Schwäbische Zeitung (Biberach)
Vereine bangen um Einnahmen
Kontaktbeschränkungen machen Liefer- oder Abholveranstaltungen derzeit fast unmöglich
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REGION - „Maifest to go“, „Schwobahock zu Hause“, „Dorfhockete dohoim“: Die Vereine in der Region zeigen sich kreativ bei den Namen für ihre Ersatz-Festle, die ihnen in CoronaZeiten wenigstens ein paar Euro Einnahmen bescheren sollen. Wegen der aktuell besonders strengen Kontaktbeschränkungen ist es derzeit aber extrem schwierig, solche Veranstaltungen auszurichten oder zu planen, wie zuletzt der Musikverein Ersingen zu spüren bekam. Dessen abgesagter Hähnchen-Verkauf verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Vereinslandschaft. Manche bangen um ihre geplanten Events, auch weil die Kommunen gar keine andere Möglichkeit sehen, als die Genehmigung zu verweigern. Doch es gibt Hoffnung.
„Wir planen für den 29. Mai wieder unseren Hähnchenverkauf, der vergangenes Jahr schon piccobello lief“, sagt Alexander Schelkle, Vorsitzender des Musikvereins „Edelweiß“Rottenacker. Zwei Konzerte und das Zeltfest ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 des anno 1900 gegründeten Vereins sind bereits der Pandemie zum Opfer gefallen. „Der Hähnchenverkauf ist die einzige Veranstaltung, mit der wir derzeit Einnahmen erzielen können“, macht Schelkle klar. „In drei mit jeweils zwei Leuten besetzten Weihnachtsbuden geben wir das Essen aus.“Über einen abgegrenzten Weg bezahlen die Kunden die Ware zuvor an einem extra Stand. Dieser Vorgang würde wohl auch sämtlichen Vorschriften zur Kontaktbeschränkung entsprechen, das Problem ist das Zubereiten der Speisen. Das bekomme man mit Personen aus nur einem Haushalt und maximal einer Person aus einem weiteren Haushalt nicht hin, räumt der Vorsitzende ein und bangt deshalb um die Veranstaltung. „Deshalb habe ich bereits mit dem Bürgermeister Kontakt aufgenommen und gefragt, wie die Aussichten sind“, sagt Schelkle.
„Vor Mitte Mai kann ich dazu nichts sagen“, hat ihm Karl Hauler geantwortet. Denn die Möglichkeit, solche Dienste anzubieten, steht und fällt mit den Inzidenzzahlen und den jeweils geltenden Corona-Verordnungen. „Stand jetzt könnten wir die Veranstaltung nicht genehmigen, aber das kann in vier Wochen schon wieder anders aussehen“, sagt der Rottenacker Bürgermeister der SZ. Der badenwürttembergische Gemeindetag habe sich dazu klar geäußert und den Kommunen nahegelegt, sich an den geltenden Vorschriften zu orientieren. Und das bedeutet: Vereinsveranstaltungen, zu deren Vorbereitung oder Durchführung die Kontaktbeschränkungen oder sonstige Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden können, dürfen nicht erlaubt werden. Anders sehe es bei Abhol- und Lieferservices von Gaststätten aus, für deren Betreiber Ausnahmeregelungen gelten, weil deren Existenz auf dem Spiel steht. Hauler warnt die Vereine auch davor, zu tricksen. Das bringe nichts und komme im Zweifel raus. Für ihn gilt: „Wenn Vereine ein Konzept vorlegen, aus dem glaubhaft hervorgeht, dass alle Kontakt- und Hygienevorschriften
erfüllt werden, werden wir die Veranstaltung genehmigen.“
Exakt so äußern sich auch seine Amtskollegen Uwe Handgrätinger aus Unterstadion und Kevin Wiest aus Oberstadion: „Wir hatten diese Woche eine Online-Konferenz mit den Bürgermeistern, und da war der Tenor klar erkennbar: Auch für Vereinsveranstaltungen gelten die Corona-Verordnungen.“Für To-go-Events bedeute das, dass diese in der Regel nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden könnten. „Unser Reitverein wollte zum Beispiel so etwas machen, musste aber feststellen, dass es zu schwierig ist“, so Wiest.
Das weiß man auch beim Musikverein „Lyra“Unterstadion. Am letzten Juli-Wochenende stünde wieder die traditionelle Dorfhockete an, die man schon im vergangenen Jahr in eine Dohoim-Veranstaltung umwandelte. „Da ging das noch gut, und wir hoffen, dass das auch dieses Jahr möglich sein wird“, sagt der Vorsitzende Peter Schänzle: „Letztes Jahr haben wir uns schon frühmorgens zum gemeinsamen Kartoffelschälen und Salatemachen getroffen. Das wäre mit der geringen Personenzahl, die derzeit erlaubt ist, nicht machbar.“Ein Ausfall „täte schon weh“, sagt Schänzle mit Blick in die Kasse des Vereins, in der schon durch den Ausfall des Herbstfests 2020 ein gewaltiges Loch klafft. „Und es ist ja nicht so, dass wir keine Ausgaben hätten: Wir müssen die laufenden Kosten fürs Musikerheim decken, unsere Jugendausbildung bezuschussen und kaputte Instrumente richten.“So bleibt ihm nur die Hoffnung, dass sich die Lage bald entspannt – und das Herbstfest 2021 vielleicht sogar in altbewährter Weise ausgerichtet werden kann.