Schwäbische Zeitung (Biberach)
Am Ende ein Remis und WM-Rang zwölf
23:23 gegen Polen beschert Deutschlands Handballern ihre schwächste WM-Platzierung
KAIRO (SID) - Enttäuschender Abschluss eines historisch schlechten Turniers: Die deutschen Handballer haben bei der Weltmeisterschaft in Ägypten die schwächste Platzierung ihrer Länderspielgeschichte erreicht. Das harmlose DHB-Team von Bundestrainer Alfred Gislason kam gegen Polen nicht über ein 23:23 (11:12) hinaus und beendete die WM somit nur auf dem zwölften Platz. Das Turnierziel Viertelfinale hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bereits am Samstag vorzeitig verfehlt. Die Niederlagen gegen Ungarn (28:29) und Spanien (28:32) waren zu viel. Im erschreckend fehlerhaften Spiel gegen Polen, dem inoffiziellen Kader-Schaulaufen für die Olympiaqualifikation im Frühjahr, war wieder einmal die deutsche Chancenverwertung mangelhaft.
Auch jeweils vier Tore der besten deutschen Werfer David Schmidt und Philipp Weber reichten beim Hauptrundenabschluss
nicht zum Sieg für das DHB-Team, das seinen Fokus nun auf die Olympischen Spiele im kommenden Sommer richtet. In Tokio peilt der DHB trotz des unter dem Strich ernüchternden Auftritts beim umstrittenen Mega-Turnier am Nil weiterhin die Goldmedaille an.
Das Ticket für die Spiele muss sich Deutschland bei einem OlympiaQualifikationsturnier im März allerdings erst noch sichern. Das dürfte gegen Slowenien, Schweden und Algerien alles andere als ein Selbstläufer werden. „Die Olympiatickets werden weder verlost noch verschenkt“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Bis zur Qualifikation bestreitet die DHB-Auswahl kein Spiel mehr. Alfred Gislason betrachtete die Partie gegen Polen, das ebenfalls keine Chance mehr auf den Einzug in die K.o.-Runde hatte, deshalb als Test unter Wettkampfbedingungen. Und doch hatte ein Sieg höchste Priorität.
Die deutsche Deckung vor Rückkehrer Andreas Wolff im Tor fand noch recht ordentlich ins Spiel. Im Angriff haperte es jedoch deutlich. Polens Schlussmann Adam Morawski erwischte einen starken Tag, Gegenstoßtore des zuletzt in der Kritik stehenden Kapitäns Uwe Gensheimer sorgten dafür, dass der Rückstand nicht zu groß wurde – in der ersten Hälfte wuchs er zwischenzeitlich trotzdem auf drei Tore an.
„Das war sicherlich die unsicherste und schwächste Halbzeit im Turnier“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause kritisch. Allerdings tauschte Gislason auch fleißig Personal. So durfte sich David Schmidt im Rückraum ebenso beweisen wie Youngster Juri Knorr auf der Spielmacherposition. „Verdammt noch mal, wir haben in ein paar Minuten vier technische Fehler gemacht – und einer dümmer als der andere“, schimpfte Gislason in der Auszeit, als sein schludriges Team kurz nach Wiederbeginn erstmals mit vier Toren zurücklag (37. Minute). Deutschland pirschte sich heran, agierte im eigenen Abschluss aber weiterhin viel zu naiv. In der Schussphase rettete Keeper Wolff mit einer Parade zumindest noch das Unentschieden.
Das Fazit von Kapitän Gensheimer nach Spielende: „Im Turnier haben wir uns im Angriff extrem gesteigert. In der Deckung haben wir noch Steigerungspotenzial.“
WM, Hauptrunde, Gruppe I: Brasilien – Uruguay 37:17 (18:7), Spanien – Ungarn 36:28 (21:14), Polen – Deutschland 23:23 (12:11). – Abschlusstabelle: 1. Spanien 162:134/9, 2. Ungarn 160:131/8,
3. Deutschland 153:122/5, 4. Polen 138:119/5, 5. Brasilien 136:139/3,
6. Uruguay 88:192/0. – Spanien und Ungarn im Viertelfinale.