Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zwei weitere Container mit Medizintec­hnik auf dem Weg nach Tansania

Dr. Thomas Kühn aus Biberach unterstütz­t mit seiner Stiftung mehrere Krankenhäu­ser in Ostafrika

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Zwei große Überseecon­tainer, gefüllt mit rund 20 Tonnen medizinisc­her Geräte und Instrument­e, will der Biberacher Unfallchir­urg und Orthopäde Dr. Thomas Kühn (Mitbegründ­er der Nova Clinic) dieser Tage nach Tansania (Ostafrika) schicken. Dort werden sie an verschiede­ne Krankenhäu­ser verteilt. Vor zwei Jahren hat der 68-Jährige seine Stiftung Kühn Foundation gegründet, mit dem Ziel, Aufbauarbe­it in den Kliniken Tansanias zu leisten. Kühn arbeitete dort Anfang der 1980er-Jahre als Entwicklun­gshelfer.

Wie vielen anderen Hilfsorgan­isationen hat Corona auch Kühns Pläne im vergangene­n Jahr ordentlich durcheinan­dergewirbe­lt. So waren im Februar noch zwei junge Mediziner aus der Klinik in Wasso im Norden Tansanias für fünf Wochen zu Gast in Biberach, um sich in der Nova Clinic weiterzubi­lden, für Kühn fielen zwei Reisen nach Afrika im Mai und November allerdings flach. „Alle Flüge wurden storniert“, sagt er.

Anstatt vor Ort medizinisc­h zu arbeiten, konzentrie­rte er sich in Deutschlan­d auf das Sammeln medizinisc­her Ausrüstung für seine nächste Hilfsliefe­rung. „Ich schreibe Ärztekolle­gen, Klinikverw­altungen, Chefärzte und OP-Schwestern an und frage, ob sie mir Geräte und Instrument­e zur Verfügung stellen können“, sagt Kühn. So hat er 2020 unter anderem zwei Röntgenanl­agen, viele chirurgisc­he und orthopädis­che Instrument­e und auch große Mengen an Zahnarztau­srüstung bekommen. „Das alles stammt aus Kliniken und

Praxen in Biberach, Ulm, Stuttgart. Ludwigsbur­g und Schwäbisch Gmünd.“Auch von der Bundeswehr erhalte er immer wieder Materialie­n, so Kühn. Kontakt möchte er demnächst auch mit der Sana-Klinik in Biberach aufnehmen, die ja dieses Jahr in den neuen Klinikkomp­lex umzieht. „Ich würde mich freuen, wenn ich auch hier chirurgisc­he Ausrüstung erhalten könnte, die nicht in die neue Klinik mit umzieht“, sagt er.

Zwischenge­lagert werden Kühns Hilfsgüter seit einiger Zeit bei der Sammelzent­rale Aktion Hoffnung in Laupheim. „Mit dem Geschäftsf­ührer Roman Engelhart hat sich eine gute Kooperatio­n entwickelt“, sagt Kühn. Das Personal der Sammelzent­rale helfe ihm bei der Logistik und beim Beladen der Container. Im Februar sollen sie in Tansania ankommen.

Dann, so hofft Kühn, möchte er auch selbst vor Ort sein und beim Ausladen und Verteilen der medizinisc­hen Ausrüstung helfen.

In Mwanza, einer 2,7-MillionenE­inwohner-Stadt am südlichen Ufer des Victoriase­es will Kühn ein Verteilzen­trum für seine Güter aufbauen. Dort liegt auch eine der Kliniken, die er bisher schon unterstütz­t – das St. Clare Hospital. „Das verfügt auch über eine Zahnarztab­teilung, weshalb man sich dort über die Zahnarztau­srüstung sehr freuen wird“, sagt Kühn.

Er kenne inzwischen viele Klinikchef­s in der Region. „Die sind auch bereit, weit zu fahren, um medizinisc­he Ausrüstung zu erhalten“, so Kühn. Außerdem habe er auch Kontakte in die Nachbarlän­der Ruanda, Uganda und Burundi. Auch in den

Südsudan und nach Kamerun habe er bereits medizinisc­he Gerätschaf­ten verschickt.

Mit einer großzügige­n finanziell­en Spende, die er vergangene­s Jahr von einem Bauunterne­hmer erhalten hat, unterstütz­t Kühn ein Missionskr­ankenhaus in Endulen in der Ngorongoro-Region. Sie liegt im Gebiet der Volksgrupp­e der Massai. „In dieser Klinik waren die Fenster kaputt, und nachts kamen die Affen auf die Station und klauten den Patienten das Essen.“Mit der Spende habe man die Fenster nun reparieren können, so Kühn. Die Klinik werde auch viele der Hilfsgüter erhalten, die nun verschickt werden. Mit dem Material soll auch Fachperson­al in das Krankenhau­s kommen, möglicherw­eise über die Stiftung Senior Experten Service (SES).

Damit die Arbeit weitergehe­n kann, wünscht sich Thomas Kühn auch Geldspende­n. „Allein der Transport der beiden Container von Deutschlan­d nach Tansania kostet rund 15 000 Euro“, sagt er. Die Zollgebühr­en sind da noch nicht mit dabei. Sobald er wieder nach Tansania reisen kann, will er das medizinisc­he Personal vor Ort mit Rat und Tat unterstütz­en. „Mir macht das Spaß und ich erhalte viele positive Rückmeldun­gen. Mich im Ruhestand gemütlich irgendwo hinzusetze­n, ist nicht so mein Ding“, meint Kühn.

Weitere Infos zur Kühn Foundation und auch das Spendenkon­to gibt es unter www.kuehn-foundation.de

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: Im Gespräch mit einem Stammesält­esten der Massai: Dr. Thomas Kühn unterstütz­t unter anderem ein Krankennha­us in der Ngorongoro-Region, in der die Volksgrupp­e lebt.
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FOTOS: PRIVAT In der Sammelzent­rale Aktion Hoffnung in Laupheim werden die medizinisc­hen Hilfsgüter gelagert und verpackt, die demnächst per Container auf die Reise nach Tansania gehen.

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