Schwäbische Zeitung (Biberach)
WFV will auf „Späteinsteiger“Rücksicht nehmen
Fortführung der Saison im Amateurfußball – WFV sieht eine Perspektive
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STUTTGART/BIBERACH - Derzeit steht in den Sternen, wie und wann die Fußballsaison fortgesetzt werden kann. Die Inzidenzzahlen verheißen nichts Gutes. Fast überall liegen sie im Bereich knapp unter einhundert oder sogar darüber, sodass derzeit viele Landkreise die „Notbremse“ziehen müssen.
„Mit den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz haben wir aber seit dem 3. März wieder eine Perspektive nach vier Monaten Lockdown“, sagte Frank Thumm, Geschäftsführer des Württembergischen Fußballverbands (WFV), kürzlich im Rahmen eines Webinars an dem rund 2000 Vereinsvertreter teilnahmen. Mit dem Webinar reagierte der WFV auf die von der Politik angekündigten Öffnungsschritte Anfang März. Dem Verband sei die schriftliche Beschlussfassung, die dem Webinar den rechtlichen Rahmen gab, wenige Tage zuvor vorgelegen, so Thumm. Und an dieser habe man sich orientiert.
Für Diskussionen und Fragen sorgen immer wieder die Inzidenzzahlen, die den Start in die Vorbereitung und schließlich in den Spielbetrieb bedingen werden. Auch hier gilt das, was Frank Thumm im Webinar sagte. „Die Lösung, die Baden-Württemberg wählt, regional, also auf Kreisebene Entscheidungen zu treffen, hat Vorund Nachteile“, so Thumm in seinen Ausführungen. Man werde erst in den Spielbetrieb einsteigen, wenn alle Vereine „eine angemessene Vorbereitung“absolviert hätten. „Da werden wir uns ganz stark an den Vereinen orientieren, die später in die Vorbereitung einsteigen konnten“, sagte Thumm. Natürlich werde es auch danach noch Ungerechtigkeiten geben. „Ja, das wird so sein“, räumte Thumm ein. Aber in Zeiten einer Pandemie werde es nicht gelingen, eine komplette Gleichheit zu erreichen, weil man nun mal das baden-württembergische Modell mit den regionalen Entscheidungen habe, warb Thumm um Verständnis bei den Vereinen.
Hintergrund: Im Gegensatz zu Baden-Württemberg entscheidet beispielsweise in Hessen die Inzidenzzahl im gesamten Bundesland darüber, ob Training und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden dürfen. In Baden-Württemberg entscheidet die jeweilige Inzidenzzahl im Kreis, was möglich ist und was nicht.
So sei derzeit, das heißt es vonseiten des WFV, alles Spekulation, was passiere, wenn in den kommenden Wochen bis zum 9. Mai die Inzidenzzahlen so weit auseinanderdrifteten, dass in einem Landkreis beispielsweise uneingeschränktes Training oder sogar Spielbetrieb möglich sei, in einem anderen aber nicht mal ein kontaktarmes oder kontaktfreies Training (Training ohne gegenseitige Kraftübungen, ohne Freistoßtraining, also ohne Mauer) mit zehn Spielern, also eingeteilt in Gruppen, erlaubt sei.
Hier habe man noch keine Entscheidung getroffen, heißt es vonseiten des WFV. Jedoch stellt der WFV in Aussicht, in den kommenden Tagen und Wochen einen detaillierten Plan zu veröffentlichen, was im Fall der Fälle wann passiert.
Zunächst sei man froh, dass wenigstens die Kinder wieder auf den Platz zurück dürften. „Ich denke, dass die Kinder wieder auf den Platz zurück dürfen, ist für die Vereine existenziell wichtig. Die Kinder sollen es genießen, wieder Fußball spielen zu können“, sagt auch WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister. Denn ein wenig liegen auch beim Verband in Stuttgart die Nerven blank. Das ist zu spüren. Das entworfene Ampelmodell – das darüber Aussage geben will, was wo möglich ist – sei eine gute Sache, rufe bei einigen Vereinen aber auch Kritik hervor. „Ein Verein hat sich bei uns gemeldet, weil wir am Abend noch die alte Inzidenzzahl drin hatten und nicht die, die am nächsten Tag galt“, so Baumeister.
Einen Abbruch der Saison will der Verband nicht voreilig verkünden. Schließlich sei es die Aufgabe des Verbands, Spielbetrieb zu gewährleisten, Spiele anzusetzen und nicht abzusetzen. Trotz allem gilt die Deadline 9. Mai und die Hoffnung darauf, dass die Zahlen sinken, lebt. Ziel sei es, die Saison sportlich fair zu Ende zu bringen. Wird aber bis zum 9. Mai nicht wieder gespielt, wird dem Verband wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Saison abzubrechen und alles auf Null zu stellen. Doch noch gibt man sich in Stuttgart nicht geschlagen.