildende und dual Studierende durchsetzen.
„Wir erkennen die schwierige wirtschaftliche Situation an“, sagte Zitzelsberger. „Aber die haben nicht nur die Betriebe, sondern auch die Beschäftigten.“Zudem gehe es nicht allen Unternehmen in der Metall- und
Elektroindustrie schlecht. „In immerhin 20, möglicherweise 30 Prozent der Betriebe signalisieren uns die Betriebsräte: Krise war gestern oder noch gar nicht. Das heißt, es gibt durchaus bei vielen Unternehmen auch Spielräume.“
Die Arbeitgeber lehnen allerdings nicht nur zusätzliche Ausgaben strikt ab, sie wollen auch bestehende Kosten reduzieren. Auch eine Art Automatismus für Kostenentlastungen wollen sie durchsetzen, sobald bestimmte Kennzahlen erreicht werden. „Unsere Metallbetriebe in Baden-Württemberg tragen einen schweren Rucksack mit tariflichen Sonderleistungen, die wir in guten Zeiten vielleicht noch schultern konnten“, sagte Südwestmetall-Chef Wilfried Porth. Nun aber müsse man die Corona-Krise meistern und zudem enorm investieren, um Arbeitsplätze zu sichern.