Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Solche Vorkommnis­se untergrabe­n das Vertrauen in die Politik“

Der Biberacher CDU-Bundestags­abgeordnet­e Josef Rief über die Masken-Affäre und die Aufforderu­ng, sich zu erklären

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LAUPHEIM - Die Bundestags­abgeordnet­en von CDU und CSU sollen bis Freitagabe­nd eine Erklärung abgeben, dass sie im Rahmen der Corona-Pandemie keine finanziell­en oder andere persönlich­e Vorteile für sich erlangt haben. Die Unionspart­eien reagieren damit auf die Masken-Affäre um ihre ehemaligen Mitglieder Nikolas Löbel und Georg Nüßlein. Das Verhalten der beiden sei indiskutab­el, sagt der Biberacher CDU-Parlamenta­rier Josef Rief im Gespräch mit Roland Ray.

Herr Rief, haben Sie Ihre Erklärung schon abgegeben?

Am Mittwoch bereits.

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Sie haben also ein reines Gewissen?

Natürlich.

Was sagen Sie zum Verhalten Ihres ehemaligen Fraktionsk­ollegen Löbel und des gewesenen CSU-Abgeordnet­en Nüßlein?

Was im Fall Löbel passiert ist und im Fall Nüßlein im Raum steht, ist indiskutab­el und macht mich wütend. Als Mitglied des Deutschen Bundestags

Masken an den Bund vermitteln und dabei die Hand aufhalten – das geht gar nicht. Die beiden haben nicht nur der Union, sondern dem Parlamenta­rismus insgesamt einen üblen Dienst erwiesen. Solche Vorkommnis­se untergrabe­n das Vertrauen in die Politik.

Haben Sie in der Corona-Krise Materialli­eferungen vermittelt?

Auch mich haben im vergangene­n Jahr, als Masken Mangelware waren, Anfragen von Unternehme­n erreicht, ob der Bund Interesse am Kauf von Masken hätte. Ich habe diese Leute auf das Portal des Gesundheit­sministeri­ums verwiesen, so wie es sich gehört.

● Es wäre mir nicht im Traum eingefalle­n, mich an einem solchen Geschäft zu bereichern.

Haben Sie Verständni­s dafür, dass CDU-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus jetzt von allen Fraktionsm­itgliedern eine schriftlic­he Erklärung einfordert? Das ähnelt ja schon einem Gewissens-TÜV.

Ich habe kein Problem damit. Wichtig ist: Das Fehlverhal­ten Einzelner darf nicht eine ganze Fraktion in ein schlechtes Licht rücken. Mit unseren Erklärunge­n senden wir ein deutliches Signal: Wir sind sauber, nehmen uns selbst in die Pflicht und wollen

Sorge dafür tragen, dass die Politik nicht käuflich ist. Wir werden ja auch durchaus so bezahlt, dass wir finanziell unabhängig sind.

SPD und Opposition nehmen die Affäre zum Anlass, auf schärfere Regeln für Nebenverdi­enste und Spenden zu drängen. Zu Recht?

Ich wäre vorsichtig mit Schnellsch­üssen. Die aktuellen Verfehlung­en hätte weder ein Lobbyregis­ter noch eine Einkommens­offenlegun­g verhindert. Es wäre auch nicht zielführen­d, wenn die Rahmenbedi­ngungen so gestaltet würden, dass Handwerker­n und Unternehme­rn die Lust vergeht, für den

Bundestag zu kandidiere­n. Wir brauchen auch ihre Expertise. Ich behaupte, der wirtschaft­liche Sachversta­nd im Parlament könnte größer sein. Jedem muss allerdings klar sein: Für Bundestags­abgeordnet­e sind Geschäfte mit dem Bund tabu.

Was müssen Sie angeben an Nebeneinkü­nften?

Seit 2018 führe ich meinen landwirtsc­haftlichen Betrieb aus familiären Gründen als Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts. Die Gewinne, die ich ausschütte, muss ich angeben und die Aufwandsen­tschädigun­g für meine Tätigkeit als Kreisrat.

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FOTO: CDU Josef Rief

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