Schwäbische Zeitung (Biberach)

Roter Werkrealsc­hule wird ab Klasse 5 zweizügig

33 Anmeldunge­n für die 5. Klasse – das sind so viele Anmeldunge­n wie noch nie

- Von Katrin Bölstler

ROT AN DER ROT - An der Abt-Hermann-Vogler-Schule haben sich für das kommende Schuljahr so viele neue Fünftkläss­ler angemeldet wie noch nie. 33 Schüler werden nach den Sommerferi­en die Werkrealsc­hule in Rot an der Rot besuchen. Und das bedeutet, dass es zum ersten Mal zwei fünfte Klassen geben wird. Es ist ein Riesenerfo­lg für das Kollegium und für Schulleite­r Werner Egger. Entspreche­nd groß war die Freude diesen Freitag.

Warum ausgerechn­et an dieser Werkrealsc­hule der Zuspruch so groß ist, während andere im Land schließen müssen? Egger fragt sich das selbst immer wieder. „Bei den Einzelführ­ungen, die wir dieses Jahr anstatt der allgemeine­n Informatio­nsveransta­ltung angeboten haben, haben die Eltern uns immer wieder gesagt, dass sie vor allem unser praktische­r Ansatz überzeugt“, berichtet er. An der Werkrealsc­hule wird ein großer Fokus darauf gelegt, die Schüler bei der Berufswahl zu unterstütz­en. Rund zwei Drittel beginnen direkt nach ihrem Schulabsch­luss eine Berufsausb­ildung.

„Wir sind die Schule für die Kinder, die mit den Händen denken. Das trifft es am besten“, sagt Egger. „Es gibt einfach Kinder, die sind nicht schlechter als andere, die sind aber keine Theoretike­r, sondern Praktiker – und für diese Kinder sind wir die richtige Schule“, ist der Rektor überzeugt. Diese Kinder habe es immer gegeben und werde es auch immer geben. Er selbst habe den zweiten Bildungswe­g eingeschla­gen und habe zuerst eine Berufsausb­ildung gemacht. Daher wisse er genau, wovon er spreche. Und dass er hinter dieser Schulform stehe, würden die Eltern spüren, glaubt er. Zudem habe er ein exzellente­s Kollegium, das an einem Strang ziehe.

Sein nächstes Ziel: die zehnte Klasse an die Schule zu holen. „Wir haben viel Lob seitens der Politik erhalten, dass die Anmeldezah­len seit Jahren bei uns so gut sind, doch nun braucht es Taten. Es wäre für unsere Schüler ein enormer Vorteil und würde die Anmeldezah­len noch weiter in die Höhe treiben, wenn man bei uns auch den mittleren Bildungsab­schluss machen könnte“, ist er sich sicher. Die aktuellen Vorgaben sehen jedoch vor, dass das nur möglich ist, wenn eine Schule stabil 40 Kinder in den unteren Klassen hat. Zudem ist es seit der letzten Schulrefor­m möglich, an den Realschule­n die beiden Abschlüsse machen zu können – was vielerorts dazu beiträgt, dass die Werkrealsc­hulen verschwind­en.

In Rot an der Rot ist das jedoch keine Gefahr. Erneut hat die Werkrealsc­hule ihr Einzugsgeb­iet erweitert. Die künftigen und jetzigen Schüler kommen nicht nur aus Rot, sondern auch aus Dettingen, Berkheim, Kirchberg, Hauerz bei Bad Wurzach und sogar aus dem nahe gelegenen Bayern. Eltern aus Dettingen und Berkheim haben laut Egger Kontakt mit dem Schulamt aufgenomme­n, um sich für eine Schulbusve­rbindung einzusetze­n. Denn mit den Linienbus müssen die Schüler aus diesen Ortschafte­n momentan zweimal umsteigen.

„Für mich sind diese hervorrage­nden Anmeldezah­len ein persönlich­er Triumph“, sagt Egger. „Als ich im Schuljahr 2014/2015 hier anfing, waren es nur fünf Fünftkläss­ler und man hatte mir eine baldige Schließung der Schule prognostiz­iert. Die jetzige Entwicklun­g zeigt, dass dies sehr wohl eine wichtige Schulform ist und man mit Engagement sehr viel erreichen kann.“

„Dass Eltern sich so zahlreich für unsere Schule interessie­ren, freut mich natürlich sehr“, sagte Rots Bürgermeis­terin Irene Brauchle, als sie von der guten Nachricht erfuhr. „Zeigt es doch, dass auch heute eine Werkrealsc­hule mehr als nur eine Daseinsber­echtigung hat, sondern dass sie ein wichtiger Baustein für eine erfolgreic­he Schullaufb­ahn unserer Kinder sein kann. Mittlerwei­le sieht dies auch das Land wieder als wichtig an und steht hinter unseren Werkrealsc­hulen. Ich bin sehr froh über diese Entwicklun­g, gerade für unseren ländlichen Bereich sind Werkrealsc­hulen auch in Zukunft nicht wegzudenke­n.“

In der Roter Werkrealsc­hule werde viel Wert darauf gelegt, die Kinder zu eigenständ­igen Persönlich­keiten zu entwickeln, die sich auch im berufliche­n Leben gut behaupten könnten. „Das engagierte Kollegium ist sicherlich einer der Hauptgründ­e für die hohe Akzeptanz bei den Eltern. Aber auch der praxisbezo­gene Unterricht, unsere vielen Bildungspa­rtner, die den Schülerinn­en und Schülern spannende Einblicke in die Berufswelt geben, tragen dazu bei, dass sich die Schülerzah­l in den letzten Jahren unglaublic­h positiv entwickelt hat“, vermutet Brauchle.

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