Schwäbische Zeitung (Biberach)
Roter Werkrealschule wird ab Klasse 5 zweizügig
33 Anmeldungen für die 5. Klasse – das sind so viele Anmeldungen wie noch nie
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ROT AN DER ROT - An der Abt-Hermann-Vogler-Schule haben sich für das kommende Schuljahr so viele neue Fünftklässler angemeldet wie noch nie. 33 Schüler werden nach den Sommerferien die Werkrealschule in Rot an der Rot besuchen. Und das bedeutet, dass es zum ersten Mal zwei fünfte Klassen geben wird. Es ist ein Riesenerfolg für das Kollegium und für Schulleiter Werner Egger. Entsprechend groß war die Freude diesen Freitag.
Warum ausgerechnet an dieser Werkrealschule der Zuspruch so groß ist, während andere im Land schließen müssen? Egger fragt sich das selbst immer wieder. „Bei den Einzelführungen, die wir dieses Jahr anstatt der allgemeinen Informationsveranstaltung angeboten haben, haben die Eltern uns immer wieder gesagt, dass sie vor allem unser praktischer Ansatz überzeugt“, berichtet er. An der Werkrealschule wird ein großer Fokus darauf gelegt, die Schüler bei der Berufswahl zu unterstützen. Rund zwei Drittel beginnen direkt nach ihrem Schulabschluss eine Berufsausbildung.
„Wir sind die Schule für die Kinder, die mit den Händen denken. Das trifft es am besten“, sagt Egger. „Es gibt einfach Kinder, die sind nicht schlechter als andere, die sind aber keine Theoretiker, sondern Praktiker – und für diese Kinder sind wir die richtige Schule“, ist der Rektor überzeugt. Diese Kinder habe es immer gegeben und werde es auch immer geben. Er selbst habe den zweiten Bildungsweg eingeschlagen und habe zuerst eine Berufsausbildung gemacht. Daher wisse er genau, wovon er spreche. Und dass er hinter dieser Schulform stehe, würden die Eltern spüren, glaubt er. Zudem habe er ein exzellentes Kollegium, das an einem Strang ziehe.
Sein nächstes Ziel: die zehnte Klasse an die Schule zu holen. „Wir haben viel Lob seitens der Politik erhalten, dass die Anmeldezahlen seit Jahren bei uns so gut sind, doch nun braucht es Taten. Es wäre für unsere Schüler ein enormer Vorteil und würde die Anmeldezahlen noch weiter in die Höhe treiben, wenn man bei uns auch den mittleren Bildungsabschluss machen könnte“, ist er sich sicher. Die aktuellen Vorgaben sehen jedoch vor, dass das nur möglich ist, wenn eine Schule stabil 40 Kinder in den unteren Klassen hat. Zudem ist es seit der letzten Schulreform möglich, an den Realschulen die beiden Abschlüsse machen zu können – was vielerorts dazu beiträgt, dass die Werkrealschulen verschwinden.
In Rot an der Rot ist das jedoch keine Gefahr. Erneut hat die Werkrealschule ihr Einzugsgebiet erweitert. Die künftigen und jetzigen Schüler kommen nicht nur aus Rot, sondern auch aus Dettingen, Berkheim, Kirchberg, Hauerz bei Bad Wurzach und sogar aus dem nahe gelegenen Bayern. Eltern aus Dettingen und Berkheim haben laut Egger Kontakt mit dem Schulamt aufgenommen, um sich für eine Schulbusverbindung einzusetzen. Denn mit den Linienbus müssen die Schüler aus diesen Ortschaften momentan zweimal umsteigen.
„Für mich sind diese hervorragenden Anmeldezahlen ein persönlicher Triumph“, sagt Egger. „Als ich im Schuljahr 2014/2015 hier anfing, waren es nur fünf Fünftklässler und man hatte mir eine baldige Schließung der Schule prognostiziert. Die jetzige Entwicklung zeigt, dass dies sehr wohl eine wichtige Schulform ist und man mit Engagement sehr viel erreichen kann.“
„Dass Eltern sich so zahlreich für unsere Schule interessieren, freut mich natürlich sehr“, sagte Rots Bürgermeisterin Irene Brauchle, als sie von der guten Nachricht erfuhr. „Zeigt es doch, dass auch heute eine Werkrealschule mehr als nur eine Daseinsberechtigung hat, sondern dass sie ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Schullaufbahn unserer Kinder sein kann. Mittlerweile sieht dies auch das Land wieder als wichtig an und steht hinter unseren Werkrealschulen. Ich bin sehr froh über diese Entwicklung, gerade für unseren ländlichen Bereich sind Werkrealschulen auch in Zukunft nicht wegzudenken.“
In der Roter Werkrealschule werde viel Wert darauf gelegt, die Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten zu entwickeln, die sich auch im beruflichen Leben gut behaupten könnten. „Das engagierte Kollegium ist sicherlich einer der Hauptgründe für die hohe Akzeptanz bei den Eltern. Aber auch der praxisbezogene Unterricht, unsere vielen Bildungspartner, die den Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die Berufswelt geben, tragen dazu bei, dass sich die Schülerzahl in den letzten Jahren unglaublich positiv entwickelt hat“, vermutet Brauchle.