Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das große Los gezogen
Landkreis will zusätzliche Fachklassen für Auszubildende in Riedlingen ansiedeln
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RIEDLINGEN - Der Landkreis Biberach will ab kommenden September zwei Fachklassen mit Auszubildenden zum Verwaltungsfachangestellten an der Berufsschule Riedlingen ansiedeln: Künftig sollen 50 zusätzliche Lehrlinge in diesem Fachbereich pro Jahrgang in Riedlingen unterrichtet werden. Eine endgültige Entscheidung des Regierungspräsidiums Tübingen stehe noch aus, heißt es aus dem Biberacher Landratsamt, aber das Beteiligungsverfahren sei zum Abschluss gekommen. Es sehe gut für Riedlingen aus. Die Nachbarlandkreise hätten grundsätzlich keine Bedenken, dass der Unterricht für die angehenden Verwaltungsfachangestellten im kommenden Schuljahr 2021/22, beginne. In der kommenden Sitzung des Kultur- und Schulausschusses im Kreistag Biberach muss noch ein Beschluss über die Einrichtung der Schulart gefasst werden.
Dem Vernehmen nach gilt die Verlegung der beiden Schulklassen von Ravensburg sowie Reutlingen nach Riedlingen als klare Aufwertung des Berufsschulstandorts Riedlingen. Das Landratsamt, speziell das
Amt für Bildung und Schulentwicklung, habe sich diesbezüglich stark für Riedlingen engagiert. Die Einrichtung der Fachklassen in Riedlingen hat folgenden Grund: Bislang mussten Auszubildende für den Blockunterricht aus dem Landkreis Biberach, dem Alb-Donau-Kreis und aus Ulm nach Ravensburg oder Reutlingen pendeln. Die geografische Lage Riedlingens liegt genau zwischen den bisherigen Berufsschulstandorten und erlaubt den Lehrlingen eine kürzere Anreise zum Unterricht.
„Schulleiter und Lehrkräfte freuen sich ungemein auf diese neue Herausforderung und die Schülerinnen und Schüler. Wir gehen davon aus, dass das Regierungspräsidium die Genehmigung zügig erteilt, sodass die Schule sich auf die Schülerinnen und Schüler und den Berufsschulunterricht im nächsten Schuljahr gut vorbereiten kann“, teilte der Biberacher Landrat Heiko Schmid auf Anfrage der SZ mit. Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft freut sich ebenfalls über die Stärkung der Riedlinger Berufsschule: „Die Stadt begrüßt die Entwicklung.“Darüber hinaus wird der Landkreis auch Geld in einen Erweiterungsbau auf dem Gelände der Berufsschule investieren. Die Stadtverwaltung bietet an, die Bauleitplanung für dieses Projekt zu übernehmen.
Die Berufsschule Riedlingen sehe sich gut gewappnet für den Unterrichtsbeginn der neuen Fachklassen im kommenden Herbst, sagt Schulleiter Matthias Kniese. Der Lehrberuf passe hervorragend „zu unserem Profil und Bildungs-Portfolio. Wir bereiten uns auf die neuen Berufsschüler sowie die neue Fachrichtung vor, die zu den kaufmännischen Berufen gehört. Wir haben das Know-how“, sagt er. Auch für die Auszubildenden selbst biete die Riedlinger Berufsschule gute Perspektiven: Nach ihrer Ausbildung könnten Auszubildende in Riedlingen die Fachhochschulreife erwerben oder sich für den gymnasialen Zweig immatrikulieren, um das Abitur zu machen.
Räumlich werde lediglich ein zusätzliches Klassenzimmer benötigt. Die neuen beiden Klassen des 1. Ausbildungsjahres werden abwechselnd im jeweils drei- bis vierwöchigen Block unterrichtet. Dadurch seien stets 25 zusätzliche Schüler in der Riedlinger Berufsschule. Sobald im darauffolgenden Schuljahr 2022/23 auch der zweite Jahrgang der Auszubildenden für den Beruf des Verwaltungsfachangestellten ihren Unterricht in Riedlingen antreten werden, verdoppelt sich die Zahl der Schüler. Mittelfristig wird die Berufsschule dann insgesamt rund 100 Berufsschüler mehr haben. „Damit sind wir neben Ravensburg und Reutlingen der dritte Standort für diesen Berufszweig im Regierungspräsidium Tübingen. Da haben wir in Zeiten, in denen im Bildungswesen tendenziell stärker zentralisiert wird, ein ganz großes Los gezogen“, sagt Matthias Kniese.
Diejenigen, die eine dreijährige Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolvieren, haben in der Regel einen Schulabschluss der mittleren Reife oder Hochschulreife. Sie arbeiten in den Kommunal-, Landesoder Bundesverwaltungen und lernen kaufmännische und verwaltungsrechtliche Arbeitsabläufe. Diese duale Ausbildung ermöglicht ihnen, verschiedene administrative Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung zu erledigen.