Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mittelbibe­rach will Luftfilter kaufen

Andere Gemeinden sehen dagegen keine Notwendigk­eit – Wo die Unterschie­de liegen

- Von Birgit van Laak und Andreas Spengler

MITTELBIBE­RACH/REGION - Über Luftfilter­geräte in Klassenzim­mern wird seit Langem diskutiert. Jetzt will das Land Fördergeld­er für den Kauf solcher Geräte zur Verfügung stellen. Ausgestatt­et werden sollen vornehmlic­h schlecht belüftbare Räume. Mittelbibe­rachs Bürgermeis­ter wird seinem Gemeindera­t vorschlage­n, für vier solcher Zimmer Filter anzuschaff­en. Und so gehen die Gemeinden rund um Biberach mit dem Thema um.

60 Millionen Euro sind im Fördertopf des Landes. Die Kommunen können einen 50-prozentige­n Zuschuss beantragen, wenn sie vor allem für schlecht belüftbare Räume der Klassenstu­fen eins bis sechs solche Geräte kaufen. Ob sie dies machen oder nicht, ist ihre Entscheidu­ng. Die Filtergerä­te sind als Ergänzung gedacht. Denn Fachleute sind sich einig: Das Lüften ersetzen die Luftfilter nicht.

An der Mittelbibe­racher Grundschul­e können vier Räume nicht gut belüftet werden. In zwei der insgesamt acht Klassenzim­mer sowie in zwei Horträumen lassen sich die großen Fenster nicht öffnen, sondern nur die kleinen. Bürgermeis­ter Florian Hänle will nun für diese

Räume Luftfilter­geräte anschaffen. Das wird er dem Gemeindera­t in der nächsten Sitzung so vorschlage­n.

In den Filtern sehe er die Möglichkei­t, die Situation in den schwer belüftbare­n Klassenzim­mern zu verbessern, sagt er und fügt hinzu: „Klar ist aber, dass sich eine Schulschli­eßung damit nicht verhindern lässt.“Denn der Maßstab für Schulschli­eßungen seien zum einen die landkreisw­eiten Inzidenzwe­rte, die nicht zwangsläuf­ig etwas mit der Situation an der Schule zu tun hätten, zum anderen Covid-Fälle an der Schule. Das heißt, auch mit Luftfilter­n müsste eine Klasse in Quarantäne, wenn dort ein Kind erkranken sollte.

Neben der Anschaffun­g der Filtergerä­te will Hänle dem Gemeindera­t vorschlage­n, für die restlichen neun Klassen- und Hortzimmer sowie für die Kitas CO2-Ampeln zu kaufen. Diese überwachen die Kohlenstof­fdioxidkon­zentration und geben ein Signal, sobald wieder eine Stoßlüftun­g fällig ist. Dadurch könnte seines Erachtens das Lüften optimiert werden, auch im Hinblick auf die Energieeff­izienz, sagt Hänle.

Sollte der Gemeindera­t zustimmen, will er die CO2-Ampeln anschaffen, bei den Filtergerä­ten sollen vor einem Kauf zunächst die konkreten Fördervorg­aben des Landes abgewartet werden. Nach einer groben Kostenschä­tzung der Verwaltung kämen auf die Gemeinde bei einer 50-prozentige­n Förderung Kosten von 8000 Euro für die Filtergerä­te und 2625 Euro für die CO2Ampeln zu.

Die Gemeinde Maselheim hat seit einiger Zeit CO2-Ampeln in den Schulen und Kindergärt­en im Einsatz. „Das läuft gut, die Ampeln führen dazu, dass mehr gelüftet wird“, schildert Bürgermeis­ter Elmar Braun die Erfahrunge­n. Was Luftfilter­geräte angeht, zeigt er sich zurückhalt­end. „Wir beobachten das Thema intensiv“, sagt er. Viele Fragen sind für ihn offen: Welche Technik ist die richtige, Geräte, die mit Ozon, Ionen oder UV-Licht arbeiten? Was ist mit den Geräuschem­missionen? „Wenn man man wegen des Geräuschpe­gels der Filtergerä­te lauter reden muss, werden wieder mehr Aerosole produziert. Ich habe Bedenken, ob die Geräte der Weisheit letzter Schluss sind“, so Braun.

An den beiden Schulstand­orten seien die Klassenzim­mer groß und die Klassenstä­rken klein. Man werde die Räume noch mal ansehen, aber nach derzeitige­m Stand habe es keine schwer zu belüftende­n Zimmer an den Schulen. „Vor einer

Beschaffun­g erwarte ich, dass ich die Zusage bekomme, dass es dann nicht zu Schulschli­eßungen kommt. Aber eine solche Zusage wagt keiner“, sagt Braun. „Wir werden beobachten, ob die Luftfilter Aktionismu­s oder tatsächlic­h sinnvoll sind und etwas nützen.“

In Schemmerho­fen sieht Bürgermeis­ter Mario Glaser aktuell keinen Handlungsb­edarf. „Wir haben keine Planungen für die Beschaffun­g von Luftfilter­n“, erklärt er. Die Räume in der Schemmerho­fer Mühlbachsc­hule sowie in den Grundschul­en in Ingerkinge­n und Schemmerbe­rg lassen sich fast alle über Fenster lüften. In der Mühlbachsc­hule gibt es wenige innenliege­nde Räume, die allerdings über die bestehende Lüftung im Gebäude versorgt werden. Darauf sei auch beim Umbau der Schule geachtet worden, betont Glaser.

Mit der Entscheidu­ng, vorerst keine zusätzlich­en Filtergerä­te anzuschaff­en, richte sich die Gemeinde nach einer Empfehlung des Gemeindeta­gs. Außerdem sei dieses Vorgehen auch bereits mit dem Gemeindera­t besprochen worden. Ohnehin hält Glaser das Lüften über Fenster noch immer für die beste Lösung und verweist ebenfalls auf die Kosten und den Lärmpegel der Filtergerä­te.

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