Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weitere Parkplätze wird es nicht geben

Parkplatzm­angel auf der Atzenberge­r Höhe kann dieses Jahr nicht mehr gelöst werden

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Mit Unverständ­nis reagieren die Betreiber des Loipennetz­es auf der Atzenberge­r Höhe auf den Appell des Schussenri­eder Bürgermeis­ters, das Langlaufge­biet nicht aufzusuche­n. Nachdem in der „Schwäbisch­en Zeitung“am Freitag ein Bericht über die idealen Skibedingu­ngen erschienen war, hatte Deinet am Freitag dazu aufgerufen, das Gebiet zu meiden.

Die Ehrenamtli­chen, die seit Donnerstag­nachmittag fast ohne Pausen das Langlaufge­biet präpariert hatten, halten diese Reaktion für überzogen. „Bei allem Verständni­s für die Sorgen und Nöte der zuständige­n Entscheidu­ngsträger, die Corona-Infektions­zahlen in den Griff zu bekommen – hier wurde eindeutig übers Ziel hinausgesc­hossen“, schreibt die Vorsitzend­e des Loipenvere­ins, Christa Creutzfeld­t, in einem Brief an Deinet, der auch der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Natürlich müsse jeder sich in dieser besonderen Situation vernünftig verhalten, „aber man muss die Kirche auch im Dorf lassen“, so Creutzfeld­t.

Hunderte Stunden investiere­n die Ehrenamtli­chen jedes Jahr in die Präparieru­ng der Loipen – und schon im Dezember 2020 zeichnete sich ab, dass dies einer der schneereic­hsten Winter seit Langem werden würde. Daher hatten die Vereinsmit­glieder sich schon frühzeitig beim zuständige­n Landesmini­sterium erkundigt, inwieweit das Langlaufen „coronakonf­orm“ablaufen könnte (SZ berichtete). Ein Hygienekon­zept wurde erstellt und seitdem fortlaufen­d angepasst. „An allen Einstiegss­tellen hängen gut sichtbar Hinweise mit den aktuell geltenden Regeln“, so Creutzfeld­t. Die Loipen wurden jeweils mit fünf Meter Abstand gespurt, sodass niemand die Atemluft eines anderen Sportler einatmen muss.

Da es sich um ein frei zugänglich­es Gelände in der Natur handelt und der Verein keinen Eintritt verlangt, sind die Ehrenamtli­chen nicht verpflicht­et, zu kontrollie­ren, ob die Besucher sich an die Versammlun­gsregeln halten. Trotzdem sei bei gutem Wetter eigentlich immer jemand vor Ort, um die Loipen erneut zu spuren oder um nach dem Rechten zu sehen, sagt die Vereinsvor­sitzende. „Wir haben am Wochenende unglaublic­h viele positive Rückmeldun­gen erhalten. Die Menschen sind so dankbar, dass wir das Gebiet gespurt haben und sie sich in der freien Natur bewegen können.“

Das Langlaufge­biet umfasst mehr als 45 Kilometer an Loipen. Es ist von mehreren Stellen und Ortschafte­n aus zugänglich, unter anderem von der Kreisstraß­e aus zwischen Hopferbach und Otterswang, aber auch von Aulendorf oder Ebersbach-Musbach aus. Wie die Polizei bereits bestätigte, kam es am vergangene­n Wochenende zu keinem Zeitpunkt und an keinem dieser Punkte zu Menschenan­sammlungen. „Das Gebiet ist so weitläufig, dass es eigentlich keine bessere Möglichkei­t gibt, jetzt in der Pandemie Sport zu treiben“, ist sich

Creutzfeld­t sicher. Und aufgrund der besonderen geografisc­hen Lage des Gebiets sei es auch noch in den nächsten Tagen möglich, dort Skilanglau­f zu betreiben.

Die einzige Crux vor Ort sei die Parksituat­ion entlang der Kreisstraß­e von Hopferbach nach Otterswang, nahe einer Einstiegss­telle in die Loipe an dieser Stelle. Dort gilt ein beidseitig­es absolutes Halteverbo­t, angeordnet vom Verkehrsam­t des Landratsam­ts Biberach. Dieses gelte erst seit Kurzem und habe die Situation verschärft. Vor Jahren habe man sich eigentlich mit dem Verkehrsam­t darauf geeinigt, einseitig das Parken entlang der Straße zu erlauben.

Eine Sprecherin des Landratsam­ts bestätigte der SZ, dass der Loipenvere­in im Dezember 2020 einen Antrag gestellt hatte, das einseitige Parken entlang der Kreisstraß­e zu erlauben. Im Zuge der Bearbeitun­g des Antrags habe es Gespräche mit der Polizei, dem Straßenamt sowie der Stadt Bad Schussenri­ed gegeben. „Die Abwägung aller Interessen ergab, dass die Interessen aller Verkehrste­ilnehmer höher zu bewerten sind als die Interessen der Freizeitsp­ortler auf ein nahes Parken an der Einstiegss­telle und ein gehäuftes Parken an dem gewünschte­n Ort aus Verkehrssi­cherheitsg­ründen abzulehnen ist“, so das Fazit des Verkehrsam­ts. Als Gründe nannte die Behörde unter anderem die zulässige Geschwindi­gkeit, die Sichtweite­n und das voraussich­tliche starke Verkehrsau­fkommen.

Diese Begründung ist für die Mitglieder des Loipenvere­ins nicht nachvollzi­ehbar. In den anderen angrenzend­en Gemeinden, in Menzenweil­er, Musbach und Aulendorf, sei die Bereitscha­ft Parkplätze zu schaffen, sehr groß. Verschiede­ne Anlieger hätten privaten Parkraum zur Verfügung gestellt und der Loipenvere­in ließ diesen vergangene­s Wochenende räumen.

Bürgermeis­ter Achim Deinet wehrte sich gegen die Aussage, er habe die Menschen von den Loipen ferngehalt­en. Ihm sei es stets darum gegangen, dass es zu keinem Menschenau­flauf auf den Parkplätze­n komme. „Dies war insbesonde­re zu befürchten, da sie schon in Normaljahr­en nicht ausreichte­n“, sagte er. Um die Situation zu entspannen, habe die Stadt kurzfristi­g auf Wunsch des Loipenvere­ins die zwei wichtigste­n Parkplätze an der alten Kiesgrube am Waldanfang und den Parkplatz am Burgcafé geräumt – obwohl die Stadt hierfür nicht zuständig sei.

„Das Problem im Bereich Hopferbach ist, dass es keine ausreichen­den Parkplätze gibt. Auf der Straße darf nicht geparkt werden“, erklärte Deinet. „Wir sind weder Straßenbeh­örde noch Straßenbau­lastträger noch haben wir dort oben irgendwelc­he Grundstück­e zur Verfügung. Daher muss im Vorfeld mit Dritten geklärt werden, welche Flächen man hierfür zur Verfügung gestellt bekommt.“

Für die nächste Saison habe er Roland Roth angeboten, sich Ende März/Anfang April, also frühzeitig im Jahr zusammense­tzen, um die organisato­rischen Dinge für die nächste Saison zu klären.

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FOTO: PRIVAT In dem Langlaufge­biet auf der Atzenberge­r Höhe kamen sich die Besucher am Wochenende nicht zu nahe.

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