Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wen wähle ich?

- Von Alfred Tönnis

Am Sonntag finden die Wahlen in Baden-Württember­g und in Rheinland-Pfalz statt. Wir haben die Wahlplakat­e gesehen. Parteien haben sich so positionie­rt. Und die Kandidaten als ihre Aushängesc­hilder ebenso. In diesem Rahmen geht es natürlich auch um Glaubwürdi­gkeit. Ist die Botschaft, sind die Parteien und ihre Kandidaten glaubwürdi­g?

Wir alle wissen, dass es überall schwarze Schafe gibt. Vielleicht ist die Botschaft gut – aber die Kandidaten sind nicht im Einklang damit. Das Verschmelz­en von Kandidat und Botschaft gelingt manchmal gut. Wenn ich den Kandidaten sehe, dann rückt sofort die Botschaft ins Blickfeld.

Wenn ich den Ex-Präsidente­n Trump sehe, fällt mir sofort seine Botschaft ein. Wenn ich den Präsidente­n Joe Biden vor Augen habe, fällt mir seine harte Lebensgesc­hichte ein. Wenn ich Greta Thunberg sehe, geht es mir genauso. Wenn ich so einige Rapper im Blick habe, kommen sofort Assoziatio­nen. Ich lasse bewusst die Parteipoli­tik und ihre Vertreter außen vor.

Oder wenn ich Papst Franziskus sehe, fällt mir sofort ein: 33 Auslandsre­isen, Begegnungs­räume aufmachen, an die Ränder gehen und manches mehr.

Wenn ich Gottesdien­ste halte, schaue ich oft in die Gesichter der Menschen vor mir. Manche kenne ich und so auch ihre Lebensgesc­hichte. In manchen Gesichtern ist eine Lebensgesc­hichte zumindest in Ansätzen erkennbar.

Wenn ich einen Menschen liebe, läuft ähnliches ab. Ich sehe diesen Menschen und meine Erfahrunge­n mit ihm werden lebendig: Woher kenne ich ihn? Was verbindet uns? Und vieles mehr. Meine Gefühle kommen in Wallung. Manchmal gibt es eine Diskrepanz zwischen Gefühl und Verstand. Da sind Schmetterl­inge im Bauch, aber vielleicht Zweifel im Kopf.

Gott hat uns auch eine Botschaft geschickt. Er hat auch einen Kandidaten dieser Botschaft ausgewählt. Nicht nur, um seine Botschaft verbal zu vermitteln – sondern durch dessen Leben. Darum sehe ich, sobald ich ein Kreuz erblicke, diese Botschaft Gottes.

Gott liebt diese Welt. Er liebt uns Menschen. Seine Liebe ist unbegreifl­ich und unerschöpf­lich.

Das Kreuz gehört zum Leben. Zum Leben Jesu und zu vielen Lebensgesc­hichten. In dieser Corona Zeit wird das nochmals besonders deutlich.

Jesus und das Kreuz verschmelz­en zu einer Botschaft, die konkreter und Menschenbe­zogener nicht sein kann: Im Kreuz an der Wand oder anderen Darstellun­gen wird das Kreuz der Menschen ins Blickfeld gerückt.

Ich wähle Jesus. Weil das Kreuz zu seinem Leben gehört hat und auch zu meinem Leben gehört. Der Weg der Liebe hat oft etwas mit Kreuz zu tun. Ich wähle die personifiz­ierte Liebe Gottes in Jesus. Ich wähle die Liebe, weil sie zu meiner Lebensgesc­hichte gehört und ich davon Zeugnis geben möchte.

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FOTO: PRIVAT Pater Alfred Tönnis

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