Schwäbische Zeitung (Biberach)
Weitere Parkplätze wird es nicht geben
Parkplatzmangel auf der Atzenberger Höhe kann dieses Jahr nicht mehr gelöst werden
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BAD SCHUSSENRIED - Mit Unverständnis reagieren die Betreiber des Loipennetzes auf der Atzenberger Höhe auf den Appell des Schussenrieder Bürgermeisters, das Langlaufgebiet nicht aufzusuchen. Nachdem in der „Schwäbischen Zeitung“am Freitag ein Bericht über die idealen Skibedingungen erschienen war, hatte Deinet am Freitag dazu aufgerufen, das Gebiet zu meiden.
Die Ehrenamtlichen, die seit Donnerstagnachmittag fast ohne Pausen das Langlaufgebiet präpariert hatten, halten diese Reaktion für überzogen. „Bei allem Verständnis für die Sorgen und Nöte der zuständigen Entscheidungsträger, die Corona-Infektionszahlen in den Griff zu bekommen – hier wurde eindeutig übers Ziel hinausgeschossen“, schreibt die Vorsitzende des Loipenvereins, Christa Creutzfeldt, in einem Brief an Deinet, der auch der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Natürlich müsse jeder sich in dieser besonderen Situation vernünftig verhalten, „aber man muss die Kirche auch im Dorf lassen“, so Creutzfeldt.
Hunderte Stunden investieren die Ehrenamtlichen jedes Jahr in die Präparierung der Loipen – und schon im Dezember 2020 zeichnete sich ab, dass dies einer der schneereichsten Winter seit Langem werden würde. Daher hatten die Vereinsmitglieder sich schon frühzeitig beim zuständigen Landesministerium erkundigt, inwieweit das Langlaufen „coronakonform“ablaufen könnte (SZ berichtete). Ein Hygienekonzept wurde erstellt und seitdem fortlaufend angepasst. „An allen Einstiegsstellen hängen gut sichtbar Hinweise mit den aktuell geltenden Regeln“, so Creutzfeldt. Die Loipen wurden jeweils mit fünf Meter Abstand gespurt, sodass niemand die Atemluft eines anderen Sportler einatmen muss.
Da es sich um ein frei zugängliches Gelände in der Natur handelt und der Verein keinen Eintritt verlangt, sind die Ehrenamtlichen nicht verpflichtet, zu kontrollieren, ob die Besucher sich an die Versammlungsregeln halten. Trotzdem sei bei gutem Wetter eigentlich immer jemand vor Ort, um die Loipen erneut zu spuren oder um nach dem Rechten zu sehen, sagt die Vereinsvorsitzende. „Wir haben am Wochenende unglaublich viele positive Rückmeldungen erhalten. Die Menschen sind so dankbar, dass wir das Gebiet gespurt haben und sie sich in der freien Natur bewegen können.“
Das Langlaufgebiet umfasst mehr als 45 Kilometer an Loipen. Es ist von mehreren Stellen und Ortschaften aus zugänglich, unter anderem von der Kreisstraße aus zwischen Hopferbach und Otterswang, aber auch von Aulendorf oder Ebersbach-Musbach aus. Wie die Polizei bereits bestätigte, kam es am vergangenen Wochenende zu keinem Zeitpunkt und an keinem dieser Punkte zu Menschenansammlungen. „Das Gebiet ist so weitläufig, dass es eigentlich keine bessere Möglichkeit gibt, jetzt in der Pandemie Sport zu treiben“, ist sich
Creutzfeldt sicher. Und aufgrund der besonderen geografischen Lage des Gebiets sei es auch noch in den nächsten Tagen möglich, dort Skilanglauf zu betreiben.
Die einzige Crux vor Ort sei die Parksituation entlang der Kreisstraße von Hopferbach nach Otterswang, nahe einer Einstiegsstelle in die Loipe an dieser Stelle. Dort gilt ein beidseitiges absolutes Halteverbot, angeordnet vom Verkehrsamt des Landratsamts Biberach. Dieses gelte erst seit Kurzem und habe die Situation verschärft. Vor Jahren habe man sich eigentlich mit dem Verkehrsamt darauf geeinigt, einseitig das Parken entlang der Straße zu erlauben.
Eine Sprecherin des Landratsamts bestätigte der SZ, dass der Loipenverein im Dezember 2020 einen Antrag gestellt hatte, das einseitige Parken entlang der Kreisstraße zu erlauben. Im Zuge der Bearbeitung des Antrags habe es Gespräche mit der Polizei, dem Straßenamt sowie der Stadt Bad Schussenried gegeben. „Die Abwägung aller Interessen ergab, dass die Interessen aller Verkehrsteilnehmer höher zu bewerten sind als die Interessen der Freizeitsportler auf ein nahes Parken an der Einstiegsstelle und ein gehäuftes Parken an dem gewünschten Ort aus Verkehrssicherheitsgründen abzulehnen ist“, so das Fazit des Verkehrsamts. Als Gründe nannte die Behörde unter anderem die zulässige Geschwindigkeit, die Sichtweiten und das voraussichtliche starke Verkehrsaufkommen.
Diese Begründung ist für die Mitglieder des Loipenvereins nicht nachvollziehbar. In den anderen angrenzenden Gemeinden, in Menzenweiler, Musbach und Aulendorf, sei die Bereitschaft Parkplätze zu schaffen, sehr groß. Verschiedene Anlieger hätten privaten Parkraum zur Verfügung gestellt und der Loipenverein ließ diesen vergangenes Wochenende räumen.
Bürgermeister Achim Deinet wehrte sich gegen die Aussage, er habe die Menschen von den Loipen ferngehalten. Ihm sei es stets darum gegangen, dass es zu keinem Menschenauflauf auf den Parkplätzen komme. „Dies war insbesondere zu befürchten, da sie schon in Normaljahren nicht ausreichten“, sagte er. Um die Situation zu entspannen, habe die Stadt kurzfristig auf Wunsch des Loipenvereins die zwei wichtigsten Parkplätze an der alten Kiesgrube am Waldanfang und den Parkplatz am Burgcafé geräumt – obwohl die Stadt hierfür nicht zuständig sei.
„Das Problem im Bereich Hopferbach ist, dass es keine ausreichenden Parkplätze gibt. Auf der Straße darf nicht geparkt werden“, erklärte Deinet. „Wir sind weder Straßenbehörde noch Straßenbaulastträger noch haben wir dort oben irgendwelche Grundstücke zur Verfügung. Daher muss im Vorfeld mit Dritten geklärt werden, welche Flächen man hierfür zur Verfügung gestellt bekommt.“
Für die nächste Saison habe er Roland Roth angeboten, sich Ende März/Anfang April, also frühzeitig im Jahr zusammensetzen, um die organisatorischen Dinge für die nächste Saison zu klären.