Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zwergenaufstand in Kleinbritannien
Bislang dachte unsereins ja stets, dass der Engländer es mit nichts so genau nimmt wie mit seinem Rasen, dem legendären „lawn“– benannt übrigens nach dem im 16. Jahrhundert lebenden Gartenbauarchitekten Sir Nottleigh Lawn. Comic-Freunde schmunzeln bis heute über die entsprechende Passage in „Asterix bei den Briten“. Ein Bilderbuch-Brite lobt da sein soeben von Hand auf ein paar Zentimeter – Pardon, Inches! – gestutztes Grün: „Nach 2000 Jahren intensiver Pflege wird mein Rasen recht annehmbar sein, denke ich.“Und dann rauschen die Ignoranten mit einem Streitwagen durch die Pracht. „Gute Güte! Das ist schockierend!“
Was uns Kontinentaleuropäern nicht bewusst war: Offenbar neigen manche Insulaner dazu, ihre Maßarbeit durch das Aufstellen von Gartenzwergen zu entwerten. Wie sonst wäre diese Meldung zu erklären: „Whitminster (dpa) - In Großbritannien sind offensichtlich die Gartenzwerge knapp geworden. ,Wir haben leider seit sechs Monaten keinen Zwerg mehr gesehen‘, so Ian Byrne von der Highfield Garden World im englischen Whitminster dem Sender
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BBC. Die Garden Centre Association bestätigte die hohe Nachfrage (...).“Die Gründe seien unklar, es könnte aber eine Spätfolge des Frachterstaus im Suezkanal sein.
Zwerge aus Fernost auf englischem Rasen! Was wohl Prinz Philip dazu eingefallen wäre? Fast wäre man geneigt, von Kleinbritannien zu sprechen. Wichtig wäre, dass der Engpass endet. Nicht, dass es zum Zwergenaufstand kommt. Womöglich mitten in Londinium. Besser, es wächst Gras über die Sache. (jos)
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