Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stolperfalle Chancenverwertung
Fußball, Regionalliga: Ulm trifft zweimal den Pfosten und verliert 2:3 gegen Gießen
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ULM - Wenn der SSV Ulm 1846 Fußball wie jüngst seine Spiele auf dem Kunstrasenplatz am Donaustadion austrägt, stehen die anwesenden Reporter unter Umständen vor einem kleinen Problem. Während der Partie befinden sie sich auf der Gegengeraden, gegenüber den Trainerbänken. Nach Spielende müssen sie also erst mal einige Meter zurücklegen, ehe sie zur provisorischen Interviewzone auf der anderen Seite kommen. Und wenn dann die Partie so läuft wie am Mittwochabend, warten dort womöglich keine Gesprächspartner, weil sie sich schnell in die Kabine verzogen haben. Mit 2:3 (1:0) verloren die Spatzen gegen den FC Gießen. „Maßlos enttäuscht“war Trainer Holger Bachthaler, als er nach einer Kabinenansprache sein Statement abgab. Er konnte es auch sein.
Gießen ist wie der vorangegangene, samstägliche Ulmer Gegner Pirmasens ein Klub aus der unteren Tabellenhälfte der Regionalliga Südwest und gehört damit jenen Vereinen an, mit denen die Spatzen in der bisherigen Saison häufig Probleme hatten. Deshalb war der 4:0-Sieg gegen Pirmasens auch ein wichtiges Zeichen des Teams, insbesondere in der Chancenverwertung zeigte sich der SSV am Samstag stark. Gegen Gießen allerdings war sie wieder das größte Manko. Dabei starteten die Spatzen wesentlich besser in die Partie als gegen Pirmasens. Sie spielten eine sehr gute und dominante erste Hälfte, nur zeigte sich schon in dieser, dass die Bachthaler-Elf zu unkonzentriert beim Abschluss zugange ist. Felix Higl hatte nach rund einer Viertelstunde eine dicke Gelegenheit, schätzte eine Flanke von der rechten Seite aber falsch ein und ließ den Ball so über seinen Scheitel rutschen. Er stand am langen Pfosten völlig frei. Auch andere Chancen – mal größere, mal kleinere – fanden nicht den Weg ins Gießener Tor. Bis zur 33. Minute. In der chippte Vinko Sapina den Ball ganz leicht in den Gäste-Strafraum, Lennart Stoll übernahm, legte zu Higl und der machte es in dieser Situation besser als zuvor. Das Tor war schön herausgespielt und verdient. Von Gießen kam wenig, ungefährlich war das Team von Trainer Daniyel Cimen aber nicht, Ulms Torhüter Maximilian Reule musste in manchen Szenen eingreifen.
Nach dem Seitenwechsel hätten die Ulmer durch zwei Großchancen eigentlich den Sack zumachen müssen. Doch zuerst scheiterte Tobias Rühle frei vor dem Gießener Torwart
Frederic Löhe am rechten Pfosten (56.) und dann schob Higl den Ball links am Tor vorbei, als er nur noch Löhe vor sich hatte (61.). Es hätte die Entscheidung innerhalb von fünf Minuten sein können, doch dann kam es, wie es im Fußball häufig kommt in solchen Situationen. Nach einem langen Gießener Einwurf in den Ulmer Strafraum wurde Aykut Özturk in Koproduktion von Nicolas Jann und Johannes Reichert zu Fall gebracht. Er fiel zwar schnell, doch Schiedsrichter Philipp Hofheinz entschied auf Elfmeter, den Öztürk selbst zum 1:1 verwandelte (63.). In der Folge entwickelte sich eine sehr unterhaltsame Phase des Spiels, auf die der SSV sicher gerne verzichtet hätte. Er presste nach vorne und gab so Räume frei, die Zeki Erkilinc nach einem Konter zum 2:1 nutzte (66.). Dieses Ergebnis glich Adrian Beck unmittelbar nach dem folgenden Anstoß aus (67.), doch es gelang ihm und seinem Team nicht mehr, zurück in die Spur zu finden. Offensiv und defensiv wirkten einige Ulmer Aktionen nun fahrig, das war auch in der Verteidigung des Eckballs so, der schließlich zum 3:2 der Gießener durch Erkilinc führte. Auch die Einwechslungen der Offensivkräfte Burak Coban, Albano Gashi und Anton Fink, der zuletzt nicht zum Einsatz gekommen war, änderten nichts mehr am Ergebnis. Zu allem Überfluss traf Sapina in der Nachspielzeit mit einem Schuss nur den Pfosten. So blieb den Spatzen der dritte Sieg in Folge verwehrt.
Sein Team hatte das Spiel hergeschenkt und das ärgerte Holger Bachthaler: „Wir haben genau durch die Aktionen Tore bekommen, auf die wir hingewiesen haben: Kontersituationen aus einem Einwurf heraus oder der lange Einwurf, der zum Elfmeter führte. Das ist sehr, sehr ärgerlich, weil wir heute klarste Möglichkeiten gehabt haben.“Es war auch mit Blick auf die Tabelle ärgerlich, da der FSV Frankfurt beim 0:0 gegen den Bahlinger SC Punkte liegen ließ und sich die weiteren Ulmer Konkurrenten um die oberen Plätze, Offenbach und Elversberg, im Duell 0:0 trennten und der SSV seinen Vorsprung auf sie hätte ausbauen können. „Die Enttäuschung bei mir ist richtig groß, weil wir momentan nicht in der Lage sind, auch mal ein drittes Spiel in Folge zu gewinnen und das ist genau das, was uns noch fehlt. Da drehen wir uns im Kreis und das ist sehr frustrierend.“Die Möglichkeit zum Entfrusten gibt es am Sonntag, 24. Januar, 14 Uhr, beim VfB Stuttgart II.