Schwäbische Zeitung (Biberach)
Siegel für heimische Produkte gefordert
Grüner Landtagskandidat Robert Wiest will lokale Landwirtschaft stärken
●
MITTELBIBERACH - Ein Gütesiegel für lokale Produkte aus Oberschwaben hat Robert Wiest gefordert. Bei einer Wahlveranstaltung in Mittelbiberach war dies aber nicht der einzige Vorschlag des Grünen-Landtagskandidaten für den Wahlkreis Biberach.
Der Druck auf die Landwirtschaft steige. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Biobauern, aber auch konventionelle Landwirte in Zukunft ein Auskommen hätten, erklärte Wiest. „Dafür möchte ich eine Marke Oberschwaben schaffen“, erklärte er. „Lokalpatriotische Gefühle“seien dabei durchaus erlaubt. Miteinbeziehen wolle er auch Metzger, Bäckereien, aber auch die lokale Infrastruktur. „Ich schaue immer neidisch aufs Allgäu oder die Schwäbische Alb“, sagte Wiest. Dort gibt es bereits regionale Siegel und Erzeugergemeinschaften. „Nur wir in Oberschwaben liegen zwischen den Regionen und haben es bisher nicht geschafft.“Eine Erzeugergemeinschaft könne diese Besonderheiten hervorheben und die lokalen Produkte aus der Region mit einem besonderen Label auszeichnen.
Kunden könnten so zum
Beispiel rasch erkennen, wenn Produkte aus der Region stammen, und seien dafür vielleicht auch bereit, „einen höheren Preis zu bezahlen“. Nicht alle Verbraucher wollen oder können sich indes biologische Produkte leisten. Deshalb sollten auch konventionelle Landwirte und Erzeuger mit ins Boot geholt werden. „Ich finde einen nicht zertifizierten Apfel von heimischen Streuobstwiesen besser als einen Bioapfel aus Chile“, sagte Wiest und warb für einen „undogmatischen“Umgang mit dem Thema. Um die Vermarktung
regional anzukurbeln, sollen etwa auch Hofautomaten gefördert werden. „Die müssen flächendeckend kommen, um die Direktvermarktung auszubauen“, forderte er. Unterstützung und Beratung sollen die Erzeuger dabei von einer Agentur erhalten, die etwa beim Landschaftserhaltungsverband angesiedelt sein könnte.
Stark machte sich Wiest auch für den Biberacher Schlachthof, der nach einem mutmaßlichen Tierschutzskandal geschlossen wurde. „Es muss möglich sein, den Schlachthof wieder zu betreiben“, sagte der Grünen-Kandidat. Wichtig sei, dass auch in Zukunft in der Region Fleisch geschlachtet werden könne. Auch er sei zunächst „schockiert“gewesen von den Bildern, die Verstöße gegen den Tierschutz dokumentiert haben. Gegen ein pauschales „Schlachthof-Bashing“aber wehre er sich. „Ich fordere nun ein klares Bekenntnis des Landkreises zum Schlachthof in Biberach“, betonte er. Der Landkreis solle „alles in seiner Macht stehende“unternehmen, um
LANDTAGSWAHLEN
2021
„den Neustart für den Schlachthof so einfach wie möglich zu gestalten“.
Beim Thema Wohnungsbau verwehrte sich Wiest gegen Behauptungen, die Grünen wollten Eigenheime in Zukunft verhindern. Wiest erklärte aber, er sei für die Abschaffung des Artikel 13 b, der eine Ausweisung von Wohngebieten im beschleunigten Verfahren zulässt und dazu geführt hat, dass zahlreiche Gemeinden rasch neue Baugebiete am Ortsrand ausgewiesen haben. Wichtig sei stattdessen, die Ortskerne zu stärken, etwa durch eine Verlängerung des Programms zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELR). Nur so könnten dauerhaft Flächen geschont werden.
Unterstützung erhielt Wiest mit dieser Forderung auch von dem Grünen-Bundestagskandidaten Johannes Kretschmann, der für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen kandidiert. Der Sohn des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sagte in Mittelbiberach: „Wenn wir als Grüne den Anspruch einer Volkspartei haben, müssen wir auch zuhören und verstehen, was den Leuten wichtig ist.“Reine Verbote seien dabei nicht angebracht, viel mehr gehe es um die richtigen politischen Anreize.