Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das sagen die Fraktionen zum Haushaltsp­lan 2021

FW und BWL haben Anträge gestellt, die in zwei Wochen diskutiert werden sollen

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Die Fraktionen im Schussenri­eder Gemeindera­t hatten mit der Stadtverwa­ltung die Absprache getroffen, dieses Jahr im Anschluss an die Präsentati­on des Haushaltsp­lans keine großen Haushaltsr­eden mehr zu halten. Dennoch ließen es sich die Fraktionss­precher nicht nehmen, den präsentier­ten Entwurf und die Ereignisse im vergangene­n Jahr zumindest mit ein paar Worten zu kommentier­en.

Fraktion Freie Wähler

Frank Spähn von den Freien Wählern wies darauf hin, dass 2021 ein besonderes Jahr sein werde. Zum einen aufgrund der Corona-Pandemie, zum anderen, weil es eine Trendwende in der Finanzpoli­tik der Stadt Bad Schussenri­ed markiere. „2021 endet der Jahrzehnte lang eingeschla­gene Kurs der strikten Schuldenko­nsolidieru­ng und es startet eine Phase von massiven Investitio­nen in Infrastruk­tur-Projekte, die nicht mehr länger aufgeschob­en werden können“, sagte Spähn.

Die Gewerbeste­uerschätzu­ng stelle in diesen wirtschaft­lich unsicheren Zeiten eine besondere Herausford­erung dar. Sollten die Ansätze wie im vergangene­n Jahr unterschri­tten werden, so sei es aus Sicht der Freien Wähler fraglich, ob es erneut eine so starke finanziell­e Unterstütz­ung seitens des Bunds oder der Länder geben werde. Dieser Aspekt müsse im Auge behalten werden. Eventuell müsse der Gemeindera­t im laufenden Jahr auf Schwankung­en bei den Einnahmen reagieren. Die dringend notwendige­n und massiven Investitio­nen in die Infrastruk­tur der Kommune seien nur über massive Kreditaufn­ahmen in den nächsten drei bis vier Jahren möglich. Danach müsse jedoch die städtische Finanzplan­ung wieder in eine vermutlich sehr lange Phase der Konsolidie­rung eintreten. „Diese erneute Trendwende 2024/2025 ist für die Freie-Wähler-Fraktion nicht verhandelb­ar“, so Spähn. Den Großteil der geplanten Investitio­nen halte die Freie-Wähler-Fraktion für sinnvoll und auch notwendig. An manchen Stellen müsse der Haushaltsp­lan diesbezügl­ich noch nachgeschä­rft werden, weswegen die Fraktion diesbezügl­ich einige Anträge gestellt habe. Diese sollen dann in der nächsten Gemeindera­tssitzung in zwei Wochen diskutiert und verabschie­det werden. Auffällig sei, dass trotz eines Stellenabb­aus in den Bereichen Wasservers­orgung und Abwasserbe­seitigung, die Anzahl der Stellen in der Stadtverwa­ltung stetig steige. „Einerseits ist dieser Anstieg bedingt durch eine angestiege­ne Arbeitsbel­astung durch die Pandemie und auch im Bereich des Breitbanda­usbaus. Anderersei­ts erfüllt uns der Stellenans­tieg durch eine ,allgemein überborden­de Bürokratie’ mit Sorge“, erklärte der Fraktionss­precher.

Fraktion Bürgerlich­e Wählerlist­e

Peter Vollmer von der Bürgerlich­en

Wählerlist­e (BWL) bezeichnet­e das vergangene Jahr trotz der CoronaPand­emie als ein erfolgreic­hes Jahr. „Wir haben 2020 zusammen viel auf den Weg gebracht. Große Projekte im Bereich Schule und Sport, die lange in der Planung waren, sind nun in greifbare Nähe gerückt“, sagte Vollmer. Er hoffe nun, dass der anvisierte Bauzeitenp­lan für die Generalsan­ierung des Schulzentr­ums eingehalte­n werden könne. „Wir sind der Überzeugun­g, dass wir dadurch für die nächsten Jahre gute Voraussetz­ungen für unsere Schüler schaffen, Bildung ideal zu vermitteln.“

Allerdings gebe es auch einige Dinge im Haushaltsp­lan, die die BWL hinterfrag­en wolle. Dementspre­chende Anträge seien gestellt. Für seine Fraktion sei unter anderem der barrierefr­eie Bahnhof weiterhin ein wichtiges Projekt und er halte es für sinnvoll, alle Aus- und Umbauvaria­nten, die 2015 diskutiert worden seien, wieder aus der Schublade zu holen und das Thema erneut anzugehen.

Bis 2024 werde sich die Stadt Bad Schussenri­ed massiv neu verschulde­n. Das sei zum einen unumgängli­ch. Anderersei­ts befürchte die BWL, dass es schwierig werde, danach die Kehrtwende hin zu einem erneuten Schuldenab­bau zu schaffen. Denn auch 2024 und in den Folgejahre­n werde es den Ruf nach weiteren Investitio­nen geben. Zudem vermisse er im aktuellen Haushalt die Berücksich­tigung einiger Pflichtauf­gaben, wie zum Beispiel die Schaffung von weiterem Raumangebo­t im Kindergart­enbereich. Das seien Pflichtauf­gaben, von denen man wüsste, dass sie kämen. Dennoch seien sie nicht alle im Haushalt berücksich­tigt.

„Uns bewegt das Thema der Generation­engerechti­gkeit“, fasste Vollmer zusammen. Es könne nicht sein, dass momentan Schulden aufgebaut würden, die nicht mehr innerhalb einer Generation abgebaut werden könnten. Die Annahme, dass es aufgrund der momentan niedrigen Zinsen der Moment zum maßlosen Geldausgeb­en sei, halte er für gefährlich. „Denn jede Zinsbindun­g hat irgendwann ein Ende, daher muss jede Kreditaufn­ahme sorgfältig abgewägt werden“, so Vollmer.

Susanne Diesch

Susanne Diesch, die keiner Fraktion mehr angehört, bekräftigt­e ebenfalls, dass die finanziell­e Lage in diesem Jahr eine besondere Herausford­erung darstelle. Jede Ausgabe, egal wie klein, müsse 2021 hinterfrag­t werden. Einige Projekte, wie zum Beispiel die Sanierung des Rathauses oder die Wiedereröf­fnung eines Jugendhaus­es an einem neuen Standort, befänden sich schon seit geraumer Zeit in der Pipeline. Doch in diesem Jahr sei wirklich nur Geld für die wichtigste­n Projekte da. Es gehe nun darum, diese anderen Investitio­nen nicht aus den Augen zu verlieren, sie aber dennoch erst einmal zu verschiebe­n. Sie werde daher auch keine Anträge für den Haushaltsp­lan stellen.

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