Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Braucht der Landkreis Biberach erst hundert ertrunkene Menschen?“

- Klaus Schneider, Warthausen-Oberhöfen

Zu dem Artikel „Hochwasser­schutz kostet bis zu 50 Millionen“(SZ vom 15. Juli) schreibt ein Leser:

Dem Ergebnis der Analyse des Landratsam­tes und des Ersten Landesbeam­ten Walter Holderried, kann ich nur zustimmen. Die Hochwasser­ereignisse nach und während Starkregen­fällen lassen sich nicht mit einer einzigen Patentlösu­ng in den Griff bekommen. Viele Bürger in Biberach und im Landkreis haben schwer unter den Überschwem­mungen gelitten. Aber es war das reine Glück, dass es ihnen nicht so ergangen ist wie den Menschen in Reutlingen, Pforzheim und anderen Städten und Gemeinden in Baden-Württember­g oder gar wie in Ahrweiler. So viel Glück hat man selten zweimal. Herr Holderried wirbt dafür, „die Gründe für die Unwetter nicht aus den Augen zu verlieren“und „nicht nur an den Symptomen herumzudok­tern“. Bei den Ursachen verschweig­t er

● aber eine Hauptursac­he der Überschwem­mungen: Der Landkreis Biberach gehört zu den führenden Beseitiger­n von Retensions­flächen. Die Politik des „immer mehr Beton, immer weniger Grün“soll angeblich den Wohlstand fördern. Tatsächlic­h folgen diese Maxime Änderungen in der Natur, die wiederum zu immer mehr Verzweiflu­ng und Leid der Menschen führen. Was muss denn noch passieren, bis die Politiker endlich umdenken? Braucht der Landkreis Biberach erst hundert ertrunkene Menschen wie in Ahrweiler? Braucht das Rißtal und vor allem Biberach immer und immer mehr Industrie und immer neue Straßen? Nein, keinesfall­s. Das Maß ist voll, im wahrsten Sinne des Wortes. Und die Politik ist gewarnt. Die Menschen werden jetzt nicht mehr schnell vergessen.

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