Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rekordmann holt Schwung
Kunstspringer Hausding mit Gold, Wellbrock mit Bronze
BUDAPEST (dpa) - Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock hat sich zwei Monate vor den Olympischen Spielen schon mal über eine EM-Medaille freuen können. Am Tag nach dem nächsten Gold von Wassersprung-Rekordeuropameister Patrick Hausding schlug Wellbrock in Budapest nach langer Führung im Freiwasser-Rennen über zehn Kilometer als Dritter an. Das spannende Finish war ein Vorgeschmack auf den harten Medaillenkampf, auf den sich Wellbrock bei den Sommerspielen in Tokio einstellen muss. Für den Deutschen Schwimm-Verband war es das vierte Edelmetall der Titelkämpfe in Ungarn.
„Mit der Bronzemedaille kann man ganz zufrieden sein“, sagte Wellbrock. „Wir wollen hoffen, dass es jetzt positiv weitergeht.“Der Titel ging mit klarem Vorsprung an Gregorio Paltrinieri. Der Italiener hatte schon über fünf Kilometer gesiegt und ist auch im Becken einer der härtesten Rivalen von Wellbrock. Dieser darf den starken Auftritt im 17,1 Grad kalten Wasser für Tokio als Mutmacher nehmen. In Japan erwarten die Freiwasser-Asse bei hohen Temperaturen gänzlich andere Bedingungen.
Der 23-jährige Wellbrock ist im Becken und im Freiwasser der große Hoffnungsträger der deutschen Schwimmer. Bei den Wasserspringern will der 32 Jahre alte Routinier Hausding in rund zwei Monaten glanzvoll bei seinen vierten und letzten Spielen von der Olympiabühne abtreten. Die Auftritte des nun 17maligen Europameisters in Ungarn sind in jedem Fall schon mal vielversprechend. „Olympia ist ein Riesenmeilenstein“, sagte Hausding in Budapest. Am Mittwochabend bejubelte der Berliner in der nicht-olympischen Konkurrenz vom Einmeterbrett seine 35. Medaille bei
Europameisterschaften, am Donnerstag folgte auch im 3-m-Synchronspringen mit Partner Lars Rüdiger den Titel. „Das klingt ziemlich surreal“, sagte Hausding, „ich weiß nicht, wie viele Athleten dazu in der Zukunft fähig sein werden.“
Vielleicht niemand. Vielleicht stellt Hausding in Budapest oder bei der kommenden EM gar einen Rekord für die Ewigkeit auf. Was für beeindruckende Zahlen! „Wenn man darauf schaut“, sagte Hausding, „ist das eine großartige Ausbeute.“„Mit seiner Medaillenhamsterei ist er unersättlich“, sagte Bundestrainer Lutz Buschkow. Natürlich weiß auch Hausding, dass er nicht ewig springen kann. Tokio werden seine letzten Olympischen Spiele, vielleicht hängt er noch ein Jahr dran. 2022 steht schließlich auch wieder eine EM an, bei der er seine Rekordjagd fortsetzen kann.