Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mittelbiberach will Luftfilter kaufen
Andere Gemeinden sehen dagegen keine Notwendigkeit – Wo die Unterschiede liegen
●
MITTELBIBERACH/REGION - Über Luftfiltergeräte in Klassenzimmern wird seit Langem diskutiert. Jetzt will das Land Fördergelder für den Kauf solcher Geräte zur Verfügung stellen. Ausgestattet werden sollen vornehmlich schlecht belüftbare Räume. Mittelbiberachs Bürgermeister wird seinem Gemeinderat vorschlagen, für vier solcher Zimmer Filter anzuschaffen. Und so gehen die Gemeinden rund um Biberach mit dem Thema um.
60 Millionen Euro sind im Fördertopf des Landes. Die Kommunen können einen 50-prozentigen Zuschuss beantragen, wenn sie vor allem für schlecht belüftbare Räume der Klassenstufen eins bis sechs solche Geräte kaufen. Ob sie dies machen oder nicht, ist ihre Entscheidung. Die Filtergeräte sind als Ergänzung gedacht. Denn Fachleute sind sich einig: Das Lüften ersetzen die Luftfilter nicht.
An der Mittelbiberacher Grundschule können vier Räume nicht gut belüftet werden. In zwei der insgesamt acht Klassenzimmer sowie in zwei Horträumen lassen sich die großen Fenster nicht öffnen, sondern nur die kleinen. Bürgermeister Florian Hänle will nun für diese
Räume Luftfiltergeräte anschaffen. Das wird er dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung so vorschlagen.
In den Filtern sehe er die Möglichkeit, die Situation in den schwer belüftbaren Klassenzimmern zu verbessern, sagt er und fügt hinzu: „Klar ist aber, dass sich eine Schulschließung damit nicht verhindern lässt.“Denn der Maßstab für Schulschließungen seien zum einen die landkreisweiten Inzidenzwerte, die nicht zwangsläufig etwas mit der Situation an der Schule zu tun hätten, zum anderen Covid-Fälle an der Schule. Das heißt, auch mit Luftfiltern müsste eine Klasse in Quarantäne, wenn dort ein Kind erkranken sollte.
Neben der Anschaffung der Filtergeräte will Hänle dem Gemeinderat vorschlagen, für die restlichen neun Klassen- und Hortzimmer sowie für die Kitas CO2-Ampeln zu kaufen. Diese überwachen die Kohlenstoffdioxidkonzentration und geben ein Signal, sobald wieder eine Stoßlüftung fällig ist. Dadurch könnte seines Erachtens das Lüften optimiert werden, auch im Hinblick auf die Energieeffizienz, sagt Hänle.
Sollte der Gemeinderat zustimmen, will er die CO2-Ampeln anschaffen, bei den Filtergeräten sollen vor einem Kauf zunächst die konkreten Fördervorgaben des Landes abgewartet werden. Nach einer groben Kostenschätzung der Verwaltung kämen auf die Gemeinde bei einer 50-prozentigen Förderung Kosten von 8000 Euro für die Filtergeräte und 2625 Euro für die CO2Ampeln zu.
Die Gemeinde Maselheim hat seit einiger Zeit CO2-Ampeln in den Schulen und Kindergärten im Einsatz. „Das läuft gut, die Ampeln führen dazu, dass mehr gelüftet wird“, schildert Bürgermeister Elmar Braun die Erfahrungen. Was Luftfiltergeräte angeht, zeigt er sich zurückhaltend. „Wir beobachten das Thema intensiv“, sagt er. Viele Fragen sind für ihn offen: Welche Technik ist die richtige, Geräte, die mit Ozon, Ionen oder UV-Licht arbeiten? Was ist mit den Geräuschemmissionen? „Wenn man man wegen des Geräuschpegels der Filtergeräte lauter reden muss, werden wieder mehr Aerosole produziert. Ich habe Bedenken, ob die Geräte der Weisheit letzter Schluss sind“, so Braun.
An den beiden Schulstandorten seien die Klassenzimmer groß und die Klassenstärken klein. Man werde die Räume noch mal ansehen, aber nach derzeitigem Stand habe es keine schwer zu belüftenden Zimmer an den Schulen. „Vor einer
Beschaffung erwarte ich, dass ich die Zusage bekomme, dass es dann nicht zu Schulschließungen kommt. Aber eine solche Zusage wagt keiner“, sagt Braun. „Wir werden beobachten, ob die Luftfilter Aktionismus oder tatsächlich sinnvoll sind und etwas nützen.“
In Schemmerhofen sieht Bürgermeister Mario Glaser aktuell keinen Handlungsbedarf. „Wir haben keine Planungen für die Beschaffung von Luftfiltern“, erklärt er. Die Räume in der Schemmerhofer Mühlbachschule sowie in den Grundschulen in Ingerkingen und Schemmerberg lassen sich fast alle über Fenster lüften. In der Mühlbachschule gibt es wenige innenliegende Räume, die allerdings über die bestehende Lüftung im Gebäude versorgt werden. Darauf sei auch beim Umbau der Schule geachtet worden, betont Glaser.
Mit der Entscheidung, vorerst keine zusätzlichen Filtergeräte anzuschaffen, richte sich die Gemeinde nach einer Empfehlung des Gemeindetags. Außerdem sei dieses Vorgehen auch bereits mit dem Gemeinderat besprochen worden. Ohnehin hält Glaser das Lüften über Fenster noch immer für die beste Lösung und verweist ebenfalls auf die Kosten und den Lärmpegel der Filtergeräte.