Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Welt der Muscheln ist wieder geöffnet
Betreiber hat keine finanzielle Unterstützung bekommen und fühlt sich im Stich gelassen
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OCHSENHAUSEN - Unter bestimmten Auflagen dürfen Museen im Landkreis seit dieser Woche wieder öffnen. Auch das Muschelmuseum in Ochsenhausen. Betreiber Bernd Kapitza ist froh, wieder Besucher in die Welt von Muscheln und Schnecken einführen zu können. Wohl wissend, dass dies möglicherweise nur eine Momentaufnahme ist, könnte dieser Öffnungsschritt bei weiter steigender Inzidenz doch wieder rückgängig gemacht werden. Ob das Museum eine dritte längere Schließung überstehen würde, bezweifelt Kapitza. Finanzielle Unterstützung habe er in den vergangenen zwölf Monaten schließlich keine erhalten.
Nur wenige Monate durfte das Muschelmuseum in der Ochsenhauser Bahnhofstraße im vergangenen Jahr Besucher empfangen. „In der Zeit, in der wir offen hatten, mussten wir aber schwere Einbußen verkraften“, berichtet Bernd Kapitza. Busreisen seien weggefallen, viele Gruppen hätten abgesagt. Unterm Strich schätzt der Museumsbetreiber, höchstens ein Viertel des sonst üblichen Umsatzes gemacht zu haben.
Unterstützung seitens der Politik habe er in dieser Lage als Soloselbstständiger im Nebengewerbe nicht erfahren. „Ich bin immer durchs Raster gefallen und habe keinen Cent bekommen“, sagt Kapitza. Ein beispielhafter Blick auf die „CoronaÜberbrückungshilfe III“, die für den Zeitraum November 2020 bis Juni 2021 Firmen und Selbstständigen finanziell unter die Arme greifen soll, bestätigt dies.
Das Bundeswirtschaftsministerium listet bei Unternehmen, die „explizit nicht antragsberechtigt“seien, neben Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsatz auch Freiberufler oder Soloselbständige im Nebenerwerb auf. Soloselbstständige dürfen nur dann einen Antrag stellen, wenn mindestens 51
TRAUERANZEIGEN
Prozent der Einkünfte aus der selbstständigen Tätigkeit stammen. Was bei Bernd Kapitza nicht der Fall ist.
Er fragt sich, ob in der Politik zwischenzeitlich angekommen ist, dass es auch Nebenerwerbstätige wie ihn gibt, die Monat für Monat laufende Kosten hätten. „Miete, Heizung, Strom, Wasser, Versicherung – das läuft alles weiter“, sagt Kapitza. Und ohne Einnahmen müsse er diese Kosten aus der eigenen Tasche bezahlen. Mit einem hohen vierstelligen Betrag habe er das Museum im vergangenen Jahr bezuschusst. Ihm fehle das Verständnis, weshalb die Gelder aus den Hilfsprogramm „derart ungerecht“verteilt würden. Zumal er auch andere Museumsbetreiber kenne, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen hätten.
Bernd Kapitza betont zwar, dass die Lage in seinem Fall nicht existenzbedrohend sei, weil er nicht vom Museum leben müsse. Bei einer weiteren längeren Schließung müsse er aber durchaus überlegen, ob der Fortbestand des Muschelmuseums noch Sinn mache. Schließlich stecke er „einen Haufen Zeit und Geld“in die Einrichtung. Dabei sei die Befürchtung, die Museumstür wegen einer zu hohen Inzidenz bald wieder schließen zu müssen, durchaus groß.
Umso mehr freute sich Kapitza, dass er gleich am Montagabend wieder die erste Gruppe im Museum begrüßen durfte und seine maritimen Muscheln und Schnecken aus der „weltweit größten zugänglichen Privatsammlung“zeigen konnte: Mehr als 5000 verschiedenen Arten und nahezu 30 000 Exemplare befinden sich in seinem Besitz.
Besucher können sich für das Muschelmuseum telefonisch unter 0175/1100114 oder per E-Mail an info@muschelmuseumochsenhausen.de anmelden.