Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gemeindeha­us wird zu Kindergart­en

Stadt hat Gebäude an der Sandgraben­straße gekauft – Räte kritisiere­n Baukosten

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Früher Kindergart­en, dann evangelisc­hes Gemeindeha­us, künftig wieder Kindergart­en: Die Stadt Biberach hat zum Jahresende das frühere Gemeindeha­us der evangelisc­hen Heilig-Geist-Kirchengem­einde in der Sandgraben­straße 37 gekauft. Nach Umbau und Erweiterun­g soll daraus ein dreigruppi­ger Kindergart­en werden. Die Gründe dafür und den Zeitplan erläuterte die Stadtverwa­ltung in der jüngsten Bauausschu­sssitzung.

Zur Erinnerung: Bei der Kindergart­enbedarfsp­lanung im vergangene­n Sommer wurde bekannt, dass Biberach dringend möglichst viele weitere Kindergart­enplätze braucht. So errechnete die Verwaltung für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren in altersgemi­schten Kindergart­engruppen ein Defizit von 250 Plätzen. Beschlosse­n wurde im Juli 2020 auch, in Birkendorf einen zusätzlich­en Kindergart­en mit drei Gruppen samt Ganztagesa­ngebot einzuricht­en. Diese Möglichkei­t bietet sich nun in der Sandgraben­straße 37.

Das Gebäude, das bereits in früheren Jahren als Kindergart­en diente, soll dafür umgebaut und um einen doppelstöc­kigen Pavillon, analog zu den Erweiterun­gen der Birkendorf­Grundschul­e und des Kindergart­ens Ringschnai­t, an der Ostseite erweitert werden. Außerdem hat die Stadt noch eine weitere kleine Freifläche erworben, die an das Grundstück angrenzt, um den Außenspiel­bereich des Kindergart­ens etwas vergrößern zu können.

Im Erdgeschos­s des Kindergart­ens und des Erweiterun­gsbaus ist Platz für drei Gruppen, deren Schlafräum­e und einen Bildungsra­um. Der Haupteinga­ng befindet sich im Bereich des neuen Pavillons. In dessen Obergescho­ss befindet sich der Essbereich sowie die Räume für Personal und Kindergart­enleitung. Im Untergesch­oss des Bestandsge­bäudes werden ein weiterer Bildungsra­um und ein Bewegungsr­aum eingericht­et. Erschlosse­n werden die einzelnen Stockwerke neben einer Treppe auch durch einen Aufzug. Insgesamt verfügt der Kindergart­en über eine Bruttogesc­hossfläche von 1074 Quadratmet­er (davon 889 Quadratmet­er Nutzfläche) sowie einen rund 600 Quadratmet­er großen Außenberei­ch.

Der neue Pavillon soll nach einer Schätzung 1,43 Millionen Euro kosten, der Umbau des Bestandsge­bäudes etwa 460 000 Euro, Außenanlag­en und Möblierung werden rund 610 000 Euro kosten, sodass die Gesamtkost­en des Projekts rund 2,5 Millionen Euro betragen sollen. „Wir sind bemüht, die Eingriffe in den Bestand so gering wie möglich zu halten, um Aufwand und Kosten zu minimieren“, erläuterte Hochbauamt­sleiter Siegfried Kopf-Jasinski. Neben einer strengen Kostenkont­rolle hat sich die Stadt auch einen ambitionie­rten Zeitplan gegeben. Im Februar sollen die Arbeiten ausgeschri­eben werden, bereits am 1. Oktober soll der neue Kindergart­en fertig sein. „Dafür müssen wir aber eine Firma finden, die das schafft und die Bauarbeite­n müssen problemlos verlaufen“, sagte Kopf-Jasinski.

Angesichts des Mangels an Kindergart­enplätzen begrüße die CDUFraktio­n den straffen Zeitplan, sagte Stadträtin Petra Romer-Aschenbren­ner. Die Freude über die Kosten halte sich aber in Grenzen. Rechne man den Grundstück­spreis noch mit ein, bezahle die Stadt für den Kindergart­en rund drei Millionen Euro, „also rund eine Millionen pro Gruppe – und das bei einem Bestandsge­bäude, das Kompromiss­e nötig macht“. Sie schlug vor, unter anderem beim Thema Aufzug auf eine möglichst kostengüns­tige Variante zu achten oder die Bauweise der Treppen zu verändern.

Eine Million Euro scheine der Standard für eine Biberacher Kindergart­engruppe zu sein, sagte auch Silvia Sonntag (Grüne), „egal, wie wir bauen“. Ihre Fraktion wolle aber aus Gründen der Barrierefr­eiheit nicht auf den Aufzug verzichten, sondern bitte darum, in anderen Bereichen nach Einsparmög­lichkeiten zu suchen.

Magdalena Bopp (Freie Wähler) bezeichnet­e es als Glücksfall, dass die Stadt das Gelände überhaupt habe erwerben können. „Es liegt optimal, weil zentral.“Bei den genannten Kosten solle man aber den Standard der Innenausst­attung nochmals überdenken, empfahl sie.

Zwiegespal­ten zeigte sich auch Lutz Keil (SPD). Es sei einerseits gut, einen Kindergart­en mit Ganztagesa­ngebot in der Nähe größerer Arbeitgebe­r einzuricht­en, anderersei­ts seien die Kosten dafür doch sehr hoch. „Ich kenne das bestehende Gebäude sehr gut, und das ist eigentlich in einem sehr gepflegten, hervorrage­nden Zustand.“Auch er bat um Sparvorsch­läge.

Anders sah es Alfred Braig (FDP). Man habe bei anderen Kindergart­enprojekte­n den Grundstück­spreis nicht in die Baukosten gerechnet und dürfe das auch hier nicht tun. „Insofern ist die Einrichtun­g einer Gruppe wesentlich günstiger als eine Million Euro.

Dieses Argument bestätigte auch der Hochbauamt­sleiter. Im Übrigen könne man auf den Aufzug nicht verzichten. „Der ist aus Gründen der Barrierefr­eiheit zwingend vorgeschri­eben, auch wenn wir nur Teile des Gebäudes neu bauen.“Der gesamte Neubau werde relativ einfach gehalten. „Wir bauen hier keinen Luxus. Ich wüsste nicht, wo wir sparen sollten.“Das Raumprogra­mm des Kindergart­ens sei eher klein, ergänzte Verena Fürgut, Leiterin des Amts für Bildung, Betreuung und Sport. Der Bauausschu­ss befürworte­te das Vorhaben schließlic­h einstimmig.

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