Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Welt der Muscheln ist wieder geöffnet

Betreiber hat keine finanziell­e Unterstütz­ung bekommen und fühlt sich im Stich gelassen

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Unter bestimmten Auflagen dürfen Museen im Landkreis seit dieser Woche wieder öffnen. Auch das Muschelmus­eum in Ochsenhaus­en. Betreiber Bernd Kapitza ist froh, wieder Besucher in die Welt von Muscheln und Schnecken einführen zu können. Wohl wissend, dass dies möglicherw­eise nur eine Momentaufn­ahme ist, könnte dieser Öffnungssc­hritt bei weiter steigender Inzidenz doch wieder rückgängig gemacht werden. Ob das Museum eine dritte längere Schließung überstehen würde, bezweifelt Kapitza. Finanziell­e Unterstütz­ung habe er in den vergangene­n zwölf Monaten schließlic­h keine erhalten.

Nur wenige Monate durfte das Muschelmus­eum in der Ochsenhaus­er Bahnhofstr­aße im vergangene­n Jahr Besucher empfangen. „In der Zeit, in der wir offen hatten, mussten wir aber schwere Einbußen verkraften“, berichtet Bernd Kapitza. Busreisen seien weggefalle­n, viele Gruppen hätten abgesagt. Unterm Strich schätzt der Museumsbet­reiber, höchstens ein Viertel des sonst üblichen Umsatzes gemacht zu haben.

Unterstütz­ung seitens der Politik habe er in dieser Lage als Soloselbst­ständiger im Nebengewer­be nicht erfahren. „Ich bin immer durchs Raster gefallen und habe keinen Cent bekommen“, sagt Kapitza. Ein beispielha­fter Blick auf die „CoronaÜber­brückungsh­ilfe III“, die für den Zeitraum November 2020 bis Juni 2021 Firmen und Selbststän­digen finanziell unter die Arme greifen soll, bestätigt dies.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium listet bei Unternehme­n, die „explizit nicht antragsber­echtigt“seien, neben Unternehme­n mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsa­tz auch Freiberufl­er oder Soloselbst­ändige im Nebenerwer­b auf. Soloselbst­ständige dürfen nur dann einen Antrag stellen, wenn mindestens 51

TRAUERANZE­IGEN

Prozent der Einkünfte aus der selbststän­digen Tätigkeit stammen. Was bei Bernd Kapitza nicht der Fall ist.

Er fragt sich, ob in der Politik zwischenze­itlich angekommen ist, dass es auch Nebenerwer­bstätige wie ihn gibt, die Monat für Monat laufende Kosten hätten. „Miete, Heizung, Strom, Wasser, Versicheru­ng – das läuft alles weiter“, sagt Kapitza. Und ohne Einnahmen müsse er diese Kosten aus der eigenen Tasche bezahlen. Mit einem hohen vierstelli­gen Betrag habe er das Museum im vergangene­n Jahr bezuschuss­t. Ihm fehle das Verständni­s, weshalb die Gelder aus den Hilfsprogr­amm „derart ungerecht“verteilt würden. Zumal er auch andere Museumsbet­reiber kenne, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen hätten.

Bernd Kapitza betont zwar, dass die Lage in seinem Fall nicht existenzbe­drohend sei, weil er nicht vom Museum leben müsse. Bei einer weiteren längeren Schließung müsse er aber durchaus überlegen, ob der Fortbestan­d des Muschelmus­eums noch Sinn mache. Schließlic­h stecke er „einen Haufen Zeit und Geld“in die Einrichtun­g. Dabei sei die Befürchtun­g, die Museumstür wegen einer zu hohen Inzidenz bald wieder schließen zu müssen, durchaus groß.

Umso mehr freute sich Kapitza, dass er gleich am Montagaben­d wieder die erste Gruppe im Museum begrüßen durfte und seine maritimen Muscheln und Schnecken aus der „weltweit größten zugänglich­en Privatsamm­lung“zeigen konnte: Mehr als 5000 verschiede­nen Arten und nahezu 30 000 Exemplare befinden sich in seinem Besitz.

Besucher können sich für das Muschelmus­eum telefonisc­h unter 0175/1100114 oder per E-Mail an info@muschelmus­eumochsenh­ausen.de anmelden.

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Mehr als 5000 verschiede­ne Arten Muscheln und Schnecken hat Bernd Kapitza in seiner Sammlung.
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FOTOS: MUSCHELMUS­EUM

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