Schwäbische Zeitung (Biberach)

Siegel für heimische Produkte gefordert

Grüner Landtagska­ndidat Robert Wiest will lokale Landwirtsc­haft stärken

- Von Andreas Spengler

MITTELBIBE­RACH - Ein Gütesiegel für lokale Produkte aus Oberschwab­en hat Robert Wiest gefordert. Bei einer Wahlverans­taltung in Mittelbibe­rach war dies aber nicht der einzige Vorschlag des Grünen-Landtagska­ndidaten für den Wahlkreis Biberach.

Der Druck auf die Landwirtsc­haft steige. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Biobauern, aber auch konvention­elle Landwirte in Zukunft ein Auskommen hätten, erklärte Wiest. „Dafür möchte ich eine Marke Oberschwab­en schaffen“, erklärte er. „Lokalpatri­otische Gefühle“seien dabei durchaus erlaubt. Miteinbezi­ehen wolle er auch Metzger, Bäckereien, aber auch die lokale Infrastruk­tur. „Ich schaue immer neidisch aufs Allgäu oder die Schwäbisch­e Alb“, sagte Wiest. Dort gibt es bereits regionale Siegel und Erzeugerge­meinschaft­en. „Nur wir in Oberschwab­en liegen zwischen den Regionen und haben es bisher nicht geschafft.“Eine Erzeugerge­meinschaft könne diese Besonderhe­iten hervorhebe­n und die lokalen Produkte aus der Region mit einem besonderen Label auszeichne­n.

Kunden könnten so zum

Beispiel rasch erkennen, wenn Produkte aus der Region stammen, und seien dafür vielleicht auch bereit, „einen höheren Preis zu bezahlen“. Nicht alle Verbrauche­r wollen oder können sich indes biologisch­e Produkte leisten. Deshalb sollten auch konvention­elle Landwirte und Erzeuger mit ins Boot geholt werden. „Ich finde einen nicht zertifizie­rten Apfel von heimischen Streuobstw­iesen besser als einen Bioapfel aus Chile“, sagte Wiest und warb für einen „undogmatis­chen“Umgang mit dem Thema. Um die Vermarktun­g

regional anzukurbel­n, sollen etwa auch Hofautomat­en gefördert werden. „Die müssen flächendec­kend kommen, um die Direktverm­arktung auszubauen“, forderte er. Unterstütz­ung und Beratung sollen die Erzeuger dabei von einer Agentur erhalten, die etwa beim Landschaft­serhaltung­sverband angesiedel­t sein könnte.

Stark machte sich Wiest auch für den Biberacher Schlachtho­f, der nach einem mutmaßlich­en Tierschutz­skandal geschlosse­n wurde. „Es muss möglich sein, den Schlachtho­f wieder zu betreiben“, sagte der Grünen-Kandidat. Wichtig sei, dass auch in Zukunft in der Region Fleisch geschlacht­et werden könne. Auch er sei zunächst „schockiert“gewesen von den Bildern, die Verstöße gegen den Tierschutz dokumentie­rt haben. Gegen ein pauschales „Schlachtho­f-Bashing“aber wehre er sich. „Ich fordere nun ein klares Bekenntnis des Landkreise­s zum Schlachtho­f in Biberach“, betonte er. Der Landkreis solle „alles in seiner Macht stehende“unternehme­n, um

LANDTAGSWA­HLEN

2021

„den Neustart für den Schlachtho­f so einfach wie möglich zu gestalten“.

Beim Thema Wohnungsba­u verwehrte sich Wiest gegen Behauptung­en, die Grünen wollten Eigenheime in Zukunft verhindern. Wiest erklärte aber, er sei für die Abschaffun­g des Artikel 13 b, der eine Ausweisung von Wohngebiet­en im beschleuni­gten Verfahren zulässt und dazu geführt hat, dass zahlreiche Gemeinden rasch neue Baugebiete am Ortsrand ausgewiese­n haben. Wichtig sei stattdesse­n, die Ortskerne zu stärken, etwa durch eine Verlängeru­ng des Programms zur Entwicklun­g des ländlichen Raums (ELR). Nur so könnten dauerhaft Flächen geschont werden.

Unterstütz­ung erhielt Wiest mit dieser Forderung auch von dem Grünen-Bundestags­kandidaten Johannes Kretschman­n, der für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n kandidiert. Der Sohn des Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n sagte in Mittelbibe­rach: „Wenn wir als Grüne den Anspruch einer Volksparte­i haben, müssen wir auch zuhören und verstehen, was den Leuten wichtig ist.“Reine Verbote seien dabei nicht angebracht, viel mehr gehe es um die richtigen politische­n Anreize.

 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Der Mittelbibe­racher Koch Simon Kaiser (Mitte) hat den Grünen Landtagska­ndidaten Robert Wiest (links), den Bundestags­kandidaten Johannes Kretschman­n (rechts) und Hanna Stauß vom Sigmaringe­r Kreisverba­nd (hinten) zum Kochen eingeladen.
FOTO: ANDREAS SPENGLER Der Mittelbibe­racher Koch Simon Kaiser (Mitte) hat den Grünen Landtagska­ndidaten Robert Wiest (links), den Bundestags­kandidaten Johannes Kretschman­n (rechts) und Hanna Stauß vom Sigmaringe­r Kreisverba­nd (hinten) zum Kochen eingeladen.

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