Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rückkehrer Kruse brennt für die Mission Gold

Der Stürmer von Union Berlin flog einst aus dem DFB-Team – Sechs Jahre später soll er die junge Olympia-Auswahl zu einer Medaille führen

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4. Platz bei der Tour de France 2019,

TOKIO (SID) - Als Max Kruse im fernen Japan das Deutschlan­d-Trikot mit der Nummer 10 überstreif­te, wurde er beinahe nostalgisc­h. „Fast sechs Jahre ist es her, aber es fühlt sich noch immer gut an, dieses Trikot zu tragen“, sagt der 33 Jahre alte Routinier über sein Comeback in Schwarz-Rot-Gold, mit dem er selbst gar nicht mehr gerechnet hatte. „Ich bin stolz“, betont er, „Deutschlan­d bei den Olympische­n Spielen vertreten zu dürfen. Die Mission Gold kann starten.“

Schon am Donnerstag, einen Tag vor der offizielle­n Olympia-Eröffnung, wird Kruse im Topspiel gegen Brasilien (13.30 Uhr/ARD und Eurosport) auch offiziell wieder für Deutschlan­d spielen. DFB-Trainer

Stefan Kuntz hat den mit Abstand ältesten Spieler seines Kaders aber nicht nur wegen dessen Qualitäten mit nach Tokio genommen. Der Angreifer von Union Berlin soll das junge „Team D“mit seiner Erfahrung anführen und nebenbei für die nötige Lockerheit sorgen. Das macht Kruse bislang bestens. So lädt er abends immer wieder ein Team-Mitglied zum Interview auf seine „Casting-Couch“im Hotel, das Gespräch stellt er anschließe­nd ins Internet. Zuletzt scherzte er dort mit Angreifer Marco Richter vom FC Augsburg („Du bist auch vergeben, oder? Also wird für uns das Olympische Dorf relativ langweilig.“) um die Wette. Spaß ist garantiert in der deutschen Mannschaft.

Das war vor sechs Jahren anders. Im Oktober 2015 traf Kruse noch gegen Georgien zum 2:1-Endstand im EM-Qualifikat­ionsspiel, wenig später warf Joachim Löw ihn aus der Mannschaft. Kruse hatte sich zuvor eine Auseinande­rsetzung mit einer Reporterin geleistet, zuvor soll er bei einem Berlin-Besuch 75 000 Euro in einem Taxi liegen gelassen haben. „Max hat sich zum wiederholt­en Male unprofessi­onell verhalten. Das akzeptiere ich nicht“, sagte Löw damals.

Im Sommer 2021 ist das abgehakt. „Olympia ist ein absolutes Highlight in meiner Karriere“, sagt Kruse. Bei den Kollegen kommt diese Einstellun­g gut an. „Max brennt für dieses Turnier. Das gibt er auch an jüngere

Spieler weiter“, sagt etwa Benjamin Henrichs. Ähnlich äußert sich Cedric Teuchert: „Max nimmt uns alle an die Hand und hat Bock, mit uns zu spielen. Er ist für jede Mannschaft eine Bereicheru­ng.“

Kruse selbst nimmt seine Führungsro­lle nur zu gerne an. Über allem steht aber die Hoffnung auf eine Medaille, wenn möglich Gold. Und daher wird auch Max Kruse so kurz vor dem Auftakt langsam nervös. „Man denkt vielleicht, dass das mit dem Alter weg geht. Geht es aber nicht“, sagte Kruse nach der Ankunft in Tokio. „Keiner von uns hat schon so ein Turnier gespielt, und dann wartet im ersten Spiel gleich Brasilien. Mehr geht nicht.“

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FOTO: DPA Trainer Stefan Kuntz (li.) setzt auf Max Kruse als Führungssp­ieler.

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